Einkaufspassage in Moers Wallzentrum wird zu Laboratorium

Moers · Das Projekt „Das W – Zentrum für urbanes Zusammenleben“ ist gestartet. Erste Aktion ist eine Fotoausstellung von Frank Schemmann. Ziel ist es, das Wallzentrum in ein anderes Blickfeld zu rücken und es zu beleben.

 Wollen das urbane Zusammenleben ankurbeln (v.l.n.r.): Ulrich Greb, Viola Köster, Judith Schäfer.

Wollen das urbane Zusammenleben ankurbeln (v.l.n.r.): Ulrich Greb, Viola Köster, Judith Schäfer.

Foto: Arnulf Stoffel (ast)

26 „Ureinwohner des Wallzentrums“ hat Frank Schemmann fotografiert. So nennt der Fotograf Menschen, deren Leben mit dem Gebäude am Neuen Wall verbunden ist, zum Beispiel weil sie dort arbeiten, ein Ladenlokal gemietet haben oder Eigentümer sind. Ab dem 27. November, 16 Uhr, sind ihre Portraits im neuen Café Z im Wallzentrum zu sehen. „Es sind künstlerische Portraits“, sagt Ulrich Greb, Intendant des Schlosstheaters Moers. „Frank Schemmann ist in Moers bekannt. Mehrfach hat er Fotoserien vom Moers Festival geschossen.“

Die Fotoausstellung ist die erste Aktion des Projekts „Das W – Zentrum für urbanes Zusammenleben“, das vom Schlosstheater Moers initiiert und getragen wird. Sichtbar ist es durch das Café Z, das seit Anfang September in einem 190 Quadratmeter großen Ladenlokal entsteht. Das stand vorher leer, wie mehrere Ladenlokale im Gebäude am Neuen Wall, an denen alte Schilder noch auf einstige Mieter hinweisen. „Das Wallzentrum hat Potential“, beurteilt Ulrich Greb das Gebäude, das innen so gepflegt ist wie kaum ein anderes mit größerem Leerstand.

Als er vor eineinhalb Jahren mit dem Schlosstheater das Gebäude für Aufführungen des Rings entdeckte, entwickelte er eine Sympathie für das Zentrum und seine „Ureinwohner“. „Wir kamen bei den Proben mit ihnen ins Gespräch“, blickt er zurück. So arbeitete das Schlosstheater ein Konzept aus, um sich unter dem Thema „Neue Wege“ beim Landesministerium für Kultur und Wissenschaft für eine Förderung zu bewerben. Mit zehn anderen Theatern und Orchestern in Nordrhein-Westfalen erhielt es den Zuschlag, um über drei Jahre lang mit insgesamt 710.000 Euro gefördert zu werden. „Es geht darum, wie man gut städtisch und urban leben kann“, sagt die Theaterwissenschaftlerin Dr. Judith Schäfer, die das Projekt in der Grafenstadt leitet.

Es baut auf drei Säulen auf. Die eine sind Theater und Perfomance. So plant Dramaturgin Viola Köster, im Café Z den „Prozess“ von Franz Kafka als Theaterstück aufzuführen. Lesungen sind genauso vorgesehen wie Vorträge oder eine Märchennacht.

Die zweite Säule ist der Sozialkontakt. So soll es im Dezember eine erste kulinarische Mahlzeit geben. Köche aus der Region kochen ihr Lieblingsgericht, eine Suppe oder einen Eintopf, und spenden es, um beim Kochen und Essen mit Interessenten ins Gespräch zu kommen. Dabei arbeitet das Schlosstheater als Kooperationspartner mit dem SCI:Moers zusammen.

Die dritte Säule ist die Installation, um das Gebäude in einen anderen Blickwinkel zu rücken, es attraktiver zu machen und damit langfristig den Leerstand zu senken. Eingebunden sind dabei Dozenten und Studenten der Hochschule Niederrhein aus Krefeld und Mönchengladbach, die auch die neue Innenausstattung des Café Z entworfen haben.

„Oft sind die Säulen verknüpft“, sagt Ulrich Greb. „Nach einer Lesung kommen die Menschen zum Beispiel miteinander ins Gespräch.“

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