Interview: Serie Grafschafter Museum Und Rheinische Post Stellen Die Schätze Im Moerser Schloss Vor Die Herren von Moers und das liebe Geld

Moers · Ursprünglich hatte nur der König das Recht, Münzen zu prägen. Das änderte sich im hohen Mittelalter. Die Herren von Moers erhielten 1373 das Münzrecht. Sie prägten Groschen, Pfennige und Möhrchen. Ihr Aufstieg begann jedoch Jahre früher.

 Miriam Witzer, Mitarbeiterin des Grafschafter Museums, zeigt die Münzsammlung, die in der Dauerausstellung im Moerser Schloss zu sehen ist. Zu sehen sind Turnosen, Gulden, Stüber und Möhrchen.

Miriam Witzer, Mitarbeiterin des Grafschafter Museums, zeigt die Münzsammlung, die in der Dauerausstellung im Moerser Schloss zu sehen ist. Zu sehen sind Turnosen, Gulden, Stüber und Möhrchen.

Foto: Klaus Dieker

Wer nach oben will, braucht politisches Kalkül, starke Allianzen und Bündnisse und Geld. Die Herren von Moers bewiesen darin viele Male großes politisches Geschick. Sie nahmen fast wie Seismographen die Entwicklungen ihrer Zeit wahr. Ihr Aufstieg begann im 13. Jahrhunderts mit einer Eheschließung: Dietrich III. von Moers heiratete die Tochter des Grafen Friedrich III. von Altena-Isenburg. Er war 1225 wegen Mordes an den Kölner Erzbischof Engelbert hingerichtet worden.

Der Mord war das Ergebnis eines langen Konflikts um die Vorherrschaft über den Raum des heutigen Ruhrgebiets. Dietrich III. bemühte sich im Schatten der Ereignisse eifrig, sein Territorium auszudehnen, und erwarb die Landeshoheit über Krefeld. Sein Nachfolger Dietrich IV. zog 1288 mit seinem Bruder Friedrich im Gefolge des Kölner Erzbischofs, der damals führenden Macht am Niederrhein, in die letzte große Ritterschlacht des Mittelalters bei Worringen. Sie war der kriegerische Höhepunkt eines Streites um das Erbe des Herzogtums Limburg. Der Graf kämpfte im Krieg zwar auf Seiten des Erzbischofs, war aber klugerweise ein Jahr zuvor Lehnsmann Graf Dietrichs VIII. von Kleve geworden. Die Schlacht bei Worringen ging für den Erzbischof verloren, der Graf geriet in Gefangenschaft. Doch die Herren von Moers setzten den Aufstieg als Gefolgsleute der Grafen von Kleve fort.

Um 1300 erreichten sie einen Höhepunkt ihrer Macht. Am 20. Juli 1300 wurde Moers zur Stadt erhoben. Laut Urkunde geht dies auf die Bemühungen einiger "kluger Männer, der Bürger von Moers" zurück, doch Margret Wensky mutmaßt in "Moers, Burg, Schloss, Kulturzentrum" (Arbeitshefte der Rheinischen Denkmalpflege), dass es sich bei diesem Ereignis wohl eher um ein taktisches Manöver des Grafen handelte. Nun besaß Dietrich mit Bestätigung durch den König eine eigene Residenzstadt.

In diese Zeit fiel auch der Ausbau der aus nur einem Wohnturm bestehenden Burg zu einer Ringmauerburg - also zu einer wehrhaften Anlage. Der Aufbau ging in den folgenden Jahrzehnten weiter: Im Jahr 1363 stiftete Graf Dietrich VI. eine dem Evangelisten Johannes geweihte Kapelle an der Stelle der heutigen Stadtkirche. Für solche Bauvorhaben benötigten die Grafen natürlich Geld. Und das durften sie bald auch selbst prägen. Ursprünglich hatte nur der König das Recht, Münzen herzustellen. Das änderte sich im hohen Mittelalter. Die Herren von Moers erhielten 1373 offiziell das Münzrecht. Da war Dietrich VI. längst aktiv geworden: Er hatte schon vier Jahre früher eigene Münzen prägen lassen. Die Turnose, die erste bekannte Moerser Münze, war nach französischem Vorbild gefertigt und überregional für den Zahlungsverkehr geeignet. Die Moerser Herren ließen Groschen, Schillinge, Gulden, Stüber, Heller, Pfennige und Möhrchen prägen. Eine ihrer Münzstätten lag in der Herrschaft Gangelt im Land Millen. Johann von Moers, Bruder von Graf Dietrich und offenbar Finanzmagnat seiner Zeit, hatte die Pfandrechte der Herrschaft und die damit verbundenen Münzrechte erworben. Dort ließ er 1364 einen Doppelschilling, den "Gangelter Groschen" prägen. Es ist eine der ersten Münzen mit deutscher Aufschrift: "Her Ion van Moersche Moneta Gangelt". Der Gangelter Groschen aus Moers war sogar Thema mal einer Quiz-Sendung im Fernsehen. Das Fernsehpublikum sah eine Leihgabe aus dem Grafschafter Museum.

Im Mittelalter waren Münzen aus einer Region aber nicht überall gültig. So hatte zum Beispiel 1422 die Stadt Köln Bedenken, in Moers gefertigte Münzen anzunehmen. Damals, Friedrich III. war Herr über die Grafschaft, befanden sich die Herren von Moers auf dem Höhepunkt ihrer Macht. Friedrich handelte aber finanziellen Ärger ein. Mit dem Agnel d'Or ließ er eine Münze des französischen Königs Karl VI. nachahmen. Grund waren wohl wirtschaftliche Interessen. Der Unterschied des Materialwerts seiner Münzen zum Original war groß. Philipp der Gute von Burgund brandmarkte 1424 die Fälschung. Im Grafschafter Museum befindet sich eine Leihgabe der Kulturstiftung der Sparkasse am Niederrhein.

(RP)
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