Moers Ein "Wow" für Moers

Moers · Moers Festivalchef Reiner Michalke stellte am Sonntag erstmals die neue Stadtmusikerin Sanne van Hek den Musikfreunden in der Grafenstadt vor. Sie wird als Improviser in Residence ein Jahr lang in Moers leben und arbeiten.

Ihr Deutsch ist noch etwas holprig, aber Trompete spielt sie virtuos. Davon konnten sich die 40 Besucher des kleinen Gesprächskonzertes überzeugen, mit dem sich der neue "Improviser in Residence" Sanne van Hek am Sonntag in der Galerie Peschkenhaus den Moerser Freunden der improvisierten Musik vorstellte. Knapp eine Stunde lang ließ sich die junge Niederländerin dabei vom derzeitigen künstlerischen Leiter des Moers-Festivals Reiner Michalke in einem öffentlichen Zwiegespräch zu ihrer Person, ihrem musikalischen Werdegang und ihrer Auffassung von Musik befragen, wobei sie zwischendurch immer wieder kurze Beispiele ihres virtuosen Könnens an der Trompete lieferte.

Die Entdeckung der Trompete

Sanne van Hek ist der dritte "Improviser in Residence", der für jeweils ein Jahr aus Mitteln der nordrhein-westfälischen Kunststiftung finanziert wird, und – wie ihre beiden Vorgänger auch – das Kulturleben in Moers mit ungewöhnlichen musikalischen Improvisationsprojekten bereichern möchte. "Das Ganze ist etwas ganz Ungewöhnliches. Nicht nur für mich. Niemand hat geglaubt, dass es so etwas überhaupt gibt", freute sich die junge Musikerin auf eine entsprechende Frage ihres Interview-Partners hin über diese künstlerische Chance und schilderte, wie sie die ersten Tage in ihrem neuen Moerser Domizil dazu genutzt habe, fast rauschhaft von morgens bis spät in die Nacht hinein zu arbeiten.

Fleiß ist eine Voraussetzung für Erfolg, eine andere ist Ehrgeiz. Auch davon scheint Susanne van Hek offenbar eine Menge zu besitzen, wie sie dem Publikum auf Michael Michalkes Frage nach der Entdeckung ihres Lieblingsinstrumentes, der Trompete, erklärte. Damals war die heute 31-Jährige immerhin schon 20 Jahre alt gewesen und hatte in den voran gegangen zwölf Jahren bereits Klarinette, Schlagzeug, Gitarre, Bass und Kontrabass gespielt.

"Ja", gestand sie den Besuchern in diesem Fall mit einem leicht verschämten Lächeln. Eigentlich hätte sie ja nur für einen Freund auf dessen Trompete aufpassen sollen, und da habe sie halt ein wenig darauf herum probiert. "Das schaffst du sowie nicht", habe ihr Freund dazu gemeint und sie damit herausgefordert. Daraufhin habe sie ein Jahr lang täglich mehrere Stunden geübt, aber bis heute sei die Trompete immer noch jeden Tag eine neue Herausforderung für sie.

Sprach's und entlockte ihrem Lieblingsinstrument in der nächsten musikalischen Einlage von hart geblasenen Krächztönen über samtweich gehauchte Tiefen bis hin zu schrillen Jubelhöhen ein schier unerschöpfliches Lautrepertoire.

"Man kann ein Instrument ewig lange spielen, doch dann geschieht plötzlich etwas in dir drinnen und du sagst 'wow". Dieses "Wow" nach Moers zu bringen, wird in den kommenden Monaten Sanne van Heks nächste große Herausforderung sein.

(RP)
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