Kreis Wesel Einbruchserien bereiten Polizei Sorge

Moers · Weiterer Rückgang der Kriminalität, Steigerung der Aufklärungsquote, aber Anstieg von Wohnungseinbrüchen: Landrat Dr. Ansgar Müller präsentierte am Dienstag eine vergleichsweise positive Bilanz der Kriminalitätsentwicklung 2015.

Kreis Wesel Eine Bilanz der Kriminalitätsentwicklung "mit Licht und Schatten" präsentierte gestern Landrat Dr. Ansgar Müller als Leiter der Kreispolizeibehörde zusammen mit Roland Wolff, dem neuen Chef der Direktion Kriminalität, und Polizeidirektor Utz Schmidt. Nicht weniger als 30 Seiten stark war die Statistik, die das Trio ausführlich vorgestellt hat. Die wichtigsten Botschaften: Die Zahl der Gewaltverbrechen (siehe Info) ist weiter rückläufig. Erneut gestiegen ist die Aufklärungsquote auf 51,8 Prozent (plus 1,9 Prozent) und hat damit den höchsten Stand seit acht Jahren erreicht. Erfreulich auch, dass im Kreis Wesel die Gefahr deutlich geringer ist, Opfer eines Gewaltverbrechens zu werden, als im Landesdurchschnitt.

Was die Bilanz natürlich trübt ist die Tatsache, dass im abgelaufenen Jahr 1515 Wohnungs- und Hauseinbrüche angezeigt wurden. Im Jahr 2008 lag diese Zahl bei 733. "Das ist eine problematische Entwicklung", bekannte der Landrat. Das Problem ist nämlich, dass die Betroffenen nicht nur mit materiellem Verlust zurechtkommen müssen, sondern zum Teil dauerhaft in Angst leben müssen.

Um den Tätern, die gut zur Hälfte aus Südosteuropa stammen und als Banden überregional aktiv sind, das Leben so schwer wie möglich zu machen, will die Polizei weiterhin die Bevölkerung sensibilisieren, verdächtige Personen in Wohngebieten zu melden. Außerdem sollen allein in den nächsten zweieinhalb Wochen zwei große Kontrollaktionen durchgeführt werden. Den Eindruck, dass viele der gefassten Täter — die Aufklärungsquote liegt mittlerweile bei 21,8 Prozent und damit weit über dem Landesdurchschnitt — nach einer Festnahme erfahrungsgemäß schnell wieder auf freiem Fuß gesetzt werden und nicht selten zu Bewährungsstrafen verurteilt werden, konnte Utz Schmidt nur bestätigen. "Und genau das kann der Bürger nur sehr schwer nachvollziehen."

Zurückhaltender äußerte sich der Landrat auf Anfrage der RP zu dem Thema. "Wir als Polizei sollten uns mit der Bewertung der Justiz sehr zurückhalten", so Müller. "Allerdings beobachten wir die Entwicklung sehr genau und stehen mit der Staatsanwaltschaft in Gesprächen."

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Foto: dpa, Robert Schlesinger

Mit einigen Vorurteilen, die spätestens seit den Übergriffen von Köln in der Silvesternacht in den sozialen Medien verbreitet werden, räumten Müller & Co. gestern auf. Es stimme beispielsweise nicht, dass die Polizei Meldungen zurückhalte, in denen Ausländer als Tatverdächtige in Frage kommen. "Nicht die Herkunft eines Täters, sondern der Sachverhalt steht im Vordergrund", erklärte der Landrat. Aber natürlich werde die Nationalität eines Verdächtigen genannt, wenn sie für den Tathergang und das Verständnis der Meldung relevant sei. "Auch wenn ich weiß, dass es Stimmen gibt, die anderer Auffassung sind, so teile ich diese nicht. Das würde nämlich ein falsches Bild geben." Tatsächlich zeigt die vorgelegte Statistik, dass von den rund 11.000 Tätern mehr als 8400 einen deutschen Pass besitzen. Von den 2815 ausländischen Straftätern waren 541 Asylbewerber. Wichtig zu wissen ist, dass diese fast nur bei Ladendiebstählen und beim Schwarzfahren erwischt wurden oder wegen Körperverletzungsdelikten in Gemeinschaftsunterkünften angezeigt wurden.

Weil die Polizei im Kreis vergleichsweise gute Zahlen präsentiert, werden ihr wohl kaum zusätzliche Kräfte zugeteilt. Denn die werden in den Brennpunkten benötigt.

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