Rheurdt "Fleischmafia": Prozess gegen Unternehmer aus Rheurdt

Rheurdt · Verfahren gegen insgesamt vier Angeklagte beginnt im Oktober. Es geht um die Hinterziehung von 14,2 Millionen Euro Umsatzsteuer.

Jahrelang hat die Staatsanwaltschaft Düsseldorf ermittelt: Jetzt kommt es zum Prozess im Zusammenhang mit der sogenannten Fleischmafia. Wie Matthias Breidenstein, Sprecher des Duisburger Landgerichts gestern bestätigte, gibt es eine Anklage gegen insgesamt vier Männer. Sie sollen zwischen 2008 und 2015 Umsatzsteuern in Höhe von 14,5 Millionen Euro hinterzogen haben. Zwischen Anfang Oktober und Februar 2018 sind insgesamt 40 Verhandlungstage angesetzt, weitere Termine bis Juni 2108 könnten nachträglich festgelegt werden, sagte Breidenstein. Die Anklage umfasse 462 Seiten, das Aktenmaterial knapp 500 Ordner.

Hauptangeklagter ist ein Mann, der laut Anklage faktisch Geschäftsführer eines Geflechts verschiedener Firmen gewesen ist. Wie die NRZ gestern berichtete, soll sich um einen am linken Niederrhein wohnenden Unternehmer handeln, auf dessen Villa im Februar 2016 geschossen wurde. Bereits im Mai 2013 hatten Staatsanwaltschaft, Polizei und Zoll das Anwesen eines in Rheurdt wohnenden Geschäftsmannes gestürmt und zahlreiche Akten mitgenommen.

Zeitgleich waren Beamte an 90 Orten in Deutschland gegen Verdächtige der Fleischmafia vorgegangen. Im Zusammenhang mit der Beschäftigung von Arbeitnehmern aus Südosteuropa war von Lohnsklaverei, illegaler Arbeitnehmerüberlassung, Steuerhinterziehung und Hinterziehung von Sozialabgaben die Rede.

Im Februar 2016 gab es erneut einen Polizeieinsatz an der Villa an der Bahnstraße in Rheurdt, diesmal, weil auf das Haus geschossen worden war. Die Bewohner hatten nachts Knallgeräusche gehört, die Polizei entdeckte später mehrere Einschüsse am Haus und stellte fest, dass jemand mit einer Pistole Kaliber neun Millimeter abgedrückt hatte. Im September 2016 nahm ein Spezialkommando der Polizei in Krefeld zwei Männer wegen räuberischer Erpressung fest. Ihnen wurde vorgeworfen, von den Bewohnern des Rheurdter Anwesens Geld gefordert zu haben. Weitere Anklagen im Zusammenhang mit der "Fleischmafia" werden möglicherweise folgen.

Wie die Staatsanwaltschaft Düsseldorf gestern auf Anfrage sagte, laufen noch Ermittlungen gegen 35 Beschuldigte wegen Vorenthaltens und Veruntreuen von Arbeitsentgelt. Die Berechnungen der Schadenssumme seien umfangreich und kompliziert. Nach groben Schätzungen könnte es um bis zu 17 Millionen Euro gehen.

(RP)
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