Moers Erneut Nutrias am Stadtgraben gesichtet

Moers · In den vergangenen Tagen melden Bürger verstärkt die Sichtung von Nutrias nahe des Rathauses. Die großen Tiere aus Südamerika haben die Gewässer am Niederrhein seit geraumer Zeit erobert. Das bereitet Ökologen einige Sorgen.

Neue Tierarten, die sich in Deutschland ausbreiten
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Sie werden es nicht glauben: Ich habe gerade einen Biber gesehen." So die begeisterte Mitteilung einer Dame, die vergangenen Woche von der Brücke zur Mühlenstraße auf den Stadtgraben geblickt hatte. Von dem großen, schwimmenden Nager war aber nichts mehr zu erspähen. Anwohner wissen aber: Er kommt wieder. Denn bei dem angeblichen Biber handelt es sich um eine Nutria. Und die sind in den Gewässern am Niederrhein keineswegs ungewöhnlich. Am Stadtgraben, nahe des Rathauses, gesellen sie sich gern zu den Enten und sammeln Futterreste auf.

Doch sind es wirklich Nutrias? Es gibt noch eine zweite Art von Zuwanderern in Flüssen und Bächen: die Bisamratte. Das Moerser Amt für Grünflächen bestätigt, dass Nutrias und Bisamratten im Stadtgraben leben. Die Tiere zu unterscheiden, ist nicht einfach. Beide haben ähnliche Lebensweisen, sie sind vor allem ausgezeichnete Schwimmer. Die Bisamratte ist aber kleiner als eine Nutria. Ein Biber dagegen wäre mit gut ein Meter Länge (ohne Schwanz) deutlich größer als beide Arten. Er ist jedoch in unserer Region ausgestorben und wandert nur langsam in deutsche Randgebiete wieder ein.

Wie viele Nutrias derzeit im System des Moersbaches leben, weiß man bei der Stadt nicht genau. Sicher ist nur: Es sind erstaunlich viele. "Nutrias haben sich in der Region stark vermehrt und entlang der Gewässer ausgebreitet", so die Verwaltung. Es gebe über das Auftauchen der Nutrias im Stadtgraben vereinzelte — und meist besorgte — Hinweise aus der Bürgerschaft.

Diese Sorgen sind nicht ganz unbegründet. Denn Nutrias gehören nicht zur heimischen Tierwelt. Sie wurden einst aus Übersee eingeführt, büxten aus und verbreiteten sich in Gegenden mit mildem Klima außergewöhnlich rasch. Wie alle Arten, die unvermutet in ein fremdes Ökosystem hinein spazieren, bringen die anpassungsfähigen Tierchen Probleme mit. Die Stadt Moers verweist auf einschlägiges Material des NRW-Ministeriums für Umwelt und des Naturschutzbundes BUND: "Durch selbst gegrabene Erdhöhlen verursachen sie Schäden an den Uferbefestigungen und werden deshalb wie die Bisamratte bekämpft."

Immerhin: Wer am Stadtgraben mit einem Hund unterwegs ist, muss sich keine Sorgen machen, dass sein Vierbeiner attackiert wird. Nutrias sind fast ausschließlich Vegetarier. Sie knabber an Pflanzen und lassen sich bei ausreichender Gewöhnung sogar von Menschen mit Karotten und anderen Gemüsen von der Hand füttern. Das allerdings sollten die Bürger nicht tun, rät das Grünflächenamt: "Um gegebenenfalls Krankheitsübertragungen auf den Menschen auszuschließen, sollten alle Bürger das Füttern von Nutrias unterlassen."

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