Kommentar zum Finanzamtswegzug aus Moers Ein bisschen mehr Service wäre schon schön!

Moers · Einen Briefkasten der Finanzbehörde am Rathaus oder an einer anderen Stelle in Moers wird es aber nicht geben. Warum eigentlich nicht?

 Julia Hagenacker, verantwortliche Redakteurin der Lokalredaktion

Julia Hagenacker, verantwortliche Redakteurin der Lokalredaktion

Foto: tber/lber

Liebe Mitmoerser, ich weiß nicht, wie Sie das sehen, aber ich ärgere mich – heute: über die Finanzverwaltung in Düsseldorf. In dieser Woche hat die Stadt Moers mitgeteilt, dass ab sofort im Moerser Rathaus Vordrucke für die Einkommensteuererklärung zur Verfügung stehen. Das ist erstmal eine gute Nachricht.

Toll ist auch, dass die Stadt dem Finanzamt, das im Dezember bekanntlich mit mehr als 300 Mitarbeitern nach Kamp-Lintfort gezogen ist und an der Unterwallstraße einen der unansehlichsten Leerstände überhaupt hinterlassen hat, für die Beratung der Steuerpflichtigen in den kommenden Monaten kostenlos einen Raum zur Verfügung stellt. Einen Briefkasten der Finanzbehörde am Rathaus oder an einer anderen Stelle in Moers – quasi als Wiedergutmachung dafür, dass den Moersern das Finanzamt in einer geheimen Nacht- und Nebelaktion genommen wurde (Dramatik aus!) – wird es allerdings nicht geben. Das haben Vertreter des Finanzamtes in einem Gespräch mit der Stadtverwaltung jetzt noch einmal betont. Ich erlaube mir die Frage: Warum eigentlich nicht?

Sicher, aus Gleichbehandlungsgründen kann jetzt nicht allein unsere schöne Grafenstadt einen Spezialbriefkasten bekommen. Kamp-Lintfort, Neukirchen-Vluyn und Xanten hatten, soweit ich weiß, in den vergangenen Jahren, als das Amt noch in Moers saß, auch keinen. Und diesbezüglich gilt leider auch kein Gewohnheitsrecht.

Dass die Stadt Moers wegen möglicher Verletzungen von Fristen ebenfalls keine Möglichkeit sieht, Post für die Finanzverwaltung anzunehmen, ist auch klar. Sie bittet alle Steuerpflichtigen, ihre Anträge per Post nach Kamp-Lintfort zu schicken oder diese direkt dort abzugeben. Ein Hinweis am Hausbriefkasten der Stadt wird in Kürze angebracht. Schön! Warum das Finanzamt es allerdings nicht für nötig und möglich hält, eine Art Minimal-Service in den Kommunen seines doch recht großen Bezirks anzubieten, erschließt sich mir nicht. Dabei geht es nicht um die Einkommenssteuererklärung einmal im Jahr. Da ist der Weg zum regulären Post-Briefkasten sicher zumutbar. Ich denke aber an die vielen Selbstständigen, die zum Teil monatlich mit der Behörde schriftlich kommunizieren müssen. Gerade dort ist die Wahrung von Fristen existenzentscheidend. Und ob ich um kurz vor Mitternacht noch nach Kamp-Lintfort fahre, oder einen Briefkasten vor Ort habe, macht schon einen Unterschied. Zumal das Kamp-Lintforter Finanzamt in Moers, im Kleier-Gebäude an der Repelener Straße, nach wie vor noch ein Büro unterhält. Bezahlt wird das natürlich, wie der komplette Finanzverwaltungsapparat, von Steuergeld. Da darf man als Bürger ja wohl mal nach mehr Service fragen.

julia.hagenacker@rheinische-post.de

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