Moers Frauen aller Nationen unter einem Dach

Moers · Vor 25 Jahren rief Anne Sarholz die "Internationale Frauenbegegnung" ins Leben. Seitdem trifft sich die Gruppe ein Mal im Monat. Es ist eine Gemeinschaft entstanden, die sich austauscht und ein offenes Ohr für Probleme aller Art hat.

 Anne Sarholz hält die Begrüßungsansprache beim der Jubiläumsveranstaltung.

Anne Sarholz hält die Begrüßungsansprache beim der Jubiläumsveranstaltung.

Foto: Klaus Dieker

Nurten Uzun ruft aus der Türkei an, als Anne Sarholz gerade eine kleine Ansprache hält. Die Internationale Frauenbegegnung, die von Sarholz geleitet wird, ist im Internationalen Bürgerzentrum in Repelen zusammen gekommen, um ihr 25-jähriges Bestehen zu feiern. 20 Frauen sitzen an der Kaffeetafel, die bunt geschmückt ist mit Osterhasen aus Ton und roten und gelben Blumen.

Ein reichhaltiges Buffet lädt zum Schlemmen ein. "Schade, dass ich nicht bei euch sein kann. Aber in einem Monat sehen wir uns wieder", verkündet Uzun per Videotelefonat. "Ihr fehlt mir!" Die Frauen winken Uzun fröhlich zu, wünschen ihr einen schönen Urlaub. "Nurten ist von Beginn an dabei gewesen, sie kann super diskutieren. Wir sagen immer, sie soll Bürgermeisterin werden", erzählt Sarholz nach ihrer Ansprache. "Mit ihr und 14 anderen Frauen habe ich damals angefangen. 1992 gab es viele ausländerfeindliche Taten, die durch die Medien gingen. Also habe ich mir überlegt, wie man am besten Vorurteile abbauen kann. Das gelingt nicht mit einem Vortrag, sondern beim direkten Austausch."

Sarholz, die am Bildungsausschuss der katholischen Kirche teilnahm, brachte eine Internationale Frauengruppe ins Gespräch, bei der Frauen aller Nationalitäten aufeinandertreffen könnten. Die Idee fand Anklang bei der katholischen Kirchengemeinde Sankt Martinus und der Arbeiterwohlfahrt (AWO) - sie stellten das Franziskushaus und das Internationalen Bürgerzentrum für die Treffen zur Verfügung. Zunächst plante Sarholz vier Treffen vor den Ostertagen 1992. Doch als 15 Frauen aus der Türkei, Deutschland und Jugoslawien am 11. März 1992 aufeinander trafen, war der Austausch so rege und die Rückmeldungen waren so positiv, dass aus der Aktion monatliche Treffen wurden. "Viele Frauen sind im Laufe der Zeit dazu gekommen, einige mussten aus beruflichen Gründen aufhören. Aber alle schätzen und schätzten den persönlichen und offenen Austausch, niemand ist frustriert gegangen oder hat sich unverstanden gefühlt. Wir haben ein offenes Ohr für jede Frau", erklärt Sarholz. Seit dem vergangenen Jahr wird sie von Günay Tokmak (37) unterstützt, die als Kulturmittlerin für die AWO arbeitet. "Wir suchen zusammen Themen aus, die wir mit den Frauen besprechen wollen", sagt die Türkin, die in Deutschland geboren und aufgewachsen ist. "Integration, Feste, Familie - unsere Themen sind vielfältig, jeden Monat geht's um was anderes. Anne und ich wechseln uns mit unseren kleinen Vorträgen ab. Anschließend gibt es immer eine Diskussion. Wir lernen Meinungen, Ansichten und Erfahrungen kennen, die auch geprägt sind von den jeweiligen Kulturen."

Diesen Austausch bezeichnet Anne Sarholz gern als "kleine Weltreise." "Unsere Diskussionen bereichern uns und bauen Vorurteile ab. Und genau das war ja schon 1992 mein Ziel", sagt sie und lächelt. Huriye Kaplan aus Moers ist gebürtige Türkin und seit sechs Jahren Teil der Internationalen Frauenbegegnung. Sie kann Sarholz' Worte nur bestätigen. "Die Gruppe ist bunt und international.

Wir sind alle Menschen verschiedener Kulturen, aber wir teilen so vieles. Ich komme gern her, um mich auszutauschen." Und Sophie Kaffka, die neben ihr sitzt, erklärt: "Ich genieße als Rentnerin die Gemeinschaft und Gesellschaft, die ich hier finde." Ein entscheidendes Merkmal der Gruppe benennt Elena Piroddi, die nach dem Tod ihres Mannes vor zwanzig Jahren dort Halt fand: "Das Vertrauen ist da. Und es wird nichts nach außen getragen."

(jma)
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