Moers Ditib Moers: "Kein Spionage-Auftrag"

Moers · Die beiden Moerser Ditib-Moscheegemeinden verteidigen ihren guten Ruf in der Stadt.

Das mit Abstand markanteste Gebäude an der Römerstraße in Moers ist nach dem Fernmeldeturm die Moschee in Hochstraß. Hausherr ist die örtliche Ditib-Gemeinde. Hinter der Abkürzung verbirgt sich ein Dachverband türkischer Moscheevereine, der der türkischen Religionsbehörde Diyanet unterstellt ist. Seit Monaten steht der Verband unter dem Verdacht, in Deutschland Bürger auszuspionieren. Gestern konkretisierte der Kölner Stadtanzeiger den Sachverhalt: Demnach sollen fünf Lehrer, die an deutschen Schulen islamischen Religionsunterricht erteilen, ausgekundschaftet worden sein. Listen über 28 Personen und elf Einrichtungen seien nach Ankara übermittelt worden. Der Ditib-Generalsekretär in Deutschland hatte im Zusammenhang mit den Vorwürfen von einer "Panne" gesprochen.

Ramis Savun, Vorsitzender der Moscheegemeinde an der Römerstraße, kennt den Vorgang nach eigenen Angaben nur aus den Medien. "Wir haben nie so eine Aufforderung erhalten, deshalb glaube ich auch nicht, dass es sie gegeben hat", sagt Savun. "Und falls es sie gegeben hätte, hätte ich sie nicht befolgt."

Noch deutlicher wird Isa Acar, der seit einem Jahr Vorsitzender der Repelener Ditib-Gemeinde ist: "Das ist meiner Meinung nach eine Hetzkampagne gegen Ditib. Wir haben hier ein tolles Verhältnis zur katholischen und evangelischen Kirchengemeinde. Und auch mit den Schulen arbeiten wir sehr eng zusammen. Am 2. Februar haben wir schon wieder eine gemeinsame Veranstaltung mit der Grundschule." Rund 600 Menschen gehen in der Repelener Moschee ein und aus. Auch Özdilek Simsek, Leiter des Internationalen Zentrums der Awo in Repelen, fällt kein negatives Wort über die Ditib-Gemeinde ein: "Im Vorstand sitzen weltoffene Menschen, die hier aufgewachsen sind. Wir bereiten unser Bürgerfest gemeinsam vor."

Ähnlich wertet auch Amar Azzoug vom Bunten Tisch die Zusammenarbeit mit der Gemeinde an der Römerstraße: "Wir haben dort im vergangenen Jahr unsere Flüchtlingskonferenz abgehalten. Das Verhältnis ist in den letzten Jahren deutlich besser geworden." Beide Ditib-Vertreter sitzen auch im Integrationsrat der Stadt. Aber wie ist es zu erklären, dass die Spitze dieses Verbandes offensichtlich Spitzelaufträge ihrer Regierung ausführt, an der Basis aber allem Anschein nach seriös und partnerschaftlich gearbeitet wird? Experten vermuten, dass es auch innerhalb der Ditib-Gemeinden Diskussionen über die politische Zukunft der Türkei gibt und örtliche Gemeinden durchaus eine gewisse Eigenständigkeit besitzen.

So plädiert selbst der integrationspolitische Sprecher der SPD im Düsseldorfer Landtag, der noch vor einem Monat forderte, dass deutsche staatliche Stellen den Kontakt zu Ditib wegen der Spionage-Affäre abbrechen sollen, dafür, nicht die gesamte Ditib über einen Kamm zu scheren. "Ich habe den Eindruck, dass sich die Moerser Gemeinden intensiv am gesellschaftlichen Dialog beteiligen." Ähnlich auch Landtagskandidat Ingo Brohl (CDU): "Unter dem Deckmantel der Ausübung der Religionsfreiheit darf keine staatliche Einflussnahme aus der Türkei erfolgen. Mein Eindruck ist, dass wir dieses Problem in Moers auch nicht haben."

(RP)
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