Enni und Landwirte Kooperation für gutes Trinkwasser in Moers und Neukirchen-Vluyn

Moers · Hendrik Fechner kooperiert als einer von mehr als 60 Landwirten mit Enni für einen gewässerverträglichen Anbau in Wasserschutzgebieten. Das schont das Trinkwasser und sichert den landwirtschaftlichen Ertrag.

 Enni-Wassermeister Bernd Kamradt (v.l.) mit Petra Wessels und Landwirt Hendrik Fechner.

Enni-Wassermeister Bernd Kamradt (v.l.) mit Petra Wessels und Landwirt Hendrik Fechner.

Foto: ja/Arnulf Stoffel (ast)

Hendrik Fechner könnte Kartoffel-Sommelier sein, wenn es diesen Titel gäbe. Es sagt Sachen wie: „Bamberger Hörnchen sehen wie Tannenzapfen aus. Sie schmecken intensiv, leicht nussig.“ Die Knollenfrüchte, die vor 500 Jahren aus den Anden nach Europa kamen, sind die Leidenschaft des 42 Jahre alten Landwirts. Er baut sie an, erntet, sortiert und lagert sie bei fünf Grad Celsius, um sie dann zu vermarkten, entweder im „Schwafheimer Hofladen“ seiner Verlobten Petra Wessels oder im regionalen Einzelhandel.

Mehr als zehn Sorten baut er an, von der frühen Annabelle, über die rotschalige Laura oder die innen bläuliche „Blaue Anneliese“ bis hin zur nussigen französischen Sorte „La Rotte“. „Kartoffeln lieben sandige Böden, die es am Niederrhein gibt“, sagt der Diplom-Agraringenieur. „20 bis 25 Grad Temperatur sind für das Wachstum optimal. Für uns stehen Geschmack und Qualität im Vordergrund.“

Da sandige Böden gleichzeitig beliebt sind, um Trinkwasser zu gewinnen, kam es im Vinner Wasserschutzgebiet bis in die 1990er Jahren zu Interessenkonflikten zwischen Land- und Wasserwirtschaft. „Das Wachstum der Kartoffeln hängt neben Temperatur und Licht vor allem vom Stickstoffgehalt im Boden und vom Wasser ab“, erläutert Hendrik Fechner. „Wenn zu viel Stickstoff im Boden ist, kann er so ausgewaschen werden und ins Grundwasser gelangen.“

In Wasserschutzgebieten, wie dem der Enni im Vinner Feld im Süden von Moers, erreichte der Nitratgehalt im Grundwasser so in den frühen 1990er Jahren die seinerzeit gesetzlich zulässigen Werte von 70 bis 80 Milligramm je Liter.

„Anfang der 1990er Jahre hat der Gesetzgeber die Trinkwasserverordnung verschärft“, blickt Enni-Wassermeister Bernd Kamradt zurück. „Der Grenzwert wurde dabei von 90 Milligramm je Liter auf 50 Milligramm gesenkt.“ So musste Enni neue Wege gehen. Dabei half eine Auflage des zuständigen Landesministeriums, die allen Wasserversorgern Kooperation mit der Landwirtschaft empfahl; mit dem Ziel, den Eintrag von Stickstoff beziehungsweise Nitrat in das Grundwasser verhindern.

Enni setzte dabei als eines der ersten Unternehmen der Region auf enge Zusammenarbeit mit den in den Wasserschutzgebieten wirtschaftenden Landwirten. Es ist ein sehr erfolgreicher Ansatz, der mehr als 100.000 Menschen am Niederrhein heute Trinkwasser in hervorragender Qualität garantiert.

Heute pflegt Enni Kooperationen in drei Wasserschutzgebieten, in denen das Unternehmen inzwischen mit 62 Landwirten, wie Hendrik Fechner, für einen gewässerverträglichen Anbau ohne Ertragseinbußen zusammenarbeitet. Wie die anderen Landwirte arbeitet Fechner im Wasserschutzgebiet nach zwei Grundsätzen. Zum einen setzt er auf seinen Feldern nur so viel Stickstoff ein, wie die Pflanzen aufnehmen können und unbedingt benötigen. Zum anderen düngt er in direktem Umfeld von Brunnenanlagen nur mineralisch ein und verzichtet auf den Einsatz organischen Düngers, wie zum Beispiel Gülle, der die Bakteriologie des Trinkwassers gefährden könnte. Bei der richtigen Dosierung vertraut er heute auf modernste Technik. „Über GPS kann ich genau steuern, bis wohin und in welcher Menge ich Stickstoff geben darf“, berichtet der Landwirt.

Neben dem gezielten und Betriebsmittel schonenden Einsatz von Düngemitteln begrünt Fechner seine Flächen zudem durchgängig das ganze Jahr. Nach der Ernte im Spätsommer baut er Zwischenfrüchte an, wie Senf- oder Ölrettich in den Wintermonaten. Sie haben eine Depot-Wirkung, saugen den nicht genutzten Stickstoff quasi in sich auf. So kann dieser in den Wintermonaten nicht durch heftige Niederschläge ausgewaschen werden und so in das Grundwasser gelangen. Im Frühjahr wird der Stickstoff durch einen Umbruch und einer Neubepflanzung wieder aktiviert und so durch die Pflanzen aufgenommen.

Bei diesem Zusammenspiel werden die Landwirte heute im Rahmen der landwirtschaftlichen Kooperation durch einen über Enni finanzierten Berater der Landwirtschaftskammer Kleve/Wesel beraten. Das hilft, die Fruchtfolgen zu optimieren und den Stickstoff im Boden möglichst gut zu nutzen. Über gezielte Bodenproben im Frühjahr und im Herbst wird zudem der Reststickstoffgehalt bestimmt. So gelangt zu jeder Jahreszeit nur so viel Dünger auf das Feld, wie die Pflanzen benötigen.

„Kommt es durch die dosierte, auf den Wasserschutz abgestimmte Düngung für Landwirte zu Ertragseinbußen, etwa durch Starkregenereignisse oder zu lange Trockenheit, zahlen wir einen angemessenen Ausgleich“, sagt Bernd Kamradt. Auch das sei Teil der Kooperation für den Gewässerschutz. „In Summe ist die Vorbeugung aber für alle immer günstiger, als die nachträgliche Aufbereitung des Trinkwassers.“

 Neues Logo zur Enni-Serie "Zukunft Wirtschaft" - neuer Schriftzug

Neues Logo zur Enni-Serie "Zukunft Wirtschaft" - neuer Schriftzug

Foto: Enni

Die Kooperation zeigt Erfolg. „Der Nitratgehalt im Trinkwasser der Enni schwankt heute gerade einmal zwischen 16 und 18 Milligramm pro Liter und liegt damit deutlich unter den Grenzwerten der strengen Trinkwasserverordnung“, sagt der Enni-Wassermeister. Anders als in vielen anderen Regionen in NRW gebe es deshalb im Enni-Gebiet kein Nitratproblem. Im Vergleich zur Zeit vor 25 Jahren liege der Wert sogar 80 Prozent niedriger. Und das kommt allen Moersern und Neukirchen-Vluynern zugute. Sie erhalten hervorragendes Trinkwasser, das bakteriologisch und chemisch einwandfrei ist.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort