Moers/Xanten Die Zahl der Räumungsklagen steigt

Moers/Xanten · Seit Januar sind es in Moers bereits 170. Meistens kann die Caritas mit den Betroffenen eine Lösung finden.

 Nicht immer verlassen die Menschen freiwillig ihre Mietwohnung. Weil eine Zwangsräumung die ehemaligen Mieter oft vor Probleme stellt, bietet ihnen der Caritasverband Hilfe an.

Nicht immer verlassen die Menschen freiwillig ihre Mietwohnung. Weil eine Zwangsräumung die ehemaligen Mieter oft vor Probleme stellt, bietet ihnen der Caritasverband Hilfe an.

Foto: Bodo Marks/dpa

Die Anzahl der Räumungsklagen in der Grafenstadt steigt. Gab es in den vergangenen Jahren rund 200 Klagen, meist, weil die Mieter mit ihren Zahlungen im Rückstand gerieten, sind es bis Mitte August bereits 170. Wenn die Anzahl pro Monat gleich bleibt, dürften es 2014 mehr als 250 sein.

Der Caritas-Verband Moers-Xanten, der über seinen Bereich Wohnungs- und Existenzsicherung Mieter in Moers unterstützt, denen eine Räumung droht, sieht für den Anstieg vor allem drei Gründe. "Die Toleranzschwelle sinkt, eine Räumungsklage einzureichen", stellt Henric Peeters als Geschäftsführer des Caritasverbandes fest. "Es gibt immer mehr Immobilienverwalter und immer weniger Privatleute, die die Mieter noch persönlich kennen und fragen können, warum es gerade bei der Miete hakt."

Ein zweiter Grund sind die Familienstrukturen, die schwächer geworden sind. "Heute gibt es viele Einzelpersonen", sagt Hans-Joachim Karth, der Bereichsleiter für die Wohnungs- und Existenzsicherung ist. "Früher haben Oma und Opa, Mutter und Vater oder Tante und Onkel mit Geld überbrückt, wenn es einmal fehlte." Dazu haben Mieter, die von staatlicher Unterstützung leben, weniger Geld. Zwar sind die Sätze in etwa so gestiegen wie die durchschnittliche Inflation, aber nicht die wirkliche von Personen, die staatliche Unterstützung beziehen. Denn die Kosten für Strom und Wärme, Essen und Trinken, die bei ihnen einen hohen Anteil haben, haben sich überproportional entwickelt. "Vor allem die Ausgaben für Energie haben stark zugenommen", sagt Brunhild Demmer, zu deren Fachbereich Gesundheit und Soziales der Bereich Wohnungssicherung zählt.

Wenn den Mietern eine Wohnungsräumung droht, helfen Karth und seine Mitarbeiter, die über den Caritas-Verband von der Stadt beauftragt sind. "Wir gehen auf die Menschen zu, um in einem ersten Gespräch herauszufinden, an was es liegt", berichtet er von seiner täglichen Arbeit. Dabei könnten die Ursachen ganz unterschiedlich sein: Der Ex-Mann zahle den Unterhalt nicht mehr, beim Übergang in eine Arbeitslosigkeit dauert es, bis die ersten Bezüge fließen, es würde unwirtschaftlich gelebt, mögliche Ansprüche für Wohngeld sowie Zuschüsse würden nicht genutzt oder es könnte psychische Probleme geben - um nur die wichtigsten zu nennen.

"Wir suchen mit den Mietern Lösungen", sagt Karth. Das können Ratenzahlungen sein, um den Mietrückstand auszugleichen, Hilfe beim Umzug in andere Wohnungen oder Beratung, um Unterhaltsgeld oder Wohngeldansprüche hereinzuholen. "Auch die Vermieter sind mit unserer Arbeit zufrieden", sagt der Bereichsleiter. "Schließlich ist eine Räumung teuer. Oft sind es um die 7000 Euro." Weil die Vermieter ungern eine Jahreswarmmiete für eine Räumung ausgeben, sind sie kooperativ, wenn sich andere Wege abzeichnen. "Deshalb gibt es in 99 Prozent der Fälle eine Lösung ohne Wohnungslosigkeit", so Karth. "Nur bei ein bis zwei Fällen im Jahr funktioniert es nicht. Übrigens kommen Mietnomaden in Moers fast nicht vor, selbst wenn das Fernsehen ein anderes Bild zeichnet."

Diese Mieter ziehen dann in zwei städtische Gebäude, die an der Römerstraße und Asberger Straße liegen, wo zurzeit 20 Personen untergebracht sind. "In keiner anderen Großstadt gibt es so wenig Wohnungslose wie in Moers", sagt Henric Peeters. "Wir sind dankbar, dass die Stadt Moers zweieinhalb Personalstellen für unsere vorbeugende Arbeit finanziert."

(got)
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