Ferienprogramm in Moers Musenhof lockt mit Mittelalterferien
Moers · Vom 5. bis zum 23. August dreht sich für Kinder am Moerser Musenhof alles um Jahrmärkte, Ernte und Ritterturniere einer prägenden Epoche.
Wer auf dem Musenhof stiehlt oder andere Händler über den Tisch zieht, der wird vom Marktplatz in den kühlen Kerker geführt. Dass das bei diesen Temperaturen eine Strafe ist, glaubt Kulturpädagoge Patrick Bohndörfer nicht: „Wahrscheinlich wollen manche Ferienkinder sogar freiwillig eine Weile hinein.“
Vom 5. bis zum 23. August verwandelt der Kulturpädagoge die Spiel- und Lernstadt Musenhof erst in einen Jahrmarkt, mahlt dann mit den Ferienkindern Getreide und richtet schließlich ein Ritterturnier aus. „Ganz so historisch korrekt wird es aber nicht ablaufen – auf die mittelalterlichen Strafen verzichten wir natürlich“, sagt Bohndörfer. Auch das Frauenbild wird ein anderes sein: „Wir akzeptieren selbstverständlich, wenn ein Mädchen nicht Burgfräulein, sondern Ritterin oder Stadtwächterin sein möchte.“
Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren können das Ferienprogramm kostenlos mitmachen. Montags bis freitags haben sie die Möglichkeit, von 10 bis 13 Uhr oder von 15 bis 18 Uhr an den mittelalterlichen Spielen teilzunehmen. Vom 5. bis zum 9. August schlüpfen die Kinder in die Rollen des fahrenden Landvolks – als Gaukler, Bader oder Schauspieler stehen sie auf dem Jahrmarkt oder versuchen als Marktschreier auch die minderwertigsten Waren an den Kunden zu bringen. Der Bubenkönig hält Scharlatane, Quacksalber und Beutelschneider in Schach, stellt sie an den Pranger oder darf sie in den Kerker führen.
„Diese Rolle ist vergleichbar mit einem Polizisten des Mittelalters“, erklärt Bohndörfer. Die zweite Woche steht unter dem Motto „Rettet die Ernte“. Die Kinder erfahren, welche Lebensmittel es in den Sommermonaten des Mittelalters überhaupt gab, wie sie für den Winter haltbar gemacht wurden und wie eine Dreifelderwirtschaft funktionierte.
Auch über die Pest wird gesprochen und darüber, wie die Menschen sie überleben konnten. Ein Highlight könnte der mittelalterliche Brei aus gemahlenem Korn, ein bisschen Schrot und den hauseigenen Kräutern des Musenhofes werden. Den können die Teilnehmer selbst zubereiten und mit Honig süßen. Vom 19. bis zum 23. August stehen die Ritter im Mittelpunkt des Geschehens. Die Kinder entwerfen ein eigenes Wappen, schreiben rührige Liebesbriefe an die holde Maid oder den edlen Ritter. Beim Ringelstechen können sie testen, wer am besten mit der Lanze umgehen kann.
Für das Ferienprogramm am Musenhof ist keine Voranmeldung notwendig, für die Verpflegung sind die Eltern verantwortlich: „Jedes Kind sollte ausreichend zu essen und zu trinken mitnehmen“, sagt Bohndörfer. Unterstützt wird der Kulturpädagoge, der im Grafschafter Museum angestellt ist, von zwei ehrenamtlichen Mitarbeitern. Ein dritter wird einspringen, falls mehr als 25 Kinder pro Zeitslot zu betreuen sind.
„In den vergangenen Jahren hatten wir 800 Kinder über die Wochen verteilt hier“, sagt Bohndörfer. Mehr als 30 Ritterinnen, Burgfräuleins und Bubenkönige pro Slot kann das Team nicht aufnehmen.