Moers Eine Schande

Moers · Unbekannte haben drei der am Dienstag verlegten Stolpersteine in der Nacht auf Mittwoch mit Farbe besprüht, Kerzen umgeworfen und Blumenschmuck zertreten. Die Polizei hat den Staatsschutz eingeschaltet.

 RP-Foto: Klaus Dieker

RP-Foto: Klaus Dieker

Foto: Dieker Klaus

Zum ersten Mal haben sich in Moers Unbekannte an sogenannten Stolpersteinen vergangen, die an Opfer der Nationalsozialisten erinnern. Drei Steine, vor den Häusern Filder Straße 6 und 34 sowie an der Blumenstraße 13 Straße, sind in der Nacht auf Donnerstag mit schwarzer Farbe besprüht worden. Die Unbekannten warfen auch Kerzen um, sie zertraten und zerstreuten außerdem den um die Steine angeordneten Blumenschmuck. "Einige Blumen sind sogar in Mülltonnen gelandet", sagte Bernhard Schmidt vom Verein "Erinnern für die Zukunft". Er war gestern Morgen von Anwohnern informiert worden. "Alle waren sehr mitfühlend und empört."

Die drei beschädigten Stolpersteine sind Kranken gewidmet, die im Zuge der "Euthanasie" von Nazis ermordet wurden. Die Steine gehören zu insgesamt 13, die erst am Mittwoch neu in Moers verlegt wurden. Rund 100 Personen nahmen daran teil - Schüler des Gymnasiums Filder Benden, Vertreter der Stadt, des Vereins "Erinnern für die Zukunft", der Christlich-Jüdischen Gesellschaft sowie Mitglieder der Familien der Ermordeten. Die neuen Steine an der Xantener Straße, die an Moerser Juden erinnern, seien zum Glück nicht in Mitleidenschaft gezogen worden, sagte Schmidt. Er vermutet, dass die Täter die Route gekannt haben, auf der die Steine verlegt wurden. "Sie stand vorher in der Zeitung."

Anwohner haben gestern auch die Polizei gerufen. Die hat die Ermittlungen an den Staatsschutz in Duisburg abgetreten, der routinemäßig bei Taten mit möglicherweise rechtsradikalem Hintergrund eingeschaltet wird. Ob Nazis am Werk waren, ist unklar. "Wir haben in Moers keine straff organisierten Neonazis", sagte Bernhard Schmidt. In der Stadt sei in den vergangenen Jahren viel "gegen Rechts" passiert. Schmidt erinnerte an die Penguins Days, deren Einführung eine direkte Folge des Anschlags auf eine türkische Familie in Solingen gewesen seien. Der Anschlag, bei dem fünf Menschen starben, jährte sich am Mittwoch zum 25 Mal. Weiter wies Schmidt auf den Jugendkongress gegen Rechts hin, an Aktionen wie "Wir sind bunt, nicht braun" oder Menschenketten gegen Rechts.

Gabriele Wyrwala, Vorsitzende der Christlich-Jüdischen Gesellschaft, zeigte sich gestern betroffen. "Man kann nur hoffen, dass dies eine Einzelaktion war." Sie kann sich noch gut daran erinnern, wie die St.-Josef-Kirche Ende im Dezember 2016 mit Hakenkreuzen beschmiert worden war. Damals organisierte die Christlich-Jüdische Gesellschaft dort ein Konzert unter dem Motto "Schalom - Kirche trifft Synagoge".

Die Stolpersteine haben eine Messingoberfläche mit Namen und Daten von Nazi-Opfern. Der Künstler Gunter Demnig hat seit 2013 insgesamt 79 solcher Steine in Moers verlegt, deutschlandweit sind es 69.000. Er sah die Vorfälle in Moers gestern gelassen. "Solche Idioten gibt es immer wieder, damit muss man rechnen", sagte er. Rund 700 Stolpersteine in ganz Deutschland seien sogar mutwillig aus dem Pflaster entfernt worden. "Zuletzt elf in Greifswald. Wir haben danach so viele Spenden bekommen, dass wir 36 neue Steine verlegen konnten." Die besprühten Stolpersteine in Moers ließen sich leicht wieder säubern, sagte Demnig. Die Messingoberfläche sei recht unempfindlich.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort