Serie die Schätze im Schloss Ehe mit Folgen: Moers wird preußisch

Moers · Obwohl Kurfürstin Luise Henriette vermutlich nie in der Grafenstadt war, markiert sie in der Geschichte von Stadt und Schloss den Übergang von den Oraniern zu den Preußen. Ab 1702 bestimmten die Preußen die Geschicke der Moerser.

 Ingrid Jansing-Perret und Giovanni Malaponti, Vorstandschef der Sparkasse am Niederrhein, vor den Porträts von Luise Henriette und ihrem Mann. <strong>

Ingrid Jansing-Perret und Giovanni Malaponti, Vorstandschef der Sparkasse am Niederrhein, vor den Porträts von Luise Henriette und ihrem Mann. <strong>

Foto: dieker&lt;/strong&gt;

moers Am 20. Juni 1904 errichteten die Moerser Kurfürstin Luise Henriette vor dem Schloss ein Denkmal. Dabei war sie nicht mal Moerserin und der Grafenstadt wahrscheinlich nie näher als bis Kleve gekommen. Dort verbrachte sie die ersten Ehejahre mit Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg-Preußen. Und doch ist Luise Henriette für Moers von großer Bedeutung. Sie ist das Bindeglied zwischen zwei Dynastien, die die Stadt prägten: den Oraniern und den Preußen. Als Moers 1702 preußisch wurde, war sie aber bereits seit 35 Jahren tot.

Luise Henriette kam 1627 in Den Haag als Prinzessin zur Welt - als älteste Tochter von Friedrich Heinrich von Oranien-Nassau, Statthalter der niederländischen Generalstaaten. Er war der Halbbruder von Moritz von Oranien, der die Moerser von den Spaniern befreit hatte. Luise Henriette wuchs in einer Zeit der wirtschaftlichen und kulturellen Blüte ihres Landes auf. Sie genoss am Hofe ihres Vaters eine calvinistische Erziehung. Neben ihrer Muttersprache lernte sie Französisch. Sie erhielt Unterricht in Nähen, Stricken und Sticken, lernte die höfischen Tänze der Zeit. Die Prinzessin war eine zarte und hübsche Person. Im Rittersaal des Grafschafter Museums hängt ein Gemälde mit ihrem Porträt, gleich neben dem ihres Mannes Friedrich Wilhelm. Die Gemälde des niederländischen Künstlers Willem van Honthorst stammen aus dem 17. Jahrhundert und sind eine Dauerleihgabe der Kulturstiftung der Sparkasse am Niederrhein, die sie 1989 gekauft hatte.

Das Museum ließ die Bilder vor der Wiedereröffnung des Schlosses restaurieren. "Die Oberfläche hatte einige sichtbare Schäden, und der Firnisglanz war durch Staub verändert", sagt Restauratorin Ingrid Jansing-Perret. Sie gab den Bildern ihre besondere Brillanz wieder, indem sie den Schmutzfilm schonend abnahm. Das Augenmerk lag auf Gesicht und Kleidung der Porträtierten. "Luise Henriettes Gesicht ist wie aus Porzellan", betont Jansing-Perret. Bildträger ist Holz, der Rahmen besteht aus Wurzelholz. "So wie es im niederländischen Bereich üblich war."

Heiratskandidaten gab es für die hübsche junge Oranierin zu Genüge. Nachdem ihrer älterer Bruder Wilhelm II. in England bereits eine gute Partie gemacht hatte, suchten die Eltern nun auch für Luise Henriette einen geeigneten Kandidaten aus gutem Hause. Die Wahl der Eltern fiel auf Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg-Preußen.

Es war keine Liebe auf den ersten Blick. Im Gegenteil. Luise Henriette war verliebt in einen französischen Edelmann: Ihr Herz gehörte Henri Charles Duc de la Trémoille, Prinz von Talmont und Tarent. Aber ihre Eltern tolerierten dies nicht, und Luise Henriette musste ihre Romanze den Staatsinteressen opfern. Die Hochzeit mit dem Kurfürsten fand im Dezember 1646 statt. Von ihrem Vater bekam sie eine Mitgift von 120 000 Reichsthalern, als Aussteuer Schmuck sowie Kleidung und die Zusicherung, dass alle Rechte auf das elterliche Erbe erhalten bleiben. Das Paar führte eine gute Ehe. 1652 wurde der Ort Bötzow bei Berlin, den Henriette lieb gewonnen hatte, in Oranienburg umgetauft. Henriette ließ dort einen Landsitz nach niederländischen Vorbildern errichten. Sie stiftete 1965 in Oranienburg ein Waisenhaus. Zwei Jahre später, am 18. Juni 1667, starb sie im Alter von nur 39 Jahren.

Ja, und wie wurde Moers nun preußisch? Als Wilhelm III. aus dem Hause Oranien, König von England und Herr der Moerser Grafschaft starb, machte Luise Henriettes Sohn Friedrich, seit 1701 König in Preußen, seine Erbansprüche auf die Grafenstadt geltend. Und so kam Moers 1702 zu Preußen.

(RP)
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