Klimabewegung „Fridays for Future“ in Moers wächst

Moers · Was die Ortsgruppe in der Grafenstadt plant, wie sie organisiert ist und was Kommunalpolitiker über die Klimabewegung denken: Unsere Redaktion hat mit zwei lokalen Vertreterinnen gesprochen.

 Im September haben Schüler aus Moers und Neukirchen-Vluyn gemeinsam für schnelle und effiziente Klimaschutzmaßnahmen demonstriert.

Im September haben Schüler aus Moers und Neukirchen-Vluyn gemeinsam für schnelle und effiziente Klimaschutzmaßnahmen demonstriert.

Foto: Norbert Prümen (nop)

2019 war das Jahr der Klimaproteste. Auch in Moers gehen – inspiriert von der Schwedin Greta Thunberg – seit dem Sommer vornehmlich junge Menschen mit Plakaten auf die Straße, um für die Einhaltung des Pariser Klimaschutzabkommens zu demonstrieren, auf das sich 195 Staaten geeinigt haben. An der größten „Fridays for Future“-Demo in Moers zum Thema „Fahrrad statt Auto“ nahmen im September rund 400 Menschen teil. Über die Anfänge und die Pläne der Bewegung hat unsere Redaktion mit zwei lokalen Aktivistinnen gesprochen: Leonie Haßler und Janette Schwahn.

„Es war sehr chaotisch am Anfang, bis sich eine Gruppe herauskristallisiert hat und klar war, wer was organisiert“, erinnert sich Haßler. Die Moerserin ging mit Freunden anderswo auf „Fridays for Future“-Demonstrationen und fragte sich dann, ob es das auch in Moers gibt. Janette Schwahn kam durch die letzte Moerser Demo dazu. „Die gefiel mir so gut, dass ich mitmachen wollte“, sagt sie. Die Ortsgruppe wächst.

Jetzt, wo mehr Leute mithelfen, sei es auch viel leichter geworden, Aktionen zu organisieren, sagen die jungen Frauen. Und: Solange der Klimaschutz nicht gewährleistet sei, müsse weiter demonstriert werden. „Es wäre genau das falsche Signal an die Politik, jetzt aufzuhören“, betonen beide unisono. Die Bewegung existiere nur, weil in der Vergangenheit politische Fehlentscheidungen getroffen wurden. „Wenn man richtige Politik gemacht hätte, würde es ,Fridays for Future’ heute nicht geben.“

Grundsätzlich ist das Verhältnis zur Politik deshalb auch kein ganz einfaches. Da „Fridays for Future“ eine parteiunabhängige Bewegung sei, wolle man sich nicht instrumentalisieren lassen, heißt es. Parteiflaggen sind auf FFF-Veranstaltungen deshalb auch nicht gerne gesehen. Gleichzeitig sei man für Unterstützung aus der Politik dankbar, sagen Haßler und Schwahn. So folgte der Moerser Stadtrat im Oktober zum Beispiel dem Bürgerantrag der Moerser Ortsgruppe und rief den Klimanotstand aus. Wie genau dieser umgesetzt werden soll, ist noch nicht entschieden. Konzepte dazu befänden sich noch in der Prüfung, heißt es von Seiten der Stadt.

Dennoch gibt es auch Menschen, die den FFF-Aktivisten kritisch gegenüberstehen. Um dem Vorurteil zu entgehen, man streike nur, um die Schule zu schwänzen, werde in Moers inzwischen außerhalb der Schulzeit demonstriert, erklärt Schwahn. Auch habe „Fridays for Future“ keinen Vorstand. Ein Unterstützer der Moerser Ortsgruppe zog sich zurück, weil ihm Aussagen von Greta Thunberg zu weit gingen. Dazu stellt Haßler klar: „Wir haben keinen Anführer. Es gibt Leute die sehr präsent sind, aber wir sind nicht hierarchisch aufgebaut.“ Fridays for Future habe eine föderale Form mit unabhängigen Ortsgruppen. Daher würden je nach Ort auch andere Akzente gesetzt und Entscheidungen gemeinschaftlich und demokratisch gefällt. An den Aktionen in der Grafenstadt sind Schüler aus allen Moerser Schulen beteiligt. Für größere Proteste wurde auch bereits mit Schülern aus Neukirchen-Vluyn, Duisburg und dem Kreis Kleve demonstriert. Diese Kooperationen mit den Nachbargemeinden, aber auch mit interessierten Vereinen wie „Eine Welt“ und „Initiative Lieferkettengesetz“, sollen fortgeführt werden, heißt es.

Und was kommt 2020? Bei der nächsten Demonstration in Moers soll die Erde zu Grabe getragen werden, verraten die Aktivistinnen. Damit werde symbolisiert, dass man angesichts der aktuellen Lage verzweifeln könne. So düster wie dies anmutet, soll es aber nicht werden. Man solle gerade jetzt nicht die Hoffnung verlieren, finden beide. Für die Aktion kooperiert die Gruppe mit der evangelischen Kirche und einem lokalen Bestattungsunternehmen. Dem Protest anschließen dürfe sich jeder. „Unsere Demos sind offen für alle“, betonen Haßler und Schwahn. Wer wissen möchte, wo und wann die nächste Aktion stattfindet, kann sich per Mail an fridaysforfuture-moers@web.de für den Newsletter anmelden.

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