Moers Freefall Festival: Abschied unter Tränen

Moers · Den Veranstaltern fehlt die Zeit, das Musik-Fest weiter auszurichten. Im August findet es zum letzten Mal statt. Die CDU sucht Rettungsvorschläge.

 "The Bonni Situation" (oben) stand schon beim Freefall-Festival auf der Bühne. Zuletzt kamen mehr als 12 000 Besucher.

"The Bonni Situation" (oben) stand schon beim Freefall-Festival auf der Bühne. Zuletzt kamen mehr als 12 000 Besucher.

Foto: Dieker/Veranstalter

Es war der wohl traurigste Geburtstag, den Christian Schürmann je hat erleben müssen. Am Donnerstag wurde der Organisator des Freefall Festivals 30 Jahre alt, musste aber am selben Abend im Jugendhilfe-Ausschuss unter Tränen das Aus für die Groß-Veranstaltung verkünden. Aus Zeitgründen sei es für das kleine Organisations-Team künftig nicht mehr möglich, die ehrenamtliche Arbeit zu stemmen. Die CDU wird wohl Rettungslösungen diskutieren, der Entschluss steht aber fest.

Als 18-Jähriger hob Schürmann zusammen mit ein paar Freunden das Festival aus der Taufe. Zu Beginn noch eine kleine Veranstaltung auf dem Hof des CVJM an der Haagstraße, wuchs das Festival zu einem überregionalen Großereignis heran. Mehr als 12 000 Besucher zählten die Veranstalter 2014. "Wir wollen der Jugend in Moers etwas bieten und regionale Bands eine Bühne bieten", sagte Schürmann von Jahr zu Jahr. Doch schon bald gaben sich auch bundesweit bekannte Bands wie Egotronic, MC Fitti, Supershirt, Benzin oder Turbostaat die Klinke in die Hand. Eintritt verlangten die Freefaller nie. Das Publikum kam aus dem gesamten Ruhrgebiet und vom Niederrhein in den Stadtpark. "Das Freefall ist ein großer Teil der Musik-Kultur und ein Vorzeige-Projekt", sagt Atilla Cikoglu, SPD. Der Vorsitzende des Moerser Jugendhilfeausschusses ist ein großer Fan, kann aber den Schritt der Veranstalter nachvollziehen.

Seit etwa elf Jahren verplanen Schürmann und Co. einen Großteil ihres Jahresurlaubs, um allein die Bühne und das Gelände aufzubauen. Hinzukommt die monatelange Planung im Vorfeld. "Zwangsläufig verschieben sich jetzt die Prioritäten durch Familie und Beruf", erklärt Schürmann. Der Ausstieg der Stadt Moers im Jahr 2014 sowie die immer strenger werdenden Sicherheitsbestimmungen nach der Loveparade in Duisburg erschwerten die Vorbereitungen der Großveranstaltung zusätzlich.

Der Entschluss, dass "Baby" Freefall Festival aufzugeben, schmerzt der Politik. Nach der Beschneidung des Moers Festivals und dem Umzug des Comedy Arts in die Festivalhalle ist es der dritte eklatante Einschnitt in die Moerser Kulturszene binnen zwei Jahren. Die CDU-Politikerin Judith Fenger war völlig überrascht von der Nachricht. "Wir müssen uns alle noch einmal zusammensetzen, um mit dem Einvernehmen der Veranstalter das Festival fortzuführen", sagte Judith Fenger.

Doch wiegelt Schürmann ab. Das Wochenende vom 21. bis 23. August wird das letzte Freefall Festival sein Er betont: "Wir werden das Festival nicht in fremde Hände geben. Wir hören lieber mit einem großen Knall auf." Allerdings verspricht er Hilfe für diejenigen, die ernsthaft an einem Nachfolgefestival arbeiten wollen. Nur ein neuer Name müsse her.

(RP)
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