Moers Sie ist Seelsorgerin auf See

MOERS · Die pensionierte Pfarrerin Katharina Plehn-Martins arbeitet seit vier Jahren als Bordseelsorgerin auf Kreuzfahrtschiffen. Jetzt las sie aus ihrem Buch „Seelsorge auf See“  im Rittersaal des Grafschafter Museums.

  Katharina Plehn-Martins  las im Grafschafter Museum

Katharina Plehn-Martins las im Grafschafter Museum

Foto: Dieker, Klaus (kdi)

„Kann ein Kreuzfahrtschiff Heimat sein?“ „Heimat“ ist der allgemeine Begriff, zu dem das „Neue Evangelische Forum Kirchenkreis Moers“ derzeit zwischen April und November insgesamt acht sehr unterschiedliche Veranstaltungen anbietet. Die Lesung mit Katharina Plehn-Martins war eine davon.

Einst in Moers geboren und aufgewachsen, war sie mehr als 50 Jahre Pfarrerin in einer Berliner Gemeinde, bevor sie nach ihrer Pensionierung beschloss, als Bordseelsorgerin auf einem Kreuzfahrtschiff anzuheuern. Ihre dabei gemachten Erfahrungen ließen sie diese Frage mit einem überzeugten „Ja“ beantworten.

„Ich bin auf diesen Schiffen sehr vielen Menschen begegnet, denen ihre ursprüngliche Heimat an Land durch unterschiedliche Schicksalsschläge wie Krankheit, berufliche Misserfolge oder den Tod eines geliebten Menschen abhanden gekommen sind“, berichtete sie zu Beginn der Lesung. „Für sie ist so ein Kreuzfahrtschiff oft ein letzter Ersatz.“

So habe sie zum Beispiel auf einer ihrer Fahrten eine ältere Dame getroffen, die nur deshalb des Öfteren an Kreuzfahren teilnimmt, um daheim nicht immer alleine essen zu müssen.

„Heimat“, so definierte Plehn-Martins zu Beginn des Abends ihre ganz persönlichen Erfahrungen auf diesem Gebiet, sei „auf den Punkt gebracht“ der Ort, an dem man die tiefsten Wurzeln geschlagen habe: „Wo ich das geworden bin, was mich heute ausmacht“.

In ihren Fall sei das Moers gewesen, obwohl sie dort sehr viel weniger lange gelebt habe als in Berlin, erzählte sie anfangs: „Moers ist für mich Eis essen im ehemaligen Café Wilbers und spazieren gehen im Schlosspark. Aber vielleicht würde ich, wenn ich später wieder hierher zurückgekommen wäre, jetzt Berlin als meine Heimat empfinden.“

Die Kreuzfahrschiffe, auf denen sie seit 2014 tätig sei, wären für sie selber zwar bisher keine neue „Heimat“ geworden, hätten aber einige ihrer bisherigen Meinungen über Kreuzschiff-Touristen, vor allem aber über die Beschäftigten auf den Schiffen nachhaltig verändert. Eine Veränderung, der sie in der anschließenden Lesung aus ihrem interessanten Buch immer wieder deutlich Ausdruck gab.

„Anfangs habe ich mich oft gefragt, ob ich tatsächlich auf einer dieser Schiffe arbeiten soll, die bei Umweltschützern als böse Meeresverseucher und bei vielen sozial engagierten Menschen als internationale Arbeitsausbeuter verschrien sind. Oder ob es denn notwendig ist, Seelsorge für Menschen anzubieten, die sich sowieso schon auf der Sonnenseite des Lebens befinden“, schilderte die Autorin mit sympathischer Ehrlichkeit ihre anfänglichen Bedenken.

Doch diese Bedenken hätten sich angesichts ihrer Erfahrungen auf „allerdings nur kleineren Kreuzfahrtschiffen“ inzwischen deutlich differenziert.

„Viele, vor allem die philippinische Servicekräfte haben in der Tat kein sehr hohes Monatsgehalt und sind daher auf großzügige Trinkgelder angewiesen“, schloss sie ihre Lesung am Ende mit einem vielleicht nicht allen Kreuzfahrtouristen bekannten Bibelzitat aus dem Lukas-Evangelium: „Einen fröhlichen Geber hat Gott lieb.“

Das nächste im Rahmen der vom „Neuen evangelischen Forum Kirchenkreis Moers“ veranstaltete Ereignis zum Thema „Heimat“, findet am Freitag, 14. September, statt. Dann wird ab 17 Uhr an der Moerser Augustastraße eine große niederrheinische Kaffeetafel stattfinden, zu der jeder seine ganz spezielle „Heimat“-Spezialität mitbringen und bei heimischen Liedern, Gedichten und nachbarschaftlichen Gesprächen andere kulinarische „Mitbringsel“ ausgiebig genießen kann.

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