Schallplatten-Börse in Moers Eine Oase für Fans der alten Vinylscheiben

MOERS · Ein Team um den Moerser Jona Klein verkauft Schallplatten für den guten Zweck. Es werden Lagerräume gesucht.

 Die Organisatoren Jona Klein und Claus Müller freuen sich darüber, wie gut die Börse angenommen wird.

Die Organisatoren Jona Klein und Claus Müller freuen sich darüber, wie gut die Börse angenommen wird.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Ein Reihenhaus in Asberg war am Wochenende das Ziel von Schallplattensammlern. Der Moerser Jona Klein verkaufte dort Tonträger für einen guten Zweck. In den vergangenen Jahren haben er und seine Freunde bereits mehr als 6000 Euro gespendet. Die Haustür stand offen, weil ohnehin immer wieder neue Kunden zur Arminiusstraße 6 kamen. Sie kramten in Kartons und Plastikboxen und kamen schnell ins Gespräch.

„Leif Garret, der Mädchenschwarm schlechthin damals!“, ruft die 55-jährige Katrin begeistert aus, als sie ein Cover aus einem Karton zieht. Sie habe zu Hause drei Plattenspieler, in jeder Etage einen. Die Idee, die Einnahmen Bedürftigen und Vereinen zugute kommen zu lassen, findet sie „klasse“. Ein anderer Kunde hatte bereits Musik von „The Cure“ aus den 1980er Jahren in der Tasche und erklärte, wie eine Schallplatten-Waschmaschine funktioniert. Die handbetriebene Waschmaschine wird im unteren Teil mit Reiniger befüllt, die Vinylscheibe eingelegt und mit kleinen Bürsten gesäubert. Die Maschine und weiteres Zubehör sowie mehrere hundert Singles und Plattenspieler waren in der ersten Etage untergebracht.

Auch Carmen Schüpping hat sich auf die Jagd nach Langspielplatten gemacht. „Außer uralten deutschen Schlagern höre ich alles“, sagt sie. Sie habe schon mehrere hundert Stück zu Hause. Das sei bewusster Musikgenuss: „Aufstehen, die Platte aus der Hülle holen, auflegen: Das braucht ja alles Zeit und man genießt es anders.“ Im Erdgeschoss und in der ersten Etage waren mehrere tausend LP untergebracht. Die meisten wurden gegen eine Spende von einem Euro abgegeben. Zehn Singles kosteten sogar nur einen Euro. Da geben viele freiwillig mehr. „Wir machen das schon zum vierten Mal“, sagte Jona Klein. Die erste Veranstaltung sei im Bollwerk gewesen, zwei weitere in Hallen in Hülsdonk. Die Idee sei ihm gekommen, weil er durch Spenden die Arbeit mit Flüchtlingen unterstützten wollte. Inzwischen unterstütze man aber auch andere Projekte und Vereine, beispielsweise das Jugendkulturzentrum Bollwerk107, den Tiergnadenhof Duisburg und das Moerser Tierheim. Bis zu 200 Besucher kamen zu den Verkäufen in der Vergangenheit. Es gebe auch Leute, die sogar 100 Platten auf einmal mitnehmen. „Eigentlich alles, meistens aber Rock und Pop“ werde gekauft. Nur alte deutsche Schlager laufen nicht so gut. Die biete er dann im Internet an. Das bedeutet viel Arbeit für Jona Klein und sein Team. Bei jeder einzelnen Platte muss überprüft werden, ob sie abspielbar ist. Außerdem muss alles gelagert werden. Einzelhändler in Asberg, Schwafheim und Homberg haben Sammelstellen eingerichtet, bei denen das ganze Jahr über Plattenspenden abgegeben werden können. Auch Claus Müller hat die Aktion von Anfang an unterstützt. Es gab zu Beginn einige Schwierigkeiten, das eingenommene Geld „loszuwerden“, berichtete er. Man habe gar nicht gewusst, wen man unterstützen soll und wer das Geld am dringendsten braucht. In diesem Jahr soll ein Teil der Einnahmen an eine schwerkranke junge Frau aus Duisburg gehen. Der nächste Verkauf findet am 8. und 9. Dezember in Asberg statt. Wer das Projekt unterstützen möchte, kann LP bei den Sammelstellen abgeben, unter anderem im Hermes Shop auf dem Siedweg oder im Friseursalon ander Bonifatiusstraße.

Das Team sucht außerdem ein neues Lager. Wer Platz zur Verfügung stellen oder Tonträger anbieten kann, erreicht Jona Klein unter 0174 4528997.

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