Moers Es geht auch ohne Feuerwerk

Moers · Auf Einladung des Grafschafters diskutierten engagierte Moerser aus Politik und Wirtschaft über die Zukunft der Traditionsveranstaltung am Schloss. Man war sich einig: Die Idee des Lichterfestes sollte fortgesetzt werden.

Nicht nachkarten, warum es in diesem Jahr nicht geklappt hat, sondern den Blick voraus richten und über das "neue" Parkfest nachdenken. Das war die Grundidee der Runde, zu der die Rheinische Post einen breiten Kreis in die Lokalredaktion am Neumarkt eingeladen hatte.

Dabei griff der Grafschafter eine Idee von SPD-Ratsmitglied Axel Sandhofen auf, der selbst allerdings krankheitsbedingt nicht teilnehmen konnte. Trotz urlaubsbedingter Absagen etwa von Ulrich Greb, Geschäftsführer der Moers Kultur GmbH, oder Lutz Hormes von der städtischen Bauverwaltung kam ein illustrer Kreis zusammen.

Den Reigen der Politiker ergänzten Veranstalter, Technikexperten, Musiker und Stadtmanager Michael Birr. In einem war sich die Runde schnell einig: Das traditionelle Lichterfest am Schloss sollte Moers erhalten bleiben.

Die Runde schwelgt zunächst in Erinnerungen. Hartmut Hohmann (SPD) war als IKM-Geschäftsführer in den Zeiten am Parkfest beteiligt, als die internationale Gemeinschaft gemeinsam mit der Moerser Musiker Initiative MIM das Programm im hinteren Teil des Schlossparks gestaltete.

"Die Gruppe Dschingis Khan kam nach ihrem offiziellen Auftritt noch zu uns. Da wurde bis ein Uhr gefeiert — bis die Stadt uns den Saft abdrehte. Udo Pieper kann sich noch an den Start des Parkfestes 1957 nach dem Gaufest der Turner erinnern. "Ich habe noch ein paar geklaute Lampions im Keller". Auch alle anderen brachten vor allem den Effekt des illuminierten Schlossparks ins Gespräch. "Der Park ist der Star", wurde es auf den Punkt gebracht. Das Lichterfest sei das Besondere, nicht das Bühnenprogramm. Und man brauche "keine Kirmes im Schlosspark", formulierte nicht nur Otto Laakmann (FDP). Das Fest gehört zu Moers wie das Schloss", meint Joachim Fenger (CDU).

Ob man denn unbedingt das Höhenfeuerwerk brauche, fragte Brigitte Hübel (Linke) und bekam schnell Unterstützung. Die ins Gespräch gebrachte Lasershow wurde aber von den Veranstaltungsprofis kritisch gesehen. "Für den Preis bekommen Sie gleich zwei großartige Feuerwerke", so Jürgen Sauer (VTM Veranstaltungstechnik Moers) und Dirk Aberfeld, Schausteller und Organisator des jetzt gescheiterten Parkfestes 2011.

Udo Pieper erinnerte daran, dass in ersten Jahren Buttons anzeigten, wer seinen Obolus bezahlt hatte. "Als Jugendliche duckten wir uns schnell weg, wenn die Kontrolleure kamen." Trotzdem sah auch Dirk Aberfeld darin einen Lösungsansatz, Einnahmen aus Eintrittsgeldern zu erzielen, ohne den ganzen Park einzäunen müssen. Der Hoffnung, dass damit das Sicherheitsproblem gelöst sei, widersprach er allerdings.

"In erster Linie seien nur die befestigten Wege als Fluchtwege anerkannt. Und die seien schlichtweg zu schmal. Bei Verzicht auf Zäune und Kontrollen hätte man auch keine Möglichkeit mehr, die Höchstbesucherzahl einzuschränken. Zudem müsse man abfragen, ob die Beleuchtung mit Kerzen wie in früheren Zeiten überhaupt noch genehmigungsfähig sei.

Jürgen Sauer berichtete von Parkfesten in anderen Städten und weckte die Neugier der Politik. Gern wolle man sich zum Beispiel das Konzept von Bad Nenndorf anschauen. Wichtige Aspekte für das neue Parkfest sei die starke Einbindung von Vereinen (Hohmann) und auch der Schulen (Maren Schmidt, Grüne).

Der Idee wechselnder Schwerpunkte widersprach Sänger und Veranstaltungsprofi Dirk Elfgen. Für eine Markenbildung brauche man ein klares kontinuierliches Konzept. Auch Michael Birr vom Moers-Marketing meint, dass das Parkfest eine klare Zielgruppe ansprechen muss. Dabei waren sich alle einig, dass die Vorgabe nicht sein muss, möglichst viele Bürger und Altersgruppen zu erreichen. So könne man sich auch musikalische Schwerpunkte im Klassikbereich vorstellen.

Klar ist: Es soll ein neues Parkfest geben — vielleicht auch jährlich. Udo Pieper, der auch die Interessen der lärmgeplagten Bürger in Schlossparknähe vertritt, hält übrigens nichts von der Beschränkung auf die bekannten zehn "lauten" Tage. Man müsse moderne Wege finden, Anwohnern und Veranstaltungen gerecht zu werden. Der gesenkte Lärmpegel des Moers-Festivals zeige, dass dies möglich ist. Die radikale Beschränkung sei aus seiner Sicht eine "Bankrotterklärung der Stadt Moers".

Damit größere Veranstaltungen überhaupt noch eine Chance haben, soll die Stadtverwaltung einen Leitfaden zum Thema "Sicherheit" entwickeln. Es könne nichts sein, dass erst kurz vor Einlass entscheiden wird, ob ein Event stattfinden kann. Dirk Aberfeld könnte sich eine Arbeitsgruppe bei der Moerser Marketing vorstellen, in der gemeinsam ein Konzept für das Parkfest vorbereitet wird. Es wird kein Zwang gesehen, die Verwaltung dauerhaft bei der Kultur GmbH anzusiedeln. Auch wenn die Stadt vielleicht nicht unbedingt einen finanziellen Gewinn aus der Veranstaltung ziehen sollte, ist klar, dass ein Parkfest keine öffentlichen Mittel kosten darf. "Die Stadt hat kein Geld", erinnert Maren Schmidt. Udo Pieper könnte sich vorstellen, dass ein städtischer Mitarbeiter wie ein Scout Veranstalter frühzeitig begleitet und ihnen hilft, Sicherheitshürden zu nehmen.

(RP)
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