Digitalisierung als Uni-Thema Gewinner und Verlierer im Blick

Duisburg · Das Thema Digitalisierung wird an der Universität Duisburg-Essen großgeschrieben. RP, RP Online und die Sparkasse gehen der Frage nach, wie Digitalisierung an der Hochschule genutzt und erforscht wird.

 An der Uni Duisburg-Essen laufen vielen zukunftsweisende Projekte.

An der Uni Duisburg-Essen laufen vielen zukunftsweisende Projekte.

Foto: Christoph Reichwein (crei)/Reichwein, Christoph (crei)

Die Digitalisierung ist in der Wirtschaft, in der Verwaltung, bei Instituten, sogar in der Kunst ein großes Thema. Natürlich werden die neuen digitalen Techniken auch an der Universität Duisburg-Essen großgeschrieben. Dort aber nicht als Nutzer, vielmehr ist die Digitalisierung auch ein Forschungsobjekt. Ein aktuelles Forschungsbeispiel, das uns alle betrifft, finden wird im Institut für Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen. Es geht dabei um die Frage, welchen Einfluss die Digitalisierung bei der Arbeit auf unsere Gesundheit hat. Das Uni-Institut geht der Frage nach, wer Gewinner beim Einsatz der neuen technisch-medialen Möglichkeiten ist - und wer dabei verliert.

Hier eine Zusammenfassung der Ergebnisse: Neue Technik kann die Arbeit erleichtern – oder aber mehr Zeitdruck, Belastung und Kontrolle von oben verursachen. Das Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen (UDE) hat untersucht, wie sich die Einführung neuer Steuerungssysteme und digitaler Werkzeuge auf die Gesundheit auswirkt und wie verschiedene Beschäftigtengruppen – Angelernte, qualifizierte Fachkräfte und Wissensarbeitende – damit umgehen.

„Die Beschäftigten in der Wissensarbeit sind keineswegs immer die ,Digitalisierungsgewinner’, weil ihnen etwa neue Videokonferenzsysteme und Diensthandys mehr Zeitsouveränität bescheren“, warnt IAQ-Projektleiterin Dr. Anja Gerlmaier. Wie die Fallstudien aus fünf Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie zeigen, gehen unzulängliche Einarbeitungszeiten und zu enge Terminplanungen oft auf die Gesundheit: 28 Prozent der Befragten gaben an, dass ihnen die Arbeit ständig über den Kopf wachse. Demgegenüber gehören Angelernte nicht wie vermutet zu den „Digitalisierungsverlierern“. Sie hatten bei der Maschinenbedienung zwar vergleichsweise wenig Gestaltungs- und Zeitspielräume, konnten dafür aber auf hohe soziale Unterstützung und Kooperation im Kollegenkreis zurückgreifen.

„Eine zu knapp bemessene Personaldecke stellt überall ein erhebliches Risiko für die Gesundheit und Leistungsfähigkeit von Beschäftigten dar“, stellt Dr. Anja Gerlmaier fest. Damit steige die Gefahr, sich dauerhaft zu verausgaben; die Zeitreserven, die im Arbeitssystem für Erholung, Qualifizierung und Kooperationsmöglichkeiten vorgesehen sind, können nicht genutzt werden. „Hier besteht ein erheblicher Handlungsbedarf, um angesichts demographischer Umwälzungen und des Fachkräftemangels das Wohlbefinden von Beschäftigten zu erhalten und zu fördern.“

Die Untersuchung zeigte allerdings auch, dass die betrieblichen Akteure selbst einen substanziellen Einfluss auf eine gesundheitsgerechte Arbeitsgestaltung haben. Insbesondere, wenn Führungskräfte und Arbeitsschutzbeauftragte hierbei ausreichend kompetent sind, wirkt sich das günstig für die Beschäftigten aus.

Das Beispiel zeigt, dass Grundlagenforschung und praktische Verwertbarkeit durchaus zwei Seiten einer Medaille sein können. Auf unsere Anfrage hin, teilte uns Beate Kostka, Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit der Universität Duisburg-Essen, aktuelle Wissenschaftsprojekte im Bereich der Digitalisierung mit. Dabei wirken besonders Hochschullehrer der jüngeren Generation mit:

Die Macht der Bilder Wirtschaft, Gesellschaft, Wissenschaft – alle sind vernetzt. Mit der visuellen Darstellung von Daten mithilfe interaktiver Softwarelösungen befasst sich Dr. Fabian Beck (32). Er ist Juniorprofessor für Informatik in den Wirtschaftswissenschaften.

Schutz vor Datenpiraten Wer hackt, kennt sich kriminell gut mit Computern aus. Experten wie Dr. Lucas Davi (32) arbeiten daran, sie gegen solche Angriffe sicherer

zu machen. Er ist in den Wirtschaftswissenschaften neuer Juniorprofessur für Informatik – Schwerpunkt Systemsicherheit.

Schlaue Lernmedien Dr. Mohamed Amine Chatti ist neu an der UDE (39). Der Professor für Social Computing möchte Lernmedien optimieren. „Learning Analytics“ heißt die Methode. Sie nutzt die digitalen Spuren, die man hinterlässt, wenn man im Netz surft.

Smart Engineering Auf die Professur für Produktentstehungsprozesse und Datenmanagement wurde Dr. Arun Nagarajah (40) berufen. Unter anderem will er sich mit dem Aufbau realitätsnaher virtueller Produktmodelle (Digitaler Zwilling) befassen.

 Die Universität erforscht unter anderem, wie Datenbrillen unser Leben in Zukunft vereinfachen könnten.

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Foto: dpa/dpa, ole fpt cul soe
Duisburg: Uni nutzt und erforscht Digitallisierung
Foto: grafik

Mit Technik kommunizieren Ob Fitnessarmbänder, Datenbrille oder virtuelle Realität – Mensch und Computer interagieren immer vielfältiger miteinander. Wie sich die Kommunikation mit mobilen Endgeräten gestalten lässt, untersucht Dr. Stefan Schneegaß (32), Juniorprofessor für Informatik.

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