Moers Die Lieblingsbücher der Buch-Experten
Moers · Sieben Mitarbeiter der Bibliothek in Moers geben ihre ganz persönlichen Lesetipps für die Winter- und Weihnachtszeit.
Nur ein Lieblingsbuch? Viel-lesern wie den Mitarbeitern der Moerser Bibliothek fällt die Entscheidung schwer: Sie haben eben nicht nur ein Lieblingsbuch, sondern gleich mehrere, in denen sie immer wieder schmökern. Eva Schmelnik, Birgit Dreyßig, Almut Pleines, Claudia Knust, Lydia Linsen, Simon Hoffmann und Ursula Friebel stellen heute die Bücher vor, die man diesen Winter lesen sollte. Arztroman, Kristof Magnusson
Als Eva Schmelnik den Roman von Kristof Magnusson aus dem Bücherregal der Bibliothek zog, war es der Titel, der sie stutzen und doch zugreifen ließ. "Er lässt einen an schwülstig geschriebene Drei-Groschen-Hefte denken. Doch damit hat dieser Arztroman rein gar nichts gemein. Magnusson erzählt mit großer Kenntnis und spannend aus dem Alltag einer Notärztin, die im Rettungswagen in Berlin unterwegs ist, deren Privatleben aber aus den Fugen geraten ist. Sie lebt von Ehemann und Sohn getrennt und muss bald feststellen, dass die neue Frau an der Seite ihres Ex-Mannes dem Sohn nicht guttut. Der Roman hat mich sofort in den Bann genommen. Er spielt auf zwei Ebenen, seine Sprache ist unprätentiös." Und noch ein Tipp der Bibliotheksleiterin: "Darm mit Charme" der Autorin Giulia Enders. "Das Buch befasst sich mit einem Thema, das tabuisiert wird, klärt auf, ist informativ und humorvoll geschrieben. Enders hat etwas angestoßen und zahlreiche Nachahmer gefunden." Onkel Toms Hütte Berlin, Pierre Frei
Der Roman von Pierre Frei erschien 2005 und spielt im Berlin der Nachkriegszeit. "Ein Kommissar macht Jagd auf einen Serienmörder, der es auf Frauen aus unterschiedlichen Milieus abgesehen hat. Sie sind alle jung, blond und blauäugig. Es ist ein spannender, in Episoden geschriebener Roman, der Einblicke in das Nachkriegs-Berlin und das Leben der Frauen in dieser Zeit gibt." Onkel Toms Hütte ist übrigens ein U-Bahnbahnhof in Berlin und hat nichts mit dem Roman von Harriet Beecher Stowe zu tun. Brüder Löwenherz, A. Lindgren
Zu Almut Pleines Lieblingsbüchern gehört Astrid Lindgrens "Brüder Löwenherz". "Ich bekam dieses Buch als junges Mädchen von meinem Patenonkel zur Konfirmation geschenkt und habe es später meinen Kindern vorgelesen. Es ist eine traurige und bezaubernde Geschichte über die Brüder Karl und Jonathan Löwe. Karl Krümel ist todkrank und bewundert seinen großen Bruder. Jonathan erzählt ihm vom Land Nangijala, in das man nach dem Tod kommt, um ihm die Angst vor dem Sterben zu nehmen. Und dann geschieht das Unfassbare: Jonathan stirbt zuerst. Es macht ein gutes Kinderbuch aus, wenn man es auch als Erwachsener gerne noch liest." Almut Pleines empfiehlt außerdem "Das große Los" von Meike Winnemuth. Sie gewann bei "Wer wird Millionär" 500.000 Euro und erfüllte sich ihren Traum, ein Jahr lang jeden Monat in einer anderen Stadt zu leben. "Sie schreibt Briefe an die Daheimgebliebenen. Es macht Spaß, das Buch zu lesen." Layers, Ursula Poznanski
Schriftstellerin Ursula Poznanski hat mit "Erebos" den Preis der Moerser Jugendbuch-Jury gewonnen. Claudia Knust freut es, dass sie es mit ihrem neuen Roman "Layers" wieder auf die Jury-Liste geschafft hat. "Im Mittelpunkt steht ein Junge, der obdachlos ist und sich allein durchs Leben schlagen muss. Eines Morgens wacht er neben einem Toten auf, der sein Messer im Leib hat. Das Buch ist für Jugendliche ab 14 Jahren geeignet. Layers heißt vielschichtig. Passend ist das Buch-Cover in Schichten gelegt."
Latscher, Pimpfe und Gestapo - die Geschichte eines Edelweißpiraten, Kurt Piehl Die Geschichte spielt 1943 in Dortmund. Die Edelweißpiraten sind ein unpolitischer Zusammenschluss von Jugendlichen, die sich gegen den totalitären Staat stellen, als sie gezwungen werden, in die Hitler-Jugend zu gehen. "Piehl erzählt, wie die antifaschistische Gruppe Straftaten begeht und Anschläge auf Gestapo-Funktionäre unternimmt. Der Protagonist Wolfgang Kramer wird inhaftiert, auf der Steinwache festgesetzt und mit den Methoden der Gestapo konfrontiert." Simon Hoffmann, Leiter der Jugendbibliothek, las das Buch, als er selbst 14 Jahre alt war. "Mich hat damals der Widerstand gegen Nationalsozialismus interessiert." Das Buch ist mittlerweile in der vierten Auflage erschienen und für Jugendliche ab 16 Jahre geeignet - vor allem, weil die Sprache des Autors derb sei.
Finderlohn, Stephen King
"Finderlohn ist ein Buch über Bücher und mit Abstand das Beste, was ich von Stephen King gelesen habe", sagt Lydia Linsen. King hatte sich mit Horror- und Fantasy-Romanen einen Namen gemacht. "In dem Roman geht es um einen Autor, der ein dreibändiges Werk geschrieben hat, und um einen Leser, dem der Fortgang der Geschichte nicht gefällt. Der Leser ermordet den Autor und findet bei ihm 70 handgeschriebene Notizen, die die Geschichte weiter spinnen. Man kann dieses Buch von Stephen King lesen, ohne dass man Gänsehaut bekommt." 84 Charing Cross Road, Helene Hanff
Schrifstellerin Helene Hanff erzählt von einer Freundschaft in Briefen. Die Schriftstellerin stieß in den 1940er Jahren auf eine Buchhandlung in London, in der sie sich fortan ihre Literatur besorgte. Schon bald begann ein hinreißender Briefwechsel zwischen der Amerikanerin und ihrem englischen Antiquar, die sich nie persönlich kennenlernten. Der Briefwechsel dauert von 1949 bis 1969. "Ich mag eigentlich keine Briefromane, aber dieser ist sehr schön geschrieben. Man erfährt viel über die Literatur und das Leben in dieser Zeit.
Alle vorgestellten Bücher stehen in der Bibliothek zur Ausleihe bereit.