Moers DRK befürchtet Aus für Begegnungsstätte

Moers · Richtig sehen kann Charlotte Hoßbach seit einem Jahr nicht mehr. Trotzdem kommt die 97-Jährige noch täglich in die DRK-Begegnungsstätte an der Neustraße, um zu verfolgen, wie die anderen Bingo, Rommé oder Mensch-Ärgere-Dich-Nicht spielen.

"Meine Mutter ist jeden Tag hier", sagt Tochter Mechthild Dietrich. "Ihre Kontakte laufen ausschließlich über diese Begegnungsstätte. Immer, wenn wir in der Stadt unterwegs sind, trifft sie jemanden, den sie über die Begegnungsstätte kennt."

So wie Charlotte Hoßbach geht es vielen älteren Menschen in der Moerser Innenstadt, die noch alleine zu Hause wohnen. Ihr soziales Leben ist ohne die DRK-Begegnungsstätte an der Neustraße nicht denkbar. Deshalb können sie den ersten Vorschlag der Stadtverwaltung nicht nachvollziehen, die Zuschüsse für Begegnungsstätten voll ständig zu streichen, was zu einer Schließung führen würde. "Immer auf die Alten", sage die Mutter, so Mechthild Dietrich. "Ich kann eine Streichung nicht verstehen. Denn wenn es keine Angebote mehr gibt, ziehen die alten Menschen weg. Die vertraute Umgebung zu erhalten, macht auch Lebensqualität im Alter aus."

Auch der Moerser DRK-Vorsitzende Johann Kölscheid ist über die ersten Vorschläge der Stadtverwaltung verärgert: "Wir bekommen einen jährlichen Zuschuss von 26 000 Euro, der seit Jahren nicht angepasst worden ist. Eine Streichung würde das Aus für die Begegnungsstätte bedeuten. Denn wir könnten den Betrieb nicht aufrecht erhalten." Mittlerweile liege ein zweiter Vorschlag vor, laut dem nur noch eine Reduzierung vorgesehen sei, deren genauer Umfang aber nicht für die verschiedenen Begegnungsstätten angegeben sei.

"Eine teilweise Kürzung könnten wir auffangen", räumte Johann Kölscheid gestern Nachmittag vor 50 älteren Menschen in der DRK-Begegnungsstätte ein, als dort über die Sparmaßnahmen diskutiert wurde. Dieses Auffangen sei möglich, wenn die Preise erhöht würden, die zurzeit sehr günstig seien, zum Beispiel 80 Cent für eine Tasse Kaffee oder für ein Stück Pflaumenkuchen mit Sahne. "Viele Rentner haben wenig Geld", begründet Johann Kölscheid diese günstigen Angebote.

Nächsten Mittwoch tagt der Hauptausschuss.

(got)
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