Moers Fragezeichen hinter der Festival-Zeltstadt

Moers · Am 2. Mai will der Aufsichtsrat der Kultur-GmbH die Weichen für die Zukunft des Moers-Festivals stellen. Offenbar braucht die Gesellschaft noch mehr Geld, als bisher bekannt war, um die Festivalhalle schalldicht zumachen.

 Dient die alte Theaterhalle bald als Hülle für die Neue?

Dient die alte Theaterhalle bald als Hülle für die Neue?

Foto: kdi

Ulrich Greb braucht Geld. Das ist für den Geschäftsführer der Moerser Kultur GmbH nichts Neues. Allerdings braucht Greb Geld für das zentrale Projekt der Moerser Kulturpolitik, die Festivalhalle in den Filder Benden. Und es ist erheblich mehr als bisher bekannt war. Im Raume steht nun eine Gesamtsumme von 1,8 bis 1,9 Millionen Euro. Letzter öffentlich kommunizierter Stand waren 1,63 Millionen. Mit dem Geld soll die ehemalige Tennishalle, die zuletzt vom Schlosstheater Moers genutzt wurde, so hergerichtet werden, dass sie auch langfristig als Konzert- und Veranstaltungshalle genutzt werden kann. Aus Kostengründen will sich die Kultur GmbH auch aus der Organisation der Zeltstadt zurückziehen.

 Zeltstadt vor dem aus? Für viele Fans der international bekannten Moersfestivals wäre das ein Graus. Derzeit bestehen Überlegungen nur noch ein Mini-Camp auf einem Teil des Bettenkamper Freibads zu organisieren.

Zeltstadt vor dem aus? Für viele Fans der international bekannten Moersfestivals wäre das ein Graus. Derzeit bestehen Überlegungen nur noch ein Mini-Camp auf einem Teil des Bettenkamper Freibads zu organisieren.

Foto: Klaus Dieker

Das Land hat bereits 1,3 Millionen Euro an Steuermitteln zur Verfügung gestellt. Die Differenz zu den noch fehlenden 1,63 Millionen Euro wollte die Kultur GmbH durch die Aufnahme eines Kredits decken. Doch waren zusätzlich noch einmal 500 000 Euro vorgesehen, um die Festivalhalle in einem zweiten Bauabschnitt brandschutztechnisch zu ertüchtigen, eine Wärmedämmung einzuziehen und den Schallschutz zu optimieren, damit dort auch nach 22 Uhr lärmintensive Veranstaltungen durchgeführt werden können.

Wie unsere Zeitung erfuhr, soll dem Aufsichtsrat nun für seine Sitzung in der kommenden Woche vorgeschlagen werden, diesen zweiten Bauabschnitt vorzuziehen. Diskutiert wird nun der Bau einer Halle in der Halle mit einem Abstand von 1,50 Meter der inneren zur äußeren Hülle. Damit, so Greb, ließen sich rund 250 000 bis 300 000 Euro Kosten für den Einbau einer Sprinkleranlage sparen. Allerdings hätte die Lösung, so sie funktioniert, auch zwei Nachteile: Zum einen fänden nur noch 1500 Zuschauer in der inneren Halle Platz, zum anderen müsste Greb sehr schnell zusätzliche 200 000 bis 250 000 Euro auftreiben, da die Landesmittel laut Bewilligungsbescheid noch in diesem Jahr ausgegeben werden müssen. Dem Vernehmen nach ist Greb in Verhandlungen mit mehreren Stiftungen. Außerdem wird über die Vermarktung der Namensrechte nachgedacht. "Es ist völlig klar, dass jede Lösung für den städtischen Haushalt neutral bleiben muss", versichert Greb. Zudem könne "überhaupt keine Rede davon sein, dass hier Kosten aus dem Ruder laufen. Sollten wir die zusätzlichen Mittel nicht zusammen bekommen, wäre die Halle auch so für das Festival in vollem Umfang nutzbar."

Gleichwohl sieht sich Ingo Brohl, Chef der CDU-Fraktion, in seinem Vorbehalten gegenüber dem Festival-Hallen-Projekt bestätigt: "Das ist mit heißer Nadel gestrickt worden, weil man Landesmittel bekommen konnte. Irgendwann ist hier wie bei der Elbphilharmonie in Hamburg der Point of no Return erreicht, und man muss das Projekt durchziehen. Dann ist man gezwungen, gutes Geld schlechtem hinterherzuwerfen."

Ein großes Fragezeichen steht auch hinter der Festival-Zeltstadt. Derzeit bestehen Überlegungen nur noch ein Mini-Camp auf einem Teil des Bettenkamper Freibads zu organisieren. Das Zelten dort bliebe ausschließlich Festivalbesuchern vorbehalten. Da aber der traditionelle Händlermarkt, der vor allem von den Campern besucht wird, unter dem Wegfall der Zeltstadt leiden würde, soll dem Aufsichtsrat nun vorgeschlagen werden, Greb zu beauftragen, nach einem Organisator für Zelt- und Budenstadt zu suchen. Die Stadt Moers signalisierte bereits, dass sie nicht zur Verfügung stehe. Gedacht ist offenbar an Moers Marketing. Dessen Geschäftsführer Michael Birr sagte gestern: "Wir sind gesprächsbereich. Festival und Zeltstadt gehören zusammen. Das ist der Markenkern der Veranstaltung. Die Zeltstadt darf sich deshalb nicht vom Festival abspalten."

(RP/ac)
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