Lesereihe des Schlosstheater „Liebe ist Baldrian fürs Volk“

MOERS · Im dritten Teil der Reihe ging es um Beziehungen, Rollenzuschreibungen und die Liebe.

 Neue Lesereihe am Schlosstheater: Larissa Bischoff und Lena Entezami.

Neue Lesereihe am Schlosstheater: Larissa Bischoff und Lena Entezami.

Foto: Anja Katzke

Aus vielen Textfetzen und ein paar Liedern ergibt sich ein Bild der vielen Perspektiven, aus denen unsere Gesellschaft auf Beziehungen schaut. Dramaturgin Larissa Bischoff und Schauspielerin Lena Entezami haben  mit „ich/du/er/sie/es/wir/ihr/sie“, dem dritten Teil der feministischen Lesereihe des Schlosstheaters „Ich bin ja eher so der salzige Typ“, gut 40 Zuschauer zum Lachen und zum Nachdenken gebracht.

Den Rahmen der Lesung bilden Texte aus dem „Hausbuch für die deutsche Familie“ in einer Ausgabe aus den Fünfziger Jahren. Das Hausbuch wurde vom Verband der deutschen Standesbeamten herausgegeben und beinhaltet Rechte und Pflichten der Ehepartner, immer wieder mit Gesetzen untermauert. Dass der Mann seiner Frau die Arbeitsstelle kündigen durfte zum Beispiel.

Dazwischen geht es um das sexuelle Eigentumsrecht, kurz erklärt als – frei zitiert – „Ich liebe dich und du kannst mit deinem Körper machen, was du willst, aber wenn deine Genitalien eine andere Person berühren, dann bin ich eifersüchtig und fühle mich wertlos“, und die Geschichte der Liebesheirat, einer Kritik daran, dass die Gesellschaft die „romantische Familie“ als grundlegende Organisationseinheit hat, ohne Alternativen. „Liebe ist Baldrian fürs Volk“ heißt es schließlich in einem Lied der Lassie Singers.

Dann geht es in Erfahrungsberichten um Lebensmodelle, die von den Vorstellungen aus den Fünfzigern abweichen. So wird ein Erfahrungsbericht eines lesbischen Paares vorgetragen, bei dem das Einsetzen von befruchteten Eizellen nicht von der Krankenkasse übernommen wird. Und Jochen König wird zitiert – ein Blogger, der von seiner Tochter „Mama“ genannt wird und das in Ordnung findet, weil das die Rolle ist, die er inner halb seiner Familie übernimmt.

Patrick Dollas, der einzige Mann am Lesetisch, ist da, „damit sich die Texte reiben können“, sagt er. Die meisten Männer im Publikum finden die Lesung gut und unterhaltsam, einige sind nicht zum ersten Mal da. „Wir sind ja auch nicht gegen Männer!“, sagt Entezami.

Die nächste Lesung der feministischen Lesereihe findet am 25. April im Pulverhäuschen statt. Unter dem Titel „Regenbögen“ geht es dann um Geschlechter zwischen Mann und Frau. Am 22. Mai wird der zweite Teil der Lesereihe, „Was bisher geschah“ in der Ausstellung zu 100 Jahren Frauenwahlrecht im Moerser Schloss noch einmal zu erleben sein.

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