Moers Ein Dechant - was macht der eigentlich?

Moers · Karl Josef Rieger, Pfarrer von St. Josef in Kamp-Lintfort, ist als Nachfolger von Joachim Klaschka zum Dechanten gewählt worden. Was das bedeutet und welche Aufgaben damit verbunden sind, hat er unserer Zeitung erläutert.

Seit Mitte Februar hat Karl Josef Rieger zu seinen Pflichten als Pfarrer noch ein weiteres Amt bekommen: Er ist der neue Dechant für den Bereich Moers, Kamp-Lintfort und Neukirchen-Vluyn. Für den leitenden Pfarrer der Gemeinde St. Josef in Kamp-Lintfort bedeutet das, so schätzt er, "zehn bis 20 Prozent Arbeit oben drauf". Dieses Amt hat er von Joachim Klaschka übernommen, der inzwischen emeritiert wurde.

Doch was bedeutet der Begriff "Dechant" eigentlich? Was sind seine Pflichten? Ist er so eine Art "Oberpfarrer", dem die anderen Geistlichen unterstellt sind? "Nein, so ist das nicht", sagt Rieger. "Ein Dechant hat keine Weisungsbefugnis über seine Pfarrerkollegen." Vielmehr ist er das Scharnier zwischen dem Bistum und den Kirchengemeinden vor Ort, und das ist nicht immer eine einfache Aufgabe. "Der Dechant ist einerseits das Sprachrohr des Bischofs", sagt Rieger. "Aber andererseits ist er auch die Stimme der Pfarreien, der deren Interessen beim Bistum vertritt." Fingerspitzengefühl und Takt können da nicht schaden.

Rieger gibt ein Beispiel: "Jüngst habe ich dem Bischof die schwierige personelle Situation in den Moerser Pfarreien geschildert." Dort gibt es unter anderem wegen Krankheiten einen Engpass. "Weihbischof Theising hat gesagt, er will sich um das Thema kümmern." Im Sommer voraussichtlich wird ein neuer leitender Pfarrer in die Kirchengemeinde St. Josef Moers kommen.

"Ein Kümmerer", dieser Begriff umschreibe die Tätigkeit eines Dechanten recht gut, meint Rieger. Beispielsweise ist er gefragt, wenn Mitarbeiter krank werden und vielleicht länger ausfallen. Dann soll er laut Kirchengesetz "Hilfestellung beim Bischof, dem Regionalbischof oder dem Bischöflichen Generalvikariat" suchen. Das "Wohl der pastoralen Mitarbeiter" ist eine der wichtigsten Aufgaben des Dechanten. Und das ist keine kleine Zahl. Allein in Kamp-Lintfort beschäftigt die Kirche 140 Angestellte.

Ein Dechant wird nicht vom Bischof bestimmt, sondern von der Pastoralkonferenz im Dekanat vorgeschlagen. Das Wort kommt übrigens von der lateinischen Vokabel "decem" gleich "zehn". Rieger erklärt: "Früher hat ein Dechant zehn Gemeinden betreut." Das waren noch übersichtliche Zeiten. Im Dekanat leben heute rund 56 000 Katholiken.

Dreimal im Jahr wird Karl Josef Rieger nun in Münster an den Dechantenkonferenzen des Bistums teilnehmen. Die Versammlung der Geistlichen vor Ort ist die Pastoralkonferenz. Falls im Dekanat eine Zentralrendantur besteht - das ist die Verwaltungsstelle, die sich auch mit Liegenschaften beschäftigt -, so ist der Dechant Vorsitzender des Koordinierungsausschusses. Übrigens hat Pfarrer Rieger es zur Zentralrendantur nicht weit: Sie lag schon immer direkt nebenan.

Und dann gibt es noch eine Aufgabe: Der Dechant muss die Interessen der Pfarreien gegenüber außerkirchlichen Stellen vertreten, beispielsweise den Stadtverwaltungen. "Das könnte etwa nötig werden, falls wir einen Fall von Kirchenasyl haben sollten."

Einen Stellvertreter im neuen Amt hat Pfarrer Karl Josef Rieger noch nicht. Dieser soll in nächster Zeit von der Pastoralkonferenz bestimmt werden.

(RP)
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