Kamp-Lintfort Fragiles Glas in Bewegung

Kamp-Lintfort · Glas ist für Klaus Michael Dross ein kostbares Material, mehr als nur industrielles Produkt oder Alltagsgegenstand: Der Künstler aus Korschenbroich, der sich auch als Maler und Zeichner einen Namen gemacht hat, gibt dem Glas eine neue Bedeutung.

Mit viel Liebe zum Detail und dem Willen zur Präzision schafft er eine faszinierende und zugleich ausgeklügelte Kunst, die neugierig macht, genauer hinzuschauen und die Arbeitstechnik des Künstlers zu durchschauen. In seinen Händen verwandelt sich das mit einem gezielten Hieb zersplitterte Seitenfenster eines alten VW in etwas Neues, erinnert gar den einen oder anderen Betrachter ans Universum, an die Milchstraße.

Kinetische Kunst

Diaphane Bilder will Dross schaffen. Es sind Arbeiten, die transparent, fast schon transluzent wirken und weit über den Reiz von Spiegelobjekten hinausgehen. "In meinen Arbeiten geht es um die dritte Dimension", betont der Glaskünstler aus Korschenbroich, der ab dem morgigen Sonntag, 20. Juli, in der westlichen Orangerie im Terrassengarten des Klosters Kamp ausstellt. Für seine Kunst verwendet er Glasstangen und Rohre, die verformt, aufgeblasen oder ausgezogen werden. "Das hat viel mit Handwerk zu tun. Ich schleife, bohre und schneide", sagt der 1934 geborene Künstler, der ursprünglich als Großhandelskaufmann arbeitete.

Das von ihm bearbeitete Glas montiert er zu strengen, symmetrischen Flächen, wobei er oftmals im Hintergrund verspiegeltes, mit Wasser bedampftes oder sogar geätztes Glas einsetzt. Manches wirkt wie zufällig, ist aber in Wirklichkeit durchkalkuliert. Dross nimmt auch Anleihen in der kinetischen Kunst, einer künstlerischen Ausdrucksform, in der die mechanische Bewegung ein ästhetischer Bestandteil des Objekts ist. In der westlichen Orangerie dürfen die Besucher gerne den Schalter der Objekte anknipsen und Glas in Bewegung erleben, das zuweilen Sinnestäuschungen vorgaukelt. Durch das Experimentieren mit dem Glas kommt Dross immer wieder zu neuen Ideen und Sichtweisen. Seine Liebe zum Glas entdeckte Klaus Michael Dross bereits in jungen Jahren. "Ich lernte damals den Glasmaler und Professor Gustav Fünders kennen, der an der Werkschule in Krefeld unterrichtete. Ich ging in seinem Haus ein und aus." Bis er sich entschloss, ebenfalls mit Glas künstlerisch zu arbeiten, seien jedoch viele Jahre ins Land gegangen. Es bedurfte einer intensiven Vorbereitungszeit.

"Ich habe zwei Jahre lang mit einem Glasbläser alter Schule zusammengearbeitet, der mir die technischen Fähigkeiten bei der Gestaltung von Glas vermittelte", erzählt der Künstler. In der Ausstellung zeigt Klaus Michael Dross jedoch nicht nur gestaltetes Glas. "Acrylbilder — kosmisch" lautet der zweite Teil der Ausstellung: Es handelt sich um Arbeiten auf Papier und Leinwand, die den Sternenhimmel thematisieren. Hier arbeitet Dross mit Wachs und flüssigem Bleich.

Info Westliche Orangerie im Terrassengarten des Klosters Kamp. Eröffnung am Sonntag, 20 Juli Die Ausstellung läuft bis zum 10. August.

(RP)
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