Moers Experte fordert mehr Hochwasserschutz

Moers · In einem Vortrag der Volkshochschule referierte der Xantener Hans-Peter Feldmann über die Hochwasserrisiken für Moers und Umgebung. Im Ernstfall sei der Moerser Stadtkern mit Wasserhöhen von vier Metern betroffen.

 Land unter am Niederrhein im Jahr 2003. Bei einem Jahrtausendhochwasser könnte es noch viel schlimmer kommen, befürchtet Hans-Peter Feldmann. Die Moerser Innenstadt würde bei einem Deichbruch bis zu vier Meter unter Wasser stehen.

Land unter am Niederrhein im Jahr 2003. Bei einem Jahrtausendhochwasser könnte es noch viel schlimmer kommen, befürchtet Hans-Peter Feldmann. Die Moerser Innenstadt würde bei einem Deichbruch bis zu vier Meter unter Wasser stehen.

Foto: Ostermann, Olaf (oo)

Mit einem Rückblick auf das Elbehochwasser im vergangenen Jahr sensibilisierte der Referent Hans-Peter Feldmann zunächst seine Zuhörer für das Thema der Veranstaltung "Hochwasserschutz, keine Sorge in Moers und Kamp-Lintfort?". Er ist Sprecher der Hochwasserschutz-Initiative Niederrhein. Hochwasserschutz ist für den engagierten Xantener von existenzieller Bedeutung. Er ist Mahner und Verfechter von entsprechenden Schutzmaßnahmen, um dem Lebensraumverlust besonders in den niederrheinischen Bergbauregionen zu begegnen.

Sein Vortrag in der Volkshochschule konzentrierte sich zunächst auf die niederrheinischen Verhältnisse. 1,4 Millionen Menschen wären existenziell vom Hochwasser betroffen. Er ging bei einem Extremereignis von einem Schaden von 200 Milliarden Euro aus. "Land unter" hieße es für den Fall, dass beispielsweise im Duisburger Rheinabschnitt aufgrund von Extremniederschlägen und enormen Wassermassen der Deich bricht. "Das Wasser fließt bis nach Moers rein", sagt Feldmann. Der Moerser Stadtkern wäre mit Wasserhöhen von vier Metern zu 80 Prozent betroffen. Von Millionenschäden seien Moerser Bürger betroffen, statistisch gesehen pro Kopf in Höhe von 800 000 Euro.

Mit deutlichen Worten ging Feldmann im Verlauf seines Vortrags auf mögliche Katastrophenszenarien ein und prangerte den Hochwasserschutz in seiner derzeitigen Fassung massiv an. Die Stadt Moers hat er in einem Schreiben auf die Gefahren hingewiesen. "Was haben wir damit zu tun?", sei eine der Reaktionen aus dem Rathaus gewesen, versehen mit der Anmerkung, Moers sei kein Rheinanlieger. Zuständig seien die Mitglieder der Deichverbände Friemersheim, Orsoy und Poll. Auch Argumente von Moerser Bürgern, man sei gut versichert und das Hochwasser sei weit weg, erschien in seinen Augen als eine völlige Verkennung der Situation im ehemaligen Bergbaugebiet. Von langen Ruhephasen nach so genannten Jahrhunderthochwassern sei dann gerne die Rede. Mit verschiedensten Aktionen hat Feldmann in der Vergangenheit auf die Situation im Hochwasserschutz hingewiesen, entsprechende Petitionen geschrieben, wie er berichtete. Man könne "keine Defizite in Bezug auf Organisation und Verantwortung für die Wasserwirtschaft feststellen", lautete eine der Antworten aus Düsseldorf. "Die gewählten Politiker haben kein Interesse", so seine Feststellung. Hochwasserschutz komme bei der Landesregierung nur unter ökologischen Aspekten vor und sei mit einem Satz im rot-grünen Koalitionsvertrag von 2012 erwähnt worden. "Der Mensch ist dabei Störfaktor", sagte Feldmann. Anders agierten die niederländischen Nachbarn, wo staatlicher Hochwasserschutz betrieben wird.

(sabi)
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