Interview Eine Begegnung mit Beethoven im Gesprächskonzert

Moers · MOERS Der Kölner Pianist Gotthard Kladetzky ist ein "Urgestein" der Moerser Konzertszene. Seit mehr als drei Jahrzehnten widmet er sich in Klavierabenden und groß angelegten Zyklen immer wieder intensiv dem Werk einzelner Komponisten. In seinem neuen Projekt referiert Gotthard Kladetzky an jeweils vier Abenden über das Leben und Schaffen der berühmten Komponisten Ludwig van Beethoven und Ri-chard Wagner.

 Gotthard Kladetzky feiert im November 35. Dienstjubiläum.

Gotthard Kladetzky feiert im November 35. Dienstjubiläum.

Foto: Privat

MOERS Der Kölner Pianist Gotthard Kladetzky ist ein "Urgestein" der Moerser Konzertszene. Seit mehr als drei Jahrzehnten widmet er sich in Klavierabenden und groß angelegten Zyklen immer wieder intensiv dem Werk einzelner Komponisten. In seinem neuen Projekt referiert Gotthard Kladetzky an jeweils vier Abenden über das Leben und Schaffen der berühmten Komponisten Ludwig van Beethoven und Ri-chard Wagner.

Gesprächskonzerte über das Leben und Schaffen berühmter Komponisten – wie ist diese Idee entstanden?

Kladetzky Seit einigen Jahren gebe ich regelmäßig zwei Konzerte pro Jahr. In der letzten Zeit ergab sich durch die Jubiläen einiger sehr bedeutender Komponisten, dass ich Klavierabende über einen oder zwei Künstler spielte. Vor zwei Jahren erwachte in mir bei den Liszt-Konzerten wieder die Lust und Leidenschaft für seine Werke, so dass ich damit fortfuhr. So ergab sich im letzten Jahr zum ersten Mal, dass ich parallel in einem Projekt über einen Künstler und sein Leben sowie seine Werke sprach und sie im Konzert spielte.

Wie werden die Konzertabende gestaltet, wird mehr erzählt oder mehr gespielt?

Kladetzky Einführungen gab es seit einiger Zeit am Abend vorher, weil ich die Werke analysieren wollte, aber im derzeitigen Projekt gehe ich etwas genauer auf die Werke ein. Da ich in der Musik meine Stärke sehe, bleibt meist der Schwerpunkt dort. Sonst würden sich auch die teilweise sehr jungen Schüler und Schülerinnen, die in den Konzerten zuhören, fürchterlich langweilen.

Ludwig van Beethoven und Richard Wagner – welche Verbindung sehen Sie zwischen den beiden Komponisten?

Kladetzky Die beiden verbindet eine sehr entscheidende Sache: Sie sind, wie ein großer Kritiker sagte, Weltanschauungskünstler". Beide sehen in ihren Kompositionen die Verpflichtung, den Menschen zum Besseren zu "bekehren". Ob dies das Wesentliche der Musik ist, kann man bezweifeln, aber beide hatten nicht allein auf die nachfolgende Musikergeneration enormen Einfluss, sondern auf alle Künstler und Denker danach. Wagner hat besonders gern Beethoven dirigiert – offensichtlich fühlte er sich mit ihm verwandt.

Ist eine Fortsetzung der Veranstaltungsreihe geplant?

Kladetzky Nach dem derzeitigen Projekt über Wagner und Beethoven werde ich mich in einem folgenden mit Verdi und Schubert befassen. In der nächsten Zeit sehe ich keine so bedeutenden Jubiläen – vielleicht Mussorgsky mit den Bildern einer Ausstellung. Dann wird es auch im Projekt wahrscheinlich behandelt.

Im November feiern Sie Ihr 35. Dienstjubiläum der Moerser Musikschule? Wie sehen Sie rückblickend Ihre Tätigkeit hier, was waren die Höhen und Tiefen?

Kladetzky Seit meinem Beginn als Klavierlehrer hat sich vieles – ich finde zuungunsten – verändert. Zu Beginn gab es in der Musikschule im Klavierunterricht nur 45 Minuten-Unterricht, also keine Kurzstunden zu 30 oder leider auch zu 20 Minuten. Privat war der Unterricht selbstverständlich 60 Minuten. Dass so auch die weniger begabten Schüler bessere Fortschritte machten, war klar, und die Unterstützung durch die Eltern auch für das Konzertleben war stärker. Meine ersten Auftritte bei Klavierabenden waren auch mehr städtische Ereignisse und sie wurden sehr gut besucht. Der Kammermusiksaal war so voll, dass wir sogar manchmal das Publikum auf der Bühne um das Klavier sitzen ließen. Mein erster Klavierzyklus von Beethoven an fünf Abenden und mein Liszt-Zyklus an sechs Abenden waren große Ereignisse. Von Tiefen möchte ich weniger reden, aber die immer geringere Unterstützung für meine Ziele und das immer mehr An-den-Rand-Drängen von Kunst im Unterricht, das von allen Seiten unterstützt wird, machen mir manchmal die Tätigkeit an der Musikschule und in Moers schwer.

Gibt es schon Pläne für die Zeit nach der Berufstätigkeit?

Kladetzky Ich glaube, dass ich nach meiner Pensionierung noch weiter in Moers tätig sein kann, um die Schüler, die bei mir bleiben wollen, zu unterrichten. Auch Konzerte möchte ich noch geben. Ich würde mich sehr freuen, wenn ich zu meinem Jubiläum ein Klavierkonzert mit Orchester spielen könnte. Andererseits, wenn ich weniger fest an den Musikunterricht gebunden bin, hoffe ich, etwas mehr Zeit für Treckingtouren und Bergtouren in den Anden zu finden.

DAS GESPRÄCH FÜHRTE PETRA RIEDERER-SITTE.

(prs)
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