Das Bergwerk West schließt Ein historischer Lehrlingsjahrgang
Moers · Im Sommer 2009 startete eine Gruppe junger Schulabsolventen die Lehre zu Industriemechanikern und Elektronikern für Betriebstechnik auf dem Bergwerk West. Es ist der allerletzte Jahrgang, den die RAG in Kamp-Lintfort ausbildet.
Die Werkstatt wirkt riesig: Die wenigen jungen Männer, die dort in weißer Arbeitskleidung unterwegs sind, wirken irgendwie verloren in der geräumigen Halle. Sie sind die letzten 29 Auszubildenden, die auf dem Bergwerk West eine Lehre zum Industriemechaniker und Elektroniker für Betriebstechnik absolvieren. Es ist sozusagen ein historischer Jahrgang. Anfang Januar steht die Facharbeiterprüfung an, am 31.
Januar ist die Lossprechung. Die Stimmung unter den jungen Leuten ist verhalten, ein wenig frustriert sogar. "Ich habe gehofft, dass ich nach der Lehre übernommen werde", sagt der angehende Elektroniker für Betriebstechnik, Ümit Celik, unumwunden. "Jetzt weiß keiner von uns, wie es für uns ab Februar weiter gehen wird. Wir werden uns wohl erst mal beim Amt arbeitslos melden müssen", sagt der 21-jährige Auszubildende. Mit der Schließung des Bergwerks West zum Ende des Jahres und der folgenden Stilllegung verliert die Kamp-Lintfort den größten Ausbilder.
"Wir hatten hier mal 100 Leute pro Lehrjahr", erinnert sich einer der Mitarbeiter in der Ausbildung. Und Personaldirektor Peter Ermlich schätzt, dass allein in den vergangenen 20 Jahren 6000 junge Menschen auf der Kamp-Lintforter Zeche ausgebildet wurden. Der letzte Ausbildungsjahrgang auf dem Bergwerk West startete im Sommer 2009. Wie RAG damals berichtete, hatten sich 345 junge Leute für den Lehrberuf auf der Zeche an der Friedrich-Heinrich-Allee in Kamp-Lintfort beworben, 49 wurden angenommen.
Zur Auswahl standen die Berufe Elektroniker für Betriebstechnik und Industriemechaniker, die Ausbildung zum Mechatroniker wurde nicht mehr angeboten. Ümit Celik kam über seinen Bruder zur Zeche. "Er hat hier ebenfalls eine Ausbildung gemacht." Der 21-Jährige ist wie seine beiden Kollegen Dennis Moi (23) und Sascha Lazic (24) davon überzeugt, eine profunde Ausbildung auf dem Bergwerk erhalten zu haben: "Wenn man mit Elektronikern aus anderen Betrieben zusammen in einer Klasse Unterricht hat, stellt man schnell fest, dass unser Wissen ausgeprägter ist als das der anderen", erklären die drei angehenden Elektroniker unisono.
"Vor allem in der Mathematik", fügt Dennis Moi hinzu. "Wir bauen jede Woche neue Schaltungen und bekommen viele Unterweisungen — wie zum Beispiel in Sicherheitsvorkehrungen", betont Celik. Die meisten jungen Männer, die Ende Januar losgesprochen werden, kommen aus der Region: Aus Kamp-Lintfort, Moers, Neukirchen-Vluyn, Rheinberg. "Die meisten von uns haben noch nichts gefunden", erzählt Moi, dessen Vater ebenfalls auf der Zeche arbeitet.
"Wir bekommen von unseren Ausbildern aber Tipps, was wir unternehmen könnten", erzählt Sascha Lazic. Für Ümit Celik steht fest, dass er auf jeden Fall wieder in einem Großunternehmen arbeiten möchte: "Das hat was mit dem Charakter der Menschen zu tun. Hier hilft man sich gegenseitig." Seine Zukunft malt er sich aber nicht rosig aus: "Viele Bergleute werden nach Prosper Haniel verlegt. Aber die haben ja eigene Azubis.