Moers/Xanten Frauenhaus - drei Helferinnen berichten

Moers/Xanten · Das Frauenhaus in Moers ist voll belegt. Drei Ehrenamtliche Helferinnen berichten, welche Bereicherung ihr Leben durch die Arbeit dort erfahren hat. Ehrenamtliche für Rufbereitschaft nachts und am Wochenende werden gesucht.

 Die ehrenamtlichen Helferinnen im Moerser Frauenhaus Erika Susen (li) und Fine Hillebrand mit Leiterin Christine Stephani (Mitte)

Die ehrenamtlichen Helferinnen im Moerser Frauenhaus Erika Susen (li) und Fine Hillebrand mit Leiterin Christine Stephani (Mitte)

Foto: Klaus Dieker

Der Täter kommt in der Regel aus dem Familienkreis - es ist der Ehemann oder ein Elternteil, der Bruder oder Onkel. Sie schlagen zu, wenn die Frau-Tochter-Schwester-Nichte nicht spurt, lassen sich auch durch kleine Kinder nicht davon abbringen, gewalttätig gegenüber der Mutter zu werden. In der Regel können sich die Frauen nicht wehren. Oder sie wehren sich nicht, obwohl sie es könnten. Und die, die es tun, die der häuslichen Gewalt entfliehen, brauchen Hilfe. Solche Hilfe finden sie in Frauenhäusern wie dem in Moers, wo sie mit den Kindern kurzfristig unterschlüpfen können und in Sicherheit sind.

Seit 35 Jahren gibt es das Moerser Frauenhaus, seit 25 Jahren ist die Sozialarbeiterin Christine Stephanie Leiterin des Hauses in Trägerschaft des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF). Auf ihre Hilfe und die ihres Teams - dazu gehören eine weitere Sozialarbeiterin, eine Erzieherin und eine Hauswirtschaftliche Kraft - können die misshandelten Frauen und deren Kinder bauen; genauso wie auf die der neun ehrenamtlichen Frauen zwischen Ende 40 und 79 Jahren, die wochentags von 17 Uhr bis zum nächsten Morgen, 8.30 Uhr, sowie an Wochenenden und Feíertagen in Rufbereitschaft stehen.

Es sind Frauen wie Josefine Hillebrand (75) aus Kapellen und Erika Susen aus Kamp-Lintfort, mit 79 die Älteste im Team der Ehrenamtlichen. Zwei Frauen, die seit vielen Jahren Frauen in Not ihr Ohr leihen, ihre Hilfe anbieten. "Mir ging es immer gut, ich wollte etwas davon abgeben", begründet Josefine Hillebrand ihre Entscheidung vor 35 Jahren, beim Frauenhaus mit zu arbeiten. "Ich bin dadurch unendlich bereichert", erzählt die Mutter dreier natürlich längst erwachsener Töchter, deren Mann immer mitfährt, wenn sie einmal eine Frau am vereinbarten Treffpunkt abholen muss, die vor ihrem schlagkräftigen Partner geflohen ist.

"Blauäugig, wie wir damals waren, haben wir Frauen und ihre Kinder auch schon mal nachts an ihrer Wohnung abgeholt", sagt sie. Das macht heute aber keine mehr. Ein Bild geht Josefine Hillebrand, die als Erzieherin bis zur Rente "immer irgendwo in Brennpunkten gearbeitet" hat, nicht mehr aus dem Kopf: "Mein Mann und ich haben mal ein junges Mädchen, das vergewaltigt worden ist, erst ins Krankenhaus und dann ins Frauenhaus gebracht. Ich sehe es noch heute vor mir, wie das arme Mädel gekrümmt auf der Rückbank im Auto liegt."

Auch Erika Susen, der man nicht glauben mag, dass sie nächstes Jahr tatsächlich schon 80 wird, ist mit ganzem Herzen dabei, und das inzwischen schon seit 20 Jahren. Warum sie das macht? "Stellen Sie sich doch mal vor, wie die Welt aussähe, wenn es keine Menschen mehr gibt, die helfen, ohne an die Folgen zu denken oder dafür bezahlt werden wollen". Sie war 10, als sie zum ersten Mal mit dem Thema Gewalt konfrontiert wurde. "Wir lebten in einer Zechensiedlung. Mein Vater war '44 gestorben, meine Mutter musste arbeiten, meine zwei Jahre ältere Schwester und ich waren allein zu Hause. Da hämmert eine Frau aus der Nachbarschaft an unserer Haustür, ruft um Hilfe. Wir haben sie 'reingeholt". Sekunden später stürmt der wütende Ehemann an die Tür, aber die bleibt zu.

Den Ausschlag, im Frauenhaus in Moers mit zu arbeiten, gab eine Begegnung in der Wohngemeinschaft einer ihrer beiden Töchter, die in Frankfurt studiert hat. Eine Mitbewohnerin arbeitete in dem Frauenhaus in Frankfurt - "da habe ich zum ersten Mal davon gehört, dass es solche Häuser gibt". Und genau wie Josefine Hillebrand will Erika Susen so lange weiter machen wie sie kann. "Das gehört doch schon zu unserem Leben."

(jas)
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