Moers Die Schleupen AG stellt Strom in Rechnung

Moers · Wasser und Strom auf Knopfdruck sind heute selbstverständlich. Dass dafür bezahlt werden muss, auch. Doch wie wird der Verbrauch erfasst und daraus eine Rechnung mit Überweisungsträger? Die Schleupen AG löst dieses Problem.

 Der Vorstandsvorsitzende Volker Kruschinski im Serverraum der Schleupen AG an der Richard-Löchel-Straße.

Der Vorstandsvorsitzende Volker Kruschinski im Serverraum der Schleupen AG an der Richard-Löchel-Straße.

Foto: Klaus Dieker

Im Gewerbegebiet Genend, am Genender Platz, steht ein weißes Haus mit blauen Fensterrahmen. Vor dem Gebäude wehen Fahnen in den gleichen Farben. Was man fälschlicherweise für den Vereinssitz des FC Schalke 04 halten könnte, ist der Firmensitz der Schleupen AG. Sie ist mit insgesamt mehr als 400 Mitarbeitern (davon 250 in Moers) einer der größten Softwarehersteller in Deutschland und bedient schwerpunktmäßig die Energie- und Wasserwirtschaft.

"Nein, ich bin Borussia Mönchengladbach-Fan", sagt der Vorstandsvorsitzende Volker Kruschinski lachend. Er ist seit 1998 im Unternehmen tätig und fand die Energiebranche schon immer spannend. "Hier tut sich einfach am meisten in Bezug auf die Energiewende." Typische Kunden sind Stadtwerke: "Wir haben rund 300 Abnehmer bei Versorgungsunternehmen in Deutschland: Sylt ist der nördlichste und Garmisch-Partenkirchen der südlichste." Die Firma entwickelt Computerprogramme, die dabei helfen, zum Beispiel Wasseruhren abzulesen und Rechnungen zu erstellen.

Wer Software bei der Schleupen AG entwickeln will, benötigt eine Informatikausbildung oder ein einschlägiges Studium. "Wir bilden aber auch selbst aus." Voraussetzung ist das Abitur. Wichtig sei der Wille, etwas Neues zu lernen. "Wir kriegen hier nicht den perfekten Bewerber, der alles kann." Ein gewisses Interesse für den Beruf sollte vorhanden sein. "Einmal hat sich ein Busfahrer aus Berlin beworben, der noch nicht einmal einen PC hatte". Die Arbeitsagentur hatte ihm dazu geraten, da die IT-Branche Zukunft habe. "Ich habe ihm empfohlen, lieber etwas zu machen, was ihn interessiert." Ein Allrounder, der alles kann, wäre super, ist aber nicht notwendig. "Es gibt so viele verschiedene Bereiche. Da darf der Nerd auch gerne in seinem Kämmerchen sitzen und anderen das Reden mit den Kunden überlassen."

Andreas P. (28) hat Volker Kruschinski vor zwei Jahren überzeugt. Trotz des Abbruchs seines Informatikstudiums bekam er einen Ausbildungsplatz und wurde nach der Prüfung von der IHK sogar als Jahrgangsbester geehrt. "Ich bin jetzt als Fachinformatiker für Systemintegration in der Qualitätssicherung tätig." Seine Aufgabe sei es, "das Schlimmste" zu verhindern, sagt P. "Das Worst-Case-Szenario wäre, dass Stadtwerke keine Rechnung erstellen könnten." Deshalb prüft er das Zusammenspiel verschiedener Software-Komponenten. "Insgesamt 50 bis 60 Komponenten von verschiedenen Entwicklerteams braucht man für eine Software, und die müssen zusammen funktionieren." Das Studium der technischen Informatik hat P. damals wegen eines aus seiner Sicht hohen Leistungsdrucks aufgegeben. "Das ist jetzt aber kein Problem mehr." Die Arbeit bei der Schleupen AG habe ihn persönlich und fachlich gestärkt. Parallel zu seiner Arbeit studiert er inzwischen wieder an der Hochschule für Ökonomie und Management (FOM) in Essen. "Die Arbeit bietet mir eine gute Basis." Dazu trägt vermutlich die entspannte Atmosphäre bei der Schleupen AG bei: "Abends geht man mit den Kollegen gerne mal ins Kino, und in der Mittagspause trifft man sich zum Kickern."

(RP)
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