Feministische Lesung in Moers Von Mythen und eher salzigen Typen

Moers · Gleich der erste Teil der neuen Lesereihe am Schlosstheater bricht mit einem Tabu: Er widmet sich dem weiblichen Geschlechtsorgan – nicht etwa anatomisch und biologisch, sondern kulturhistorisch.

 Lena Entezami und Larissa Bischoff haben die feministische Lesereihe konzipiert. Die Lesungen finden im Pulverhäuschen statt.

Lena Entezami und Larissa Bischoff haben die feministische Lesereihe konzipiert. Die Lesungen finden im Pulverhäuschen statt.

Foto: Anja Katzke

„Es geht um die skurrilen männlichen Mythen und Theorien, die sich seit jeher um dieses Organ ranken“, sagen Dramaturgin Larissa Bischoff und Schauspielerin Lena Entezami, die die neue als feministisch deklarierte Lesereihe „Ich bin ja eher so der salzige Typ“ gemeinsam konzipiert haben. Feministisch? Keine Sorge: Die beiden heben nicht den moralischen Zeigefinger. Sie wollen zeigen, dass Feminismus nicht nur wichtig und nichts Schlimmes ist, sondern auch sehr unterhaltsam sein kann. Auftakt ist am Donnerstag, 25. Oktober, 19.30 Uhr, im Pulverhäuschen im Moerser Schlosspark.

Eine wunderbare Vorlage hat ihnen die schwedische Politikwissenschaftlerin und Comiczeichnerin Liv Strömquist geliefert: In ihrem 2014 erschienenen Comic „Der Ursprung der Welt“ zeichnet die Autorin die Kulturgeschichte der Vulva nach – von der Bibel bis Freud, vom unbeholfenen Biologieunterricht bis hin zur aktuellen Tamponwerbung. Bischoff und Entezami haben daraus eines von insgesamt sieben Kapiteln als Lesung szenisch entwickelt und eingerichtet. Als Lesepartner stehen ihnen die Schauspieler Roman Mucha und Patrick Dollas zur Seite. Bei der Vorbereitung haben die beiden Künstlerinnen nicht wenig gestaunt, welche Merkwürdigkeiten selbst Wissenschaftler, Philosophen und Autoren zum Thema beizutragen hatten: „Das weibliche Geschlechtsorgan ist ein Ruf nach Sein“, zitiert Lena Entezami beispielsweise den französischen Philosophen Jean-Paul Sartre. Auch die Herren Harvey Kellog, John Money, Sigmund Freud und Augustinus veröffentlichten ihre zum Teil skurrilen Ansichten. „Die Autorin stellt noch immer geltende patriarchale Machtverhältnisse in Frage und und will sie aufbrechen“, betont Larissa Bischoff. Und das auf sehr humorvolle Weise. „Es gibt doch nicht Schöneres als Auftakt einer Lesereihe, als sich gemeinsam zu wundern und zu lachen“, findet die Dramaturgin. Liv Strömquist ist in Schweden eine der bekanntesten Comiczeichnerinnen. „Der Ursprung der Welt“ ist 2014 erschienen, die deutsche Erstausgabe kam 2017 im Avant-Verlag heraus. „Es gibt inzwischen auch ein Theater, das ein Stück aus dieser Vorlage macht.“ Die feministische Lesereihe am Moerser Schlosstheater soll in fünf Teilen das Publikum ins Pulverhäuschen locken.

Die nächste Folge ist bereits für den 6. Dezember terminiert. Dann heißt es: „Was bisher geschah“ und ist theatralisch als eine Reise durch die Welt feministischer Stimmen geplant. Dafür haben Bischoff und Entezami etliche Manifeste durchgearbeitet. Die Teile drei bis fünf sind noch in der Entwicklung. Doch Larissa Bischoff und Lena Entezami machen sich keine Sorgen, dass ihnen der Stoff ausgeht: „Der Feminismus ist ja eine ziemlich festgelegte Gesellschaftskonzeption“, betonen die beiden. Und in Zeiten von MeToo und Donald Trumps verbalen Entgleisungen auch sehr aktuell. Feststeht bereits, dass sie auch aus Liv Strömquists Vorgänger-Comic „Der Ursprung der Liebe“ lesen werden. Darin nimmt die Zeichnerin das romantische Bild von Paar-Beziehungen auf Korn. „Heute wollen ja wieder alle heiraten“, sagt Lena Entezami augenzwinkernd.

Die Premiere der neuen Lesereihe am Schlosstheater ist am Donnerstag, 25. Oktober, 19.30 Uhr, im Pulverhaus. Der Eintritt zur Lesung kostet fünf Euro. Karten gibt es unter Tel.: 02841 8834110.

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