Serie Die Schätze im Schloss Feuer legt Moers in Schutt und Asche

Moers · Die Herrschaft von Prinz Moritz von Oranien brachte der Grafschaft Aufschwung und Entwicklung. Er ließ Schloss und Stadt zu einer der stärksten Befestigungen ihrer Zeit ausbauen. Ein Rückschlag für die Moerser: der Stadtbrand im Jahr 1605.

 Theresa Frank zeigt einen Löscheimer. Wer im 16. Jahrhundert das Bürgerrecht erwerben wollte, musste der Stadt zwei Eimer zur Verfügung stellen.

Theresa Frank zeigt einen Löscheimer. Wer im 16. Jahrhundert das Bürgerrecht erwerben wollte, musste der Stadt zwei Eimer zur Verfügung stellen.

Foto: kdi

moers Es ist der 25. Januar 1605. Ein verheerender Brand legt die Stadt Moers in nur drei Stunden in Schutt und Asche. Es bleiben nur wenige Häuser in der Altstadt von dieser Feuersbrunst verschont. Auch die Stadtkirche wird schwer beschädigt. Wichtige Dokumente, Aufzeichnungen und Urkunden gehen verloren. Noch Ostern 1606 muss die Stadt weitgehend zerstört gewesen sein: Ein Sturm, so heißt es, warf viele Schornsteine um, die beim Stadtbrand stehen geblieben waren. Die Ursache für das Feuer in Moers bleibt bis heute ungeklärt. Es ist aber davon auszugehen, dass der große Brand die Befestigungspläne kurz durchkreuzte, die Moritz von Oranien, der neue Herr in Moers, auch für die Stadt im Sinn hatte.

In mittelalterlichen Städten war die Brandgefahr hoch: Die meisten Häuser waren aus Fachwerk gebaut, aus Lehm mit Stroh versetzt zwischen Balken. Sie standen eng nebeneinander, die Feuerstellen waren offen. Deshalb mussten alle, die das Bürgerrecht erwerben wollten, der Stadt zwei lederne Eimer zur Verfügung stellen, die bei der Feuerbekämpfung zum Einsatz kamen. Das Wasser wurde in diesen Eimern von den Pumpen mit Menschenketten zum Einsatzort getragen.

Als eine Konsequenz aus dem Jahr 1605 und um künftig solche Katastrophen zu verhindern, setzte sich der Magistrat der Stadt dafür ein, dass nur noch Dachpfannen statt Stroh beim Bau der Häuser verwendet wurden. Und das ließ sich die Stadt einiges kosten: Sie zahlte "jede vierte Pfanne", also einen rund 25-prozentigen Zuschuss.

Obwohl das 17. Jahrhundert in der Grafschaft zunächst tragisch begann, brachte die Herrschaft von Moritz von Oranien der Stadt bald Aufschwung und Entwicklung. Der Prinz hatte nicht nur die Spanier aus der Grafschaft verjagt und die widerrechtliche Besetzung durch den den Herzog von Kleve ausgeräumt. Er ließ die Grafschaft zu einer der stärksten Festungen ihrer Zeit ausbauen. Viele der damaligen Maßnahmen, um Stadt und Schloss vor feindlichen Angriffen zu schützen, prägen noch heute das Stadtbild - wie Luftbildaufnahmen sehr schön zeigen. Etwa ein Jahr nach dem Tod der letzten Moerser Herrin, Gräfin Walburgis, im Jahr 1600, hatte Moritz den besten und renommierten Festungsbaumeister Simon Stevin damit beauftragt, das Schloss neu zu befestigen. 100 000 Gulden soll sich der Prinz das kosten lassen haben. Als erstes ließ er die mittelalterlichen Grabenanlagen am Schloss zuschütten, so dass ein großzügiger freier Platz geschaffen wurde.

Wie Harald Herzog in "Die neuzeitlichen Befestigungen von Stadt und Schloss Moers" beschreibt, wurden fünf große spitzwinklige Bastionen um das Gelände sternenförmig aufgeschüttet, die durch kurze Wälle verbunden waren. Alle Bauteile waren aus Sand, weil Kanonenkugeln und Granaten hier schlicht wirkungslos blieben. "Das war die Besonderheit der niederländischen Manier, die auf jede Art von Mauerwerk verzichtete", erläutert Herzog. Ziegel wären außerdem zu kostspielig gewesen. Eine weitere Besonderheit des Festungsbaus der Oranier waren die bis zu 40 Meter breiten Wassergräben vor den Wällen. Auch sie sollten Angreifer auf Distanz halten. In der Grafschaft behalf man sich mit dem Wasserreservoir des Moerser Meeres.

Mit der Neubefestigung der Stadt Moers wurde erst 1611 begonnen. Diese mussten die Moerser mitfinanzieren. Und die Baukosten stiegen schnell - auch, weil Bürger zuweilen ihr Vieh auf den Wällen weiden ließen und so früh Reparaturen notwendig wurden. Bürgerhäuser, die für die Maßnahmen abgerissen werden mussten, sagte Prinz Moritz von Oranien Entschädigungen zu. Die Befestigungsarbeiten von Schloss und Stadt waren 1620 beendet. Harald Herzog: "Moers war zu einer der stärksten Festungen ihrer Zeit geworden, mit neun Bastionen, sieben Ravelins, zwei Halbmonden und einem Hornwerk." Belagert wurde die Festung aber nie mehr.

(RP)
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