Moers Ein friedliches Fest im Frauenhaus

MOERS · Ein gewaltfreies Weihnachten: Für die Bewohnerinnen des Moerser Frauenhauses ist das etwas Besonderes. Die Plätze sind knapp, die Helferinnen Tag und Nacht erreichbar.

 Christine Merten-Stephani im Gespräch mit einer ehemaligen Bewohnerin, die das Frauenhaus aber nach wie vor regelmäßig besucht.

Christine Merten-Stephani im Gespräch mit einer ehemaligen Bewohnerin, die das Frauenhaus aber nach wie vor regelmäßig besucht.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Der Heiligabend ist ein besonderer familiärer Feiertag. Auch im Moerser Frauenhaus. Die derzeit dort lebenden neun Frauen und acht Kinder feiern zwar ohne ihre Männer, aber mit viel Hoffnung und gegenseitiger Anteilnahme. „Für die meisten ist es das erste gewaltfreie Fest seit vielen Jahren“, wissen die beiden Sozialarbeiterinnen Christine Merten-Stephani und Ursula Reuther, die das vom Sozialdienst Katholischer Frauen betriebene Frauenhaus gemeinsam mit einer Erzieherin, einer hauswirtschaftlichen und einer für die nachgehende Beratung zuständigen Kollegin hauptberuflich betreuen. Daneben gibt es zahlreiche ehrenamtliche Helferinnen, die abends und in der Nacht am Telefon die Hilferufe misshandelter Frauen entgegennehmen und dafür sorgen, dass sie und ihre Kinder in Sicherheit gebracht werden.

Das ist nicht immer einfach. Wie in vielen anderen Frauenhäusern sind auch in Moers die Aufnahmemöglichkeiten begrenzt. „Dann müssen wir sehen, wo wir die Frauen noch in anderen Städten unterbringen können“, beschreibt Ursula Reuther die ständige Not. Dafür gibt es in ganz Nordrhein-Westfalen eine „Ampel-Informationskette“ im Internet. Rot bedeutet: „Kein Platz mehr frei.“ Gelb: „Wir können nur eine allein stehende Frau aufnehmen.“ Und Grün: „Hier gibt es noch eine Unterbringungsmöglichkeit für eine Mutter mit Kindern.“ Trotzdem müssen viele Frauen erst einmal zu Verwandten und Freunden flüchten.

Auch für Frau K. und ihre kleine Tochter stand im Frauenhaus nicht sofort ein Zimmer zur Verfügung, als sie sich nach einem langjährigen Martyrium vor zwei Jahren dazu entschloss, ihren gewalttätigen Ehemann zu verlassen. „Ich war erst ein paar Tage lang bei einer Freundin. Dann wurde hier im Frauenhaus glücklicherweise ein Zimmer frei.“ Die Frauen, die hier Unterschlupf finden, sind zu 50 Prozent Deutsche. Die übrigen stammen aus vielen Ländern innerhalb und außerhalb der EU. „Religiöse Diskrepanzen hat es bisher noch nie gegeben. Die Frauen eint ein gemeinsames Schicksal“, sagt Christine Merten-Stephani. „Ja, das stimmt“, bestätigt K., die mit ihrer Tochter inzwischen eine kleine Wohnung gefunden hat, das Frauenhaus aber immer noch regelmäßig besucht. Wie viele Frauen dort, wollte sie anfangs über ihre angstvollen häuslichen Erlebnisse nicht sprechen, fand aber bei den anderen Bewohnerinnen sofort eine Menge Zuspruch und Solidarität: „Ich habe drei Monate gebraucht, bis ich mich öffnen konnte. Und das ging auch nur, weil ich eine Tochter hatte, für die ich stark sein musste“, erinnert sie sich unter Tränen.

80 Prozent der aufgenommen Frauen schaffen es, sich mit Unterstützung der Helferinnen nach etwa sechs bis 18 Monaten ein eigenes, selbstständiges Leben aufzubauen. „Die größte Schwierigkeit für sie ist es, eine preiswerte Wohnung zu finden“, weiß Christine Merten-Stephani. „Aber es gibt zum Glück auch ein paar Vermieter hier in Moers, die nicht nur aufs Geld schauen.“ Auch bei den Ämtern in Moers und Wesel habe man in der Regel für die Bewohnerinnen des Frauenhauses ein offenes Ohr und hilft, wo man kann. Trotzdem braucht es auch aus der Bevölkerung mehr Hilfe. So werden nicht nur ständig preiswerte Wohnungen für von häuslicher Gewalt betroffene Frauen und Kinder gesucht, sondern auch freiwillige Helfer zum Beispiel für den Telefonnotdienst oder als Begleiter zu den Ämtern. Gebraucht werden auch Spender, denn das Frauenhaus erhält keinerlei staatliche Zuschüsse. Es finanziert sich zurzeit ausschließlich aus Mitteln des Bistums Münster, des Landschaftsverbandes, den sozialen Unterkunftszahlungen für seine Bewohnerinnen und privaten Spenden.

 Für alle, die sich für das Moerser Frauenhaus einsetzen möchten, oder dort Hilfe suchen, hier die auch während der Weihnachtstage rund um die Uhr besetzte Telefonnummer: 02841 504531.

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