Moers Feldpostbriefe erzählen vom Weltkrieg

Moers · Das Moerser Stadtarchiv und das Grafschafter Museum erinnern im Verlauf dieses Jahres an den Ersten Weltkrieg von 1914 bis 1918. Viele Moerser Bürger stellten den Einrichtungen bereits Andenken wie Feldpostbriefe zur Verfügung.

 Diana Finkele, Leiterin des Grafschafter Museums, und der Moerser Stadtarchivar Christoph Spilling zeigen die Fotos, Feldpostbriefe und Plakate, die die Moerser beiden Einrichtungen für ihre geplanten Veranstaltungen zur Verfügung stellten.

Diana Finkele, Leiterin des Grafschafter Museums, und der Moerser Stadtarchivar Christoph Spilling zeigen die Fotos, Feldpostbriefe und Plakate, die die Moerser beiden Einrichtungen für ihre geplanten Veranstaltungen zur Verfügung stellten.

Foto: Klaus Dieker

Die Briefe und Postkarten, die die Moerser von den Schlachtfeldern des Ersten Weltkrieges erreichten, schildern selten die Schrecken. "Sie hatten meist beruhigenden Charakter", sagt Diana Finkele, Leiterin des Grafschafter Museums, die bereits viele der Briefe an die Heimat gelesen hat. Die Soldaten wollten ihren Familien sagen: "Es geht uns gut." Die Feldpost erzählt viel über den Großen Krieg, der von 1914 bis 1918 Millionen Opfer forderte. 2014 jährt er sich zum 100. Mal. "Der Erste Weltkrieg war ein so einschneidendes Ereignis für die Neuzeit, so dass er noch heute Auswirkungen auf unser Leben hat — allein, was die technische Entwicklung vom ersten Panzer bis zu den Rüstungsexporten heute betrifft", betont der Moerser Stadtarchivar Christoph Spilling, der die Idee hatte, an die "Urkatastrophe" des 20. Jahrhunderts zu erinnern.

Der Stadtarchivar fand in Museum und VHS seine Kooperationspartner. Ein gemeinsamer Aufruf an die Moerser, Feldpost und weitere persönliche Korrespondenz aus der Zeit von 1914 bis 1918 oder der Besatzungszeit bis 1926 für Veranstaltungen zur Verfügung zu stellen, war erfolgreich: Etliche vergilbte Postkarten, Briefe und alte Fotografien mit Aufnahmen aus Lazaretten oder aus dem Schützengraben erreichten beide Einrichtungen. Im Stadtarchiv gibt es noch viele Dokumente als amtliche Überlieferung des Krieges, zum Beispiel auch das Plakat, das die Menschen in Moers über die "Generalmobilmachungen" informierte. "Der Grafschafter veröffentlichte zeitgleich die Fahrpläne", berichtet Spilling.

Im Standesamt gibt es Listen mit den Namen der Gefallenen. "Dort werden zwar nur die Namen aufgeführt, hinter jedem versteckt sich aber ein persönliches Schicksal", betont der Stadtarchivar. Der Erste Weltkrieg stellte auch die Menschen in Moers auf eine harte Probe. Die Lebensmittel wurden rationiert. "1916 war die Kartoffelernte so schlecht, dass die Menschen aufgefordert wurden, Steckrüben einzumachen", berichtet Diana Finkele. Die Lebensmittelknappheit sei im ländlichen Moers aber nicht so gravierend wie in den Großstädten gewesen. "Es gab Sammelaufrufe an die Bürger. Und sie wurden aufgefordert, Pakete an die Front zu schicken." Die Postkarten schildern aber auch, wie sich der vier Jahre andauernde Krieg entwickelte. "Es fanden sich bald Durchhalteparolen als Motive auf den Karten", sagt Christoph Spilling.

Auf einer Postkarte, die die Aufnahme einer Gruppe von Soldaten zeigt, steht beispielsweise: "Es stehet fest wie eine Mauer das Regiment der Hacketauer." Diana Finkele tat ein Schreiben des damaligen Schulleiters des Adolfinums auf. Darin heißt es, man habe "116 Tote auf dem Altar des Vaterlandes geopfert". Als berührend empfindet es die Leiterin des Grafschafter Museums, in welch gutem Glauben die jungen Männer, oft keine 18 Jahre alt, in den Krieg gezogen seien. "Sie dachten alle, er ginge bald vorüber", erzählt Diana Finkele. Stadtarchiv und Museum haben eine Reihe von Veranstaltungen geplant, die über das Jahr 2014 stattfinden werden. Ab dem 7. April zeigt das Stadtarchiv zum Beispiel eine Fotoausstellung über den Ersten Weltkrieg in Moers. Ort ist das Bildungszentrum.

(RP)
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