Interview: Thema Comedy Arts Festival Echter Humor kommt überall gut an

Moers · Vier Festivaltage, jeder annähernd ausverkauft, ein begeistertes Publikum: Das 38. Comedy Arts Festival war ein Erfolg. Der Umzug in die neue Festivalhalle war jedoch nicht der erhoffte finanzielle Befreiungsschlag. Jetzt wird an Lösungen gearbeitet.

Der Schweizer Comedian This Maag ließ sich bei seinen Gags gerne von Zuschauern auf der Bühne assistieren. Hier lässt er sich sozusagen den Kopf verdrehen.

Der Schweizer Comedian This Maag ließ sich bei seinen Gags gerne von Zuschauern auf der Bühne assistieren. Hier lässt er sich sozusagen den Kopf verdrehen.

Foto: Klaus Dieker

moers Festivalleiter Holger Ehrich und sein Team sind immer für eine Überraschung gut: Die schönste erlebten die Zuschauer am Samstag, als sie nach der ersten Pause in die Festivalhalle zurückkehrten. Auf der Bühne stand Kabarettist Henning Schmidtke beim Soundcheck am Klavier, ein Rucksack noch auf dem Rücken, so als wäre er gerade erst in Moers angekommen. Er war Holger Ehrichs Überraschungsgast an diesem Abend, bis zuletzt geheim gehalten. Knapp eine dreiviertel Stunde später brachte Schmidtke das Publikum mit seinen Herbert Grönemeyer-, Udo Lindenberg- und Marius Müller-Westernhagen-Parodien in Wallung. Für diese unerwartete Musikeinlage gab es vom Publikum sogar stehende Ovationen und ganz viele Lacher ob der Vorstellung, die drei wichtigsten Vertreter der deutschen Pop-Musik müssten sich in einer der neuartigen Casting-Shows vor Dieter Bohlen bewähren.

Die Truppe "MozuluArt" erhielt in diesem Jahr den Comedy-Preis der Sparkasse am Niederrhein, das Henriettchen.

Die Truppe "MozuluArt" erhielt in diesem Jahr den Comedy-Preis der Sparkasse am Niederrhein, das Henriettchen.

Foto: Dieker, Klaus (kdi)

Holger Ehrich hatte sich viel vorgenommen, für das erste Humorfest am neuen Standort: größer, bunter und schöner sollte es in der Festivalhalle am Solimare werden. Der künstlerische Leiter hielt Wort und zeigte sich inhaltlich mehr als zufrieden mit dem Neustart. "Ich fühle mich bestätigt: Der Ort ist ein Gewinn für das Festival. Die Stimmung in der Halle ist viel konzentrierter." Der Umzug an den neuen Standort bringt jedoch nicht die erhoffte finanzielle Entlastung für den Veranstalter. "Es ist manches teuerer, als wir es erwartet haben", sagte Ehrich. Fazit: "Wir müssen versuchen, mit allen Beteiligten zu Lösungen kommen. Aber es gibt viele positive Signale", sagte er auf Anfrage unserer Zeitung. Gute Signale gab es am Samstag auch auf der Bühne. Moderator Sascha Korf fegte energiegeladen über die Bühne. Vielleicht lag es ja daran, dass er erst kürzlich den Publikumspreis des "Stuttgarter Besens" gewonnen hatte.

Er war mit den Zuschauern fast auf Du und Du und erwies sich als Meister der Improvisation. Als er feststellte, dass fast die erste Publikumsreihe aus Neukirchen-Vluyn kam, witzelte er spontan: "Und? Ist jetzt niemand mehr im Ort?" Das Programm bot den Zuschauern an allen Tagen einen bunten Genre-Mix. Nackte Tatsachen gab es im wahrsten Sinne des Wortes beim Auftritt von "Naked Lunch" - zwei irren Köchen, die am Ende nicht nur die Hosen runter ließen.

Publikumslieblinge aus der Schweiz: Ursus und Nadeschkin.

Publikumslieblinge aus der Schweiz: Ursus und Nadeschkin.

Foto: Dieker, Klaus (kdi)

Sie zelebrierten die französische Küche, erhitzten ein Maiskorn mit dem Bunsenbrenner, spielten Xylophon auf Kochtöpfen und legten einen akrobatischen Striptease hin - mit Bratpfannen vor den markanten Stellen. Dem Publikum gefiel der Klamauk. Ganz anders präsentierte sich die selbst ernannte Diplom-Animatöse Christine Prayon, die kabarettistisch ihren Tod als alternde Diva inszenierte - Ursache ein großkalibriges Hustenbonbon -, um dann in Manier des Reality-TV darüber zu berichten - inklusive Werbeblock und Wetterfee, die ein "supi Wetter" verspricht.

Höhepunkt ihres Auftritts war jedoch ihr Beitrag über die zeitgenössische Lyrik. Sie rezitierte "Nussloch" nach Mario Barth in einem derart intellektuellen Tonfall, dass man den RTL-Vorzeige-Komiker in neuem Licht sah. Viel Applaus gab es für ihre Carla-Bruni-Parodie. Die benutzt laut Prayon nämlich kein Botox. Sie bewahre es nur in Stirn und Wangen auf - "falls Putin auch in Frankreich vordringt". Nach dem Duo Ursus und Nadeschkin sorgte ein weiterer Schweizer für gute Laune: This Maag. Er begeisterte mit Bilderrätseln und selbst gebautem Alphorn, auf dem er "Freude schöner Götterfunken" spielte.

(RP)
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