Ergonomie-Berater aus Moers Homeoffice – aber mit richtiger Haltung

Moers · Viele Menschen werden krank, weil sie bei der Arbeit am PC eine falsche Haltung einnehmen. Stefan Reuter und Nadin-Chantal Ressel beraten in Sachen ergonomische Arbeitsplätze. Das Thema gewinnt durch Corona stark an Bedeutung.

 Stefan Reuter und Nadin-Chantal Ressel wissen, welche Haltung Arbeitnehmer vor dem Computer einnehmen sollten, um gesund zu bleiben.

Stefan Reuter und Nadin-Chantal Ressel wissen, welche Haltung Arbeitnehmer vor dem Computer einnehmen sollten, um gesund zu bleiben.

Foto: Norbert Prümen

Wenn Nadin-Chantal Ressel einmal in einem Café sitzt, ist sie oft überrascht, wie andere Café-Besucher an ihren Laptops sitzen. „Die natürliche Kopfhaltung und Blickrichtung des Menschen geht leicht nach unten“, erzählt die Kamp-Lintforterin. „Bei Laptops ist das aber nicht möglich, weil Tastatur und Bildschirm miteinander verbunden sind. So beugen sich die Menschen nach vorne. Das ist eine unnatürliche Haltung, die langfristig negative gesundheitliche Folgen hat.“

Die 30-Jährige arbeitet als Marketingverantwortliche der Moerser Office Athletes GmbH für die Marke Bakker Elkhuizen, die sich darauf spezialisiert hat, Bildschirmarbeitsplätze ergonomisch zu gestalten. Zum Beispiel hat Bakker Elkhuizen einen speziellen Notebookständer im Programm, um den Bildschirm in Augenhöhe zu heben und davor einen Platz für schriftliche Aufzeichnungen zu schaffen, damit Benutzer mit einer separaten Tastatur davor arbeiten können. „Das ist viel kostengünstiger, als ein Notebook mit einem zusätzlichen Bildschirm in Augenhöhe zu versehen, wie es manchmal vorgeschlagen wird“, sagt Ressel. „Außerdem ist es nachhaltiger, weil nur ein Bildschirm Strom verbraucht.“

Während in Unternehmen und öffentlichen Verwaltungen Bildschirmarbeitsplätze ergonomisch oft gut sind, sind sie mobil oder zu Hause seltener gut. „Moderne Bildschirmarbeitsplätze in Büros haben höhenverstellbare Tische, Stühle mit variabler Höhe sowie Bildschirme und Tastaturen, die sich unterschiedlich positionieren lassen“, zählt sie auf. „Bei Homeoffice-Arbeitsplätzen ist das nicht immer möglich oder gewünscht.“

Zum einen fehle in Wohnungen oft der Platz für ein separates Arbeitszimmer, vor allem in Großstädten, in denen die Wohnungsmieten gegenüber dem ländlichen Raum hoch sind. Zum anderen klappen die meisten Menschen zu Hause ihre Laptops in Wohnzimmern, Esszimmer oder Wohnküchen auf. „Sie wollen sie irgendwann wieder zuklappen und wegstellen können“, sagt Stefan Reuter. „Sie wollen irgendwann Feierabend machen, von der Arbeit loslassen. Sie wollen Arbeit und Freizeit trennen können. Vielen fällt das sehr schwer, wenn ein höhenverstellbarer Arbeitstisch im Wohnzimmer steht, über dem sich ein großer Bildschirm verschieben lässt. Das ist die persönliche Lebenswirklichkeit. Sonst können sie die Arbeit nicht vergessen, die zu Hause oft konzentrierter und intensiver als im Büro ist. Den Rechner und den Arbeitsplatz zu sehen, belastet sie und kann sie mental krank machen.“

Der Diplom-Kaufmann empfiehlt, individuelle Lösungen zu suchen. Das hält der 34-Jährige bei allen mobilen Bildschirmarbeitsplätzen für möglich, solange sie keine ständigen Homeoffice-Arbeitsplätze sind. „Wenn Menschen überwiegend von zu Hause arbeiten, gelten die strengen Regeln der Arbeitsstättenverordnung“, erläutert der Geschäftsführer. „Sonst nicht. Meistens arbeiten Menschen aber nur zum Teil von Zuhause und zum Teil vom Büro aus.“

Geschätzt sind 60 Prozent der 45 Millionen Arbeitsplätze in Deutschland teilweise oder dauerhaft Bildschirmarbeitsplätze. Vor der Corona-Zeit sollen geschätzt gut drei Millionen Menschen teilweise oder dauerhaft von Zuhause aus am Bildschirm gearbeitet haben, die etwa zwölf Prozent der Bildschirmarbeitsplätze entsprechen. In der Corona-Zeit könnten es Schätzungen zufolge mehr als elf Millionen sein, was 40 Prozent entsprechen würde. „Ich denke, die Corona-Zeit ist eine neue Zeit“, sagt Reuter. „Viele Veränderungen in unserer Arbeitswelt enden wahrscheinlich nie, selbst wenn einmal ein Impfstoff gefunden werden sollte. Unternehmen und öffentliche Verwaltungen haben sich darauf einzustellen.“

Unternehmen sollten mit ihren Mitarbeitern Lösungen suchen, um ihre Arbeitskraft zu erhalten. „Zurzeit sind viele unsicher, wie die weitere Entwicklung ist, und warten ab“, sagt Reuter. „Sie warten auf klare Signale aus der Politik, bevor sie sich entscheiden und investieren. Die erfolgreicheren Unternehmen hingegen handeln aktiv, weil sie dadurch ihren Unternehmenserfolg steigern können.“

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