Kamp-Lintfort Die Frau vom Cari-Treff

Kamp-Lintfort · Seit 14 Jahren ist Liesel Jesse in der Kamp-Lintforter Gemeinde St. Josef im Einsatz. Hauptarbeitsfeld ist die Caritas-Einrichtung am Rathausplatz. Mit 42 begann sie ein vierjähriges Theologiestudium.

 Seelsorgerin Jesse engagiert sich nicht nur im Cari-Treff, sondern unter anderem im Second-hand-Laden, für Senioren in Altenwohnheimen und im Besuchsdienst.

Seelsorgerin Jesse engagiert sich nicht nur im Cari-Treff, sondern unter anderem im Second-hand-Laden, für Senioren in Altenwohnheimen und im Besuchsdienst.

Foto: Kress

"Caritas und Diakonie sind die Säulen der Kirche", sagt Liesel Jesse. Und fährt fort: "Diese Säulen sind Zeichen der Nächstenliebe." Und sie sind Schwerpunkte ihrer Arbeit als Pastoralreferentin. Seit 14 Jahren ist sie in dieser Eigenschaft in der Gemeinde St. Josef im Einsatz. Sie lebt ihre Rolle, will den Raum Kirche aktiv mit gestalten, immer neu eine Sphäre schaffen, in der Begegnung geschieht und das Leben im Sinne der Menschen geteilt wird. Denn für die 60-jährige Wahl-Kamp-Lintforterin bedeutet "Seelsorge Beziehung." Dabei nahm ihre Biografie zunächst einen ganz anderen Verlauf.

Berufswunsch Krankenschwester

In Münster geboren, absolvierte sie nach ihrer Reifeprüfung erst einmal ein "Freiwilliges Soziales Jahr." Ihr Wunschberuf damals: Kinderkrankenschwester, arbeite nach erfolgreicher Ausbildung auch viele Jahre in diesem Metier, bis sie 1982 als Pfarrsekretärin in den kirchlichen Dienst wechselte. "Diese Zeit hat mich geprägt und bereichert", so die Referentin. Der Umgang mit den Menschen, die Nähe zu ihnen, das ihr entgegen gebrachte Vertrauen, das alles habe ihre Arbeit bestimmt. "Ich war Schaltstelle zwischen Seelsorge und Verwaltung", erzählt sie. Zu dieser Zeit knüpfte sie dann auch erste Verbindungen zum 1969 gegründeten Frechenhorster Kreis, der die "befreienden Impulse des II. Vatikanischen Konzils (1962-1965) stärken will und Reformbemühungen der brüderlich-kollegialen Praxis auf allen Ebenen der Kirche einfordert." Sie wurde Mitglied des Kreises und ist es heute noch. Nahezu zeitgleich bekam Liesel Jesse eine Einladung vom südamerikanischen Episkopat zu einem halbjährigen Aufenthalt in Brasilien. Dort in Sao Paulo hatte sie die Möglichkeit, in einem für mittellose und schwangere Frauen eingerichteten Krankenhaus Erfahrungen zu sammeln.

Und dort kam sie zu der Erkenntnis, dass "Kirche sein, Einsatz für Arme, Kranke, für Leben, Würde und Freiheit jedes einzelnen Menschen bedeutet." Nach ihrer Rückkehr wurde ihr bewusst: "Mit meinen Kenntnissen kann ich einer verantwortungsvollen kirchlichen Aufgabe nicht mehr gerecht werden." Und sie entschloss sich — bereits 42 Jahre alt — noch für ein vierjähriges Theologiestudium mit dem Schwerpunkt Pastoral- Psychologie. Im Anschluss an ihre Assistentinnen-Jahre und einem mehrjährigen pastoralen Dienst in Norddeutschland, kam sie schließlich 1997 in die Klosterstadt. Einer Ihrer Hauptarbeitsfeld ist der Cari-Treff am Rathausplatz. "Hier begegnen wir uns, die Ehrenamtlichen, die hauptamtlichen Mitarbeiter, Gäste, Besucher, alte und junge Menschen", berichtet die Referentin. Aber auch außerhalb der Begegnungsstätte, außerhalb von Kirchen und Pfarrheimen, ist die Seelsorgerin ansprechbar, im Second-hand-Laden, für Senioren in Altenwohnheimen, sie macht Krankenbesuche, kooperiert mit dem Caritasverband Moers- Xanten, die Trauerbegleitung ist für sie ein wichtiges Thema, sie plant Seminare, bietet Einzelgespräche an, lädt Frauen zu Besinnungstagen und junge Mütter zu Treffen ein, gestaltet Schulgottesdienste, hält Kontakte zu den Bildungsanstalten, ist Mitglied im geistlich-kulturellen Zentrum Kloster Kamp. "Mein Terminkalender ist immer prall gefüllt", sagt sie.

(h-m)
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