Bildung in Moers Hochbegabung ist Fluch und Segen

Moers-Meerbeck · In der Meerbecker Barbaraschule bietet die „Deutsche Gesellschaft für das hochbegabte Kind“ Gesprächskreise für Eltern und Interessierte an.

 Hochbegabte Kinder haben es im Schulalltag mitunter sehr schwer. Foto: Frank Leonhardt/dpa

Hochbegabte Kinder haben es im Schulalltag mitunter sehr schwer. Foto: Frank Leonhardt/dpa

Foto: Frank Leonhardt

Die Barbaraschule in Meerbeck ist Treffpunkt von Eltern, die ein familiäres Phänomen eint: ein hochbegabtes Kind. Birgit Feldmann organisiert seit fünf Jahren regelmäßige Treffen der Deutschen Gesellschaft für das hochbegabte Kind, Regionalverein Rhein-Ruhr. Sie ist zweite Vorsitzende und mit zwei hochbegabten Kindern „Betroffene“.

Rund 34 Gesprächskreise vom Niederrhein bis ins Sauerland bieten den Austausch. Der Treff in Moers, immer am zweiten Donnerstag im Monat, gibt Ansatzpunkte, warum die Kinder auf ihrer intellektuellen Überholspur so ticken, wie sie ticken.

„Unsere Vorträge drehen sich rund um das Thema Hochbegabung“, sagt sie bei der abendlichen Begrüßung über die Zielsetzung. Bei der Vorstellungsrunde berichten die Mütter, zum Teil mit drei hochbegabten Kindern, über die Schwierigkeiten im Alltag und von familiärer Überforderung. „Das fängt im Kindergarten an. Die Schule wird dann zu iner weiteren Herausforderung“, wie aus den Erzählungen der Mütter zu hören ist.

Der nächste Konflikt mit anderen Eltern sei programmiert, denn diagnostisch bestätigte Hochbegabung sei ein Reizwort, Unverständnis die häufigste Reaktion. Da diese Kinder durch andere Denk- und Wahrnehmungsstile schon hochkomplexe Aufgaben lösen können und rasant lernen, bekommen sie gesonderte und zusätzliche Aufgabenstellung im Unterricht.

Oftmals fehle der Schule jedoch die Erfahrung und das Wissen im richtigen Umgang, so die Erfahrungen am Donnerstag Abend. Hochbegabte Kinder, nach Studien bis zu drei Prozent, fühlen sich unterfordert, stören den Unterricht und verweigern ihre Leistungen, sind erschöpft. Oftmals entziehen sie sich Situationen oder reagieren emotional heftig auf Reizüberflutung. Erzieher, Lehrer wie Familie stehen vor einer dicken Wand.

Das Urteil Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitätssyndrom (AD(H)S) ist von Außenstehenden dann schnell zur Hand und schiebt das Kind in eine gefährliche Nische, so die Erfahrung der Runde in der Barbaraschule. Birgit Feldmann hatte für dieses Treffen die Alpener Heilpädagogin und Silence-Beraterin Heike Landers mit an Bord geholt, die selbst zwei hochbegabte Kinder hat. Ihre langjährigen beruflichen Erfahrungen in ihrer Praxis reichen über die Kooperation mit dem Jugendamt bis hin zur Beratung und Coaching von Eltern und ihren hochbegabten Kinder. Ihr Impulsreferat zur Hochsensivität, umgangssprachlich auch „Hochsensibilität“ genannt, trug den Titel „Vom Fluch oder Segen des Anderssein“.

Allerdings sei nicht jedes Kind mit angeborenen hochsensitiven Merkmalen wie Überempfindlichkeit, Empathie, stark ausgeprägtem Geruchs- und Geräuschsinn, hochbegabt, doch getestete Hochbegabte hochsensibel.

Sie gab Informationen und Tipps, „damit Hochbegabung in Leistung umgesetzt werden kann und schlummernde Talente zum Vorschein kommen“, so Heike Landers, die mit umfangreichen Methodenkenntnissen aufwartete. Sie empfahl neben der intellektuellen Förderung kleine Alltagshilfen, die Struktur geben, Entspannungstechniken wie auch Rituale. „Mir sind gerade 1000 Lichter aufgegangen“, sagt eine der Anwesenden.

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