Moers Enkeltrick: Wie Täter Senioren täuschen

Moers · Fast jede Woche meldet die Polizei einen neuen Enkeltrickbetrug. Obwohl die Masche nicht neu ist, versuchen es gut organisierte Tätergruppen immer wieder. Eine Seniorin erzählt, wie sie den Schwindel erkannt hat.

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Die Maschen der Trickbetrüger

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Der Anrufer klang jung und sehr freundlich: "Hallo, wie geht es Dir? Rate mal, wer hier ist?!" So begann das Telefonat, als Margret R. vergangene Woche den Hörer abnahm. Die 75-jährige Neukirchen-Vluynerin dachte an eines ihrer Enkelkinder. "Daniel? Du klingst aber komisch", sagte sie. Noch schöpfte sie keinen Verdacht. "Ich bin erkältet", sagte der Anrufer.

So oder ähnlich beginnen die typischen Telefonate bei einem Enkeltrickbetrug. Fast jede Woche meldet die Polizei einen solchen Schwindel, der darauf abzielt, mit einer erfundenen Geschichte Geld zu ergaunern. "Die Opfer sind meist ältere, alleinstehende Frauen", sagt Marcel Winkin vom Kriminalkommissariat Prävention und Opferschutz im Kreis Wesel.

Die Geschichten, die die vermeintlichen Enkel erzählen, ähneln sich alle in einem Punkt. Sie laufen darauf hinaus, dass der vermeintliche Verwandte sich in einer Notlage befindet: "Das kann ein Autounfall sein oder ein abgestürzter Computer", sagt Manuela Schmickler, Pressesprecherin der Kreispolizei Kleve. Oft bittet der "falsche Enkel" um Verschwiegenheit, und immer muss das Geld schnell beschafft werden. Wenn der Senior das Geld von der Bank abgeholt hat — meist wird das von einem der Täter beobachtet —, erfolgt der zweite Anruf, dass der vermeintliche Enkel verhindert sei und ein Freund das Geld abhole. Oft wird für die Übergabe sogar noch ein Codewort vereinbart. " Die Senioren werden massiv unter Druck gesetzt, sofort das Geld zu beschaffen. Ich habe einmal in einer Aufzeichnung erlebt, wie ein Opfer anfing zu weinen", sagt Winkin von der Kreispolizei Wesel.

Die Täter sind in der Regel gut organisiert, wortgewandt am Telefon und gut über ihre Opfer informiert. So kennen sie fast immer den Vornamen ihres potenziellen Opfers. "Wir gehen davon aus, dass sie im Telefonbuch nach altmodisch klingenden Namen suchen", sagt Schmickler von der Kreispolizei Kleve. Auch aus Todesanzeigen oder Inseraten zur Goldhochzeit können Täter wertvolle Informationen ziehen. In der Regel seien es Tätergruppen, zum Teil aus Osteuropa.

"Die Taten begannen 1999 im Hamburger Raum und haben sich dann in ganz Deutschland ausgebreitet", sagt Schmickler. Inzwischen sei die große Welle vorbei. Doch es komme wieder vor, dass Betrüger sich ein Gebiet auswählen und dann eine Telefonaktion starten. Dies war im Kreis Kleve in den vergangenen zwei Jahren der Fall. "In 2011 und 2012 gab es jeweils vier versuchte Enkeltrickdiebstähle an einem Tag im März, und dann war wieder Ruhe", berichtet Schmickler. Außerdem sei die Dunkelziffer in dem Bereich extrem hoch, denn viele Opfer schweigen, weil sie sich schämen, leichtgläubig ihr Erspartes abgegeben zu haben.

Viele Senioren kennen inzwischen aber auch die Gefahr und sind misstrauisch. So auch Margret R. Der Anrufer machte bei ihr einen Fehler, er sagte: "Margret, ich brauche Deine Hilfe!" — "Bei mir schrillten alle Alarmglocken. So würde mein Enkel mich nie nennen", sagte die 75-Jährige. Die rüstige Seniorin stellte dem Anrufer daraufhin eine Testfrage. Als er diese nicht beantworten konnte, legte sie auf. "Ich war furchtbar aufgeregt", erzählte sie. Sie rief den Enkel an, der versicherte ihr, dass er nicht angerufen habe. Dann rief Margret R. die Polizei an: "Ich glaube, da sind Betrüger unterwegs."

(RP)
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