Moers Fische sollen sich im Moerskanal wohlfühlen

Moers · Die Renaturierung der Wasserläufe zwischen Bettenkamper Meer und Aumühle wird bald abgeschlossen. Gestern führte die Lineg über die Baustelle.

 Bauarbeiten am Moerskanal neben der Aumühle. Das Mühlrad kann künftig zumindest minutenweise wieder mit Wasser betrieben werden.

Bauarbeiten am Moerskanal neben der Aumühle. Das Mühlrad kann künftig zumindest minutenweise wieder mit Wasser betrieben werden.

Foto: klaus Dieker

Heribert Nacken macht sozusagen wieder gut, was sein Vater einst - dem damaligen Zeitgeist entsprechend - "angerichtet" hat. Dieser hatte als Ingenieur vor Jahrzehnten Maßnahmen ersonnen, durch die Aubruchkanal und Moerskanal ihre natürliche Beschaffenheit verloren: Die Wasserläufe wurden begradigt, Wehre und Stufen eingezogen, die Uferbepflanzung entfernt. Das Wasser sollte flott und ungehindert fließen, egal ob es dem darin lebenden Getier guttat oder nicht. So dachten die Menschen in den 50-er und 60-er Jahren.

"Die menschliche Nutzung stand damals höher als die natürliche Nutzung", erläuterte Prof. Dr.-Ing. Heribert Nacken gestern. Das hat sich gründlich geändert. Die EU-Wasserrichtlinie verpflichtet die Mitgliedsländer seit dem Jahr 2000, Wasserläufe in einen ökologisch guten Zustand zu bringen. Das Land NRW hat das Programm "Lebendige Gewässer" zur Umsetzung der EU-Vorgaben aufgelegt. Die Renaturierung von Wasserläufen wird großgeschrieben. Nacken leitet ein Aachener Ingenieurbüro, das im Auftrag der Lineg die naturnahe Umgestaltung der beiden Wasserläufe zwischen Bettenkamper Meer und Aumühle planerisch betreut. An der Mühle laufen Aubruchkanal und Moerskanal zusammen und bilden den Moersbach, der in nördlicher Richtung weiterfließt, um bei Ossenberg in den Rhein zu münden.

Seit November laufen die Bauarbeiten, die in sechs Wochen abgeschlossen sein sollen. Über die erzielten Fortschritte informierte die Lineg gestern bei einer Führung für interessierte Gäste. Wer den Fußweg von der Aumühle zum Bettenkamper Meer nimmt, kann tatsächlich schon viele Veränderungen gegenüber den vergangenen Jahren erkennen: Der Aubruchkanal wurde an vielen Stellen verbreitert, die Uferlinie mit Kurven und Nischen ("Buchten") versehen. Pflanzen wie Schilf, Gelbe Schwertlilie oder Blutweiderich werden die Flora entlang des Wasserlaufs bereichern.

Eine Herausforderung ist die Wiederherstellung der "Durchgängigkeit" des Gewässers für die Fische. "Ein Fisch ist kein Stabhochspringer", sagte Heribert Nacken. Die künstlich eingebauten hohen Stufen bildeten für die Fische (zumindest flussaufwärts) eine unüberwindbare Hürde. Die Stufen werden nun entfernt und durch hintereinander angeordnete "Steinriegel" ersetzt. Die gewählten Steine sind so groß und so angeordnet, dass auch kleinere Fische wie Plötze sie überwinden können. Die Steine werden verankert, damit Vandalen sie später, wie andernorts geschehen, nicht mutwillig umstoßen.

Die Durchlässigkeit der Gewässer wird ebenfalls dazu führen, dass am Boden lebende Tiere wie Würmer, Schnecken, Krebse oder Fliegenlarven sich vermehren. "Das was die Fische fressen", sagte Nacken. Er ist zuversichtlich, dass in einigen Jahren die Fische in Art und Zahl zunehmen werden. Auch der einst verbreitete Aal soll sich wieder heimisch fühlen.

Gearbeitet wird derzeit direkt an der Aumühle. Zu Opas Zeiten führte der Moerskanal genug Wasser, um das Mühlrad anzutreiben. Künftig kann immerhin soviel Wasser in einem Becken gestaut werden, dass das (sonst elektrisch betriebene) Rad zu Demonstrationszecken ein paar Minuten lang wie einst in Bewegung gesetzt werden kann.

(RP)
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