Moers Frauen-Power im Zirkuszelt — mehr davon

Moers · Am Samstag steht mit Jenny Hval und Sidsel Endresen die Stimme im Vordergrund, am Sonntag setzt Terri Lyne Carrington mit ihrem Mosaic-Projekt den Schlusspunkt.

Moers Festival 2013: Anke Engelke als Soul Sister
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Mit viel Frauen-Power geht das letzte Moers-Festival im Zelt zu Ende. Die amerikanische Schlagzeugerin Terri Lyne Carrington aus Bosten hat lauter hervorragende Musikerinnen mitgebracht. Mit ihrem Mosaic-Projekt will sie in der von Männern dominierten Musikwelt beweisen, dass die Frauen in der gleichen Liga Musik machen können - wenn man sie lässt. Zwar hat es in früheren Jahren auf dem Festival schon Finale gegeben, die mehr mitgerissen und begeistert haben, aber mit viel Selbstbewusstsein haben die Amerikanerinnen mit ihrer druckvollen Musik dem Festival ein versöhnliches Ende beschert, nachdem etliche europäische Musiker vorher viel Experimentelles, Schwieriges, Aggressives beigetragen haben.

Das siebenköpfige Ensemble des Mosaic-Projekts, darunter an Bass und Gitarre zwei Männer, schöpfte aus den Vollem: Terri Lyne Carrington war am Schlagzeug immer Mittelpunkt des Geschehens, Geri Allen war eine mitreißende Pianistin. Bei den Soli sind die Trompeterin Ingrid Jensen und Gitarrist Matt Stevens hervorzuheben, und natürlich die Sängerin Lizz Wright, deren dunkle Stimme sofort begeisterte. Vor Mosaic gab eine andere amerikanische Band ihre Deutschland-Premiere. Mit Church kam die experimentierfreudige Musikszene von Los Angeles ins Spiel. Mark de Clive-Lowe, der in Neuseeland und London aufwuchs, war eine der großen Festivalentdeckungen, ebenso wie Carravaggio, das französische Quartett. Blass dagegen blieb "The Bliss" aus Deutschland. Die Kölnerin Katrin Scherer, Saxophon und Querflöte, vermochte mit ihren fünf Männern wenig Glückseligkeit ins Zelt zu verströmen. Dagegen sorgten am Samstag Sidsel Endresen und Stian Westerhus aus Norwegen für magische Momente. Der Gitarrist Westerhus mit vielen Verfremdungseffekten fand in Endresen seinen ruhenden Gegenpol. Während ihrer Performance saß sie die ganze Zeit auf einem Plastikstuhl, in sich selbst ruhend wie ein schlanker Buddha, um dann leicht den Kopf zu heben und mit ihrer Stimme zu berühren.

Die Jazzsängerin ist keine Vocalistin, die 60-Jährige aus Trondheim singt eher lautmalerisch - ein Experiment, das voll ankam. Sehr eigen, aber auch sehr gut war der Auftritt der jungen Sängerin Jenny Hval. In ihrer norwegischen Heimat war das "Fräuleinwunder" bereits eine erfolgreiche Popsängerin. Außerdem hat sie Gedichte und einen Roman veröffentlicht. Leider waren ihre tiefgehenden Texte nicht zu verstehen. Mit dem Gitarristen Havard Volden und Schlagzeuger Kyrre Lasstad schuf sie einen sehr nordisch angehauchten Klangraum, in dem man gerne eintritt. Bei den Frauen im Programm darf man die Percussionistin Evelyn Glennie nicht übergehen, die nach 2004 erneut mit dem Gitarristen Fred Frith in Moers auf der Bühne stand. In ihrer Kindheit verlor sie weitgehend ihr Hörvermögen, die Britin, die in London Klavier und Schlagzeug studierte, nimmt Töne vorwiegend durch die Vibrationen wahr.

(RP/sgo)
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