Moers Er forscht über den Heimatlied-Autor

Moers · Theo Mäschig hat sich mit Leben und Werk Theodor Kulders, dem Urheber der Schaephuysener Ortshymne, näher beschäftigt.

 Heimatkundler Theo Mäschig mit einem frühen Druck des Liedes und einem Foto, auf dem die ehemalige Schaephuysener Kirche zu sehen ist. Diese hatte der Dichter vor Augen, als er vom "Kirchlein" im Tal schrieb.

Heimatkundler Theo Mäschig mit einem frühen Druck des Liedes und einem Foto, auf dem die ehemalige Schaephuysener Kirche zu sehen ist. Diese hatte der Dichter vor Augen, als er vom "Kirchlein" im Tal schrieb.

Foto: siwe

Mit Interesse hat Theo Mäschig den RP-Artikel zum Schaephuysener Heimatlied gelesen. Der 77-Jährige beschäftigt sich seit Jahren mit Heimatkunde und weiß auch eine Menge über Theodor Kulder, den Dichter des Liedes. Im Jahr 1988 hat Mäschig für den Verein für Gartenkultur und Heimatpflege Schaephuysen ein Buch mit Lyrik und Prosa von Kulder herausgegeben.

Wer in diesem Band blättert, findet ironische Verse über örtliche Stammtisch-Politiker ebenso wie hochpatriotische Lieder zum Einzug des Hohenzollern-Kaisers Wilhelm II. in "Crefeld", wie die Stadt damals noch geschrieben wurde.

Theo Mäschig, wie Kulder ein echter Schaephuysener, hat außerdem Fehler im Artikel erspäht. Die erste Strophe wurde vor einer Woche versehentlich nicht abgedruckt – das wird nun korrigiert (siehe Info-Kasten). Und in der letzten Strophe muss es heißen: "aus dem die schöne Kirche sich erhebt" statt "aus dem die Kirche sich erhebt".

Apropos Kirche: In Kulders Original-Text ist von einem "Kirchlein" die Rede. Wer sich heute die stattliche Pfarrkirche St. Hubertus anschaut, hält das für dichterische Untertreibung. Doch Kulder meinte ein anderes Gotteshaus, wie Mäschig erklärt: "Als er das Lied schrieb, stand noch am Ort die alte Schaephuysener Kirche aus dem 17. Jahrhundert." Auf alten Fotos kann man sehen, dass dieser Bau wirklich nicht allzu groß war. "Ursprünglich war es nur eine Kapelle", sagt Mäschig. Die neogotische Kirche wurde erst ab 1892 errichtet.

Kulder muss die ersten Verse für sein Heimatlied also als junger Mann gedichtet haben. Geboren wurde er 1855 als zweites von acht Kindern auf dem Hof seiner Eltern. Das ehemalige Kulders-Haus stand neben der Kirche, es existiert heute aber nicht mehr. "Mit 13 Jahren wurde er aus der Volksschule entlassen und ging – wie er selbst in seinen Aufzeichnungen berichtet – neben der Arbeit auf dem elterlichen Hof – ,bei Kaplan Braem auf die höhere Schule'", schreibt Theo Mäschig über Kulders Jugendjahre. Bei dem Kaplan erlernte der 17-jährige Junge auch die französische Sprache. Wie sein Lehrer abonnierte er später, um darin auf der Höhe zu bleiben, die belgische Zeitschrift "Le Courrier de Bruxelles".

Bei aller Heimatliebe: Den weitaus größten Teil seines Lebens hat der Dichter außerhalb von Schaephuysen zugebracht. Seinen Heimatort verließ Theodor Kulder mit 27 Jahren und zog nach St. Tönis, um einem kranken Verwandten in dessen Landwirtschaft, Gaststätte und Brauerei zu helfen. Nach dem Tode dieses Vetters, im Jahr 1887, erbte er zusammen mit seiner Schwester dessen Besitz. Im Jahr 1893 heiratete Kulder, aus der Ehe gingen vier Kinder hervor. Der Heimatfreund wurde 84 Jahre alt. Im Jahr 1940 starb er an den Folgen eines Unfalls. "Es leben heute noch Familienangehörige in St. Tönis", weiß Theo Mäschig.

(RP)
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