Neukirchen-Vluyn Ein Vluyner gewinnt den Spiele-"Oscar"
Neukirchen-Vluyn · Für "Die Legenden von Andor" hat der Illustrator Michael Menzel die Auszeichnung "Kennerspiel des Jahres" bekommen. "Das ist der wichtigste Preis den man als Spiele-Erfinder gewinnen kann", sagt der glückliche Sieger.
Für die Erfinder von Spielen ist es quasi der Ritterschlag, der "Oscar"-Gewinn, die Champions League. Wer den Kritikerpreis "Kennerspiel des Jahres" gewinnt, genießt den Respekt der ganzen Branche. Michael Menzel aus Vluyn ist in diesem Jahr der Glückliche, der den Preis jüngst bei einer Feierstunde in Berlin in Empfang nehmen konnte.
"Das ist der wichtigste Preis den man in als Spiele-Erfinder gewinnen kann", sagt Menzel. Signalwirkung hat er gerade für die Szene der echten Spiele-Liebhaber, die nicht nur gelegentlich "Mensch ärger' dich nicht" spielen.
Michael Menzel, Jahrgang 1975, ist freiberuflicher Illustrator. Im Jahr setzt er rund 20 Brett- und Kartenspiele zeichnerisch um. Dass Zeichner und Ideengeber eine Person sind, das ist in der Branche eher selten. "Die Legenden von Andor" sind aber seine ganz eigene Schöpfung — obwohl sein Sohn und sein Neffe daran nicht völlig unbeteiligt waren. Anfangs war das Fantasy-Spiel eine private Familienunterhaltung, die immer weiter entwickelt wurde. Schließlich fand Menzel einen Verlag, im September 2011 wurde das Spiel veröffentlicht.
Menzel hat eine Ausbildung zum gestaltungstechnischen Assistenten abvolviert und sich einige Jahre lang schwerpunktmäßig mit Computerspielen beschäftigt. Unter anderem schuf er die PC-Version des Klassikers "Die Siedler von Catan". "Das Schöne an Brettspielen ist, dass die Leute dafür zusammenkommen." Dieses Gemeinschaftserlebnis gebe es am Computer kaum. Und "Die Legenden von Andor" seien ein gutes Beispiel für Kooperation. "Die Spieler müssen die Herausforderungen gemeinsam angehen." Deshalb, meint Menzel, sei das Spiel gut für junge Spieler geeignet. Er zitiert Friedrich Schiller: "Der Mensch ist nur da ganz Mensch, wo er spielt."
In der Begründung der Jury für das "Kennerspiel des Jahres" wird Menzels Schöpfung unter anderem für die innovativen Regeln gelobt: "Die Losspiel-Anleitung ermöglicht einen schnellen Start, Details werden erst dann erklärt, wenn sie benötigt werden." Damit vermeidet Menzel, dass Spieler erstmal eine Anleitung im Umfang von "Krieg und Frieden" studieren müssen.
Die Zeiten, in denen die Spiele-Entwickler anonym waren, sind vorbei. Erfolgreiche Illustratoren und Autoren haben mittlerweile eine Fan-Gemeinde — auch Menzel. Regelmäßig steht er über Internetforen mit ihnen im Kontakt, beispielsweise wenn es Fragen zu den Regeln gibt. "Es kommt auch vor, dass man im Rahmen bestimmter Veranstaltungen Autogrammstunden gibt", sagt er.
Mit dem Herbst beginnt in der Branche die wichtigste Zeit des Jahres: Das Weihnachtsgeschäft wird angekurbelt. Michael Menzels aktuelles Projekt ist eine Erweiterung seines Erfolgs "Die Legenden von Andor".
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