Moers Von der Last und Lust des Alterns als Frau

MOERS · Die Buchautorin und TV-Moderatorin Lisa Ortgies hat in der Moeser Bibliothek ihr neues Buch vorgestellt.

 Lisa Ortgies bei ihrer Lesung in Moers.

Lisa Ortgies bei ihrer Lesung in Moers.

Foto: Dieker, Klaus (kdi)

„Ich möchte gern in Würde altern, aber doch nicht jetzt“ – mit ihrem Buchtitel machte Lisas Ortgies, Autorin und Fernsehjournalistin, in der Bibliothek Moers neugierig. Sie stellte das Thema Alter und Altern in den Fokus, mit dem Männer ganz anders umgingen als Frauen.

„Zu 80 Prozent ist mein Buch lustig, voller Selbstironie und schwungvoll“, so die Autorin. Die verbleibenden 20 Prozent gehen unter die Haut: Im Familienurlaub erlitt sie vor zwei Jahren in New York einen Herzkrampf, zehn Monate später einen Herzinfarkt. Tiefe Einschnitte in das Berufs- und Familienleben der 52-Jährigen. Ein Leben, das sie mit hohen Tempo auf der Überholspur führte. „Mein Herz hat mich ausgebremst“, erklärt sie. Dem Leben im Dauerstress stellte sie sich allerdings gerne. Familie, Beruf, Freundschaft haben immer funktioniert. Perfektionismus und Selbstoptimierungen haben jedoch verheerende Folgen. „Ich hatte keinen Modus, um zu mir selbst zu finden“, erklärt die Moderation von „Frau TV“. „Ich habe Warnsignale nicht ernst genommen.“ Sie beginnt, über die eigene Situation, über das Erreichte nachzudenken. Herausgekommen sei dabei eine neue Offenheit, wie sie für sich feststellt. Und sie verrät, weshalb das Gespann Alter und Frau sich schwer tut und nicht in Tritt kommt. Gerade als Ü50 habe sie von sich mehr Souveränität erwartet. Stattdessen mache sich Unruhe und Unsicherheit breit, eine chronische Empfindsamkeit stelle sich ein. „Wir sind doch die Generation der psychologisch Durchgenudelten“, konstatiert sie. Weit gefehlt, denn ein ständiger Vergleich mit dem Lebensgefühl von Teenagern verdeutliche, dass das Alter seine eigene Geschichte schreibt: Bindegewebsschwäche, Falten, Cremes, Wechseljahre und probate Mittel gegen den schleichenden Prozess wie jugendliche Kleidung.

Frauen würden dank Sport irgendwie straffer und weigerten sich gegen eine Altersortung. Stattdessen üben sie sich in Defizitaufzählungen, um sich danach sehr mies zu fühlen. „Männer machen das nicht, obwohl sie auch unter Druck stehen“, so Lisa Ortgies. Frauen liebten das Zerstörerische. „Das ist nicht gut, wenn man neu starten will.“

Mit ihrem Fazit lehnt Ortgies sich an Robert Lembke an. „Alt werden ist kein reines Vergnügen. Aber denken wir an die einzige Alternative.“ Ihr Tipp: öfter mal den Stecker ziehen und sich auf die würdevollen und lebensfördernden Momente konzentrieren, dann klappe es auch mit dem Alter.

Monika Hanewinkel führte durch den Abend. Die Lesung war eine Kooperationsveranstaltung der Moerser Gesellschaft zur Förderung des literarischen Lebens, der Bibliothek Moers und der Thalia Buchhandlung.

(sabi)
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