Neukirchen-Vluyn Die bewegte Röhre

Neukirchen-Vluyn · Schüler unternahmen eine Reise in die Vergangenheit. Im Moerser Stadtarchiv forschten sie nach Spuren der 68er Bewegung in der Grafschaft.

Grafschaft Maximilian Böhm und Julian van Essen sind die Gewinner des Landessiegerpreises beim Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten. Mehr als 1200 Schüler unterschiedlichster Altersklassen aus Nordrhein-Westfalen beteiligten sich am Wettbewerb, der unter dem Motto „miteinander gegeneinander?“ ausgetragen wurde. Die Landesjury zeichnete jetzt 63 Schülerarbeiten mit einem Landessieg und 83 Aufsätze mit einem Förderpreis aus.

Die beiden 13-jährigen Schüler vom Gymnasium in den Filder Benden erforschten mit ihrer Gruppenarbeit die Auswirkungen der Studentenbewegung 1968 auf die Schülerbewegung in der Grafenstadt. Eine mehr als beachtliche Leistung, denn Maximilian und Julian besuchen erst die siebte Jahrgangsstufe. Sie arbeiteten eifrigst im Moerser Stadtarchiv, um besonders die damalige Berichterstattung zu durchleuchten und tief in das Leben der 68er in Moers einzutauchen. Sie führten etliche Interviews mit Zeitzeugen, wie unter anderem mit Rainer Lindemann und Burkhard Hennen, und erfuhren dadurch vieles Wissenswertes über die Studenten- und Schülerbewegung. So konnten sich die beiden ein genaues Bild von der damaligen Zeit verschaffen, die sie ja nur vom Hörensagen her kennen. Auch eine Besichtigung in der „Röhre“ durfte natürlich nicht fehlen. Ihre Ergebnisse fassten sie in einer fünfzigseitigen Arbeit zusammen, die auch an einer Universität keinen Vergleich zu scheuen braucht. Man erfährt zum Beispiel, dass auch hier in Moers Großdemonstrationen stattgefunden haben, in denen sich die Moerser Schüler gegen ihre Lehrer und die „Verdrängung“ ihrer Eltern aufgelehnt haben. Alles friedlich.

Im Gegensatz zu den meist gewalttätigen Demonstranten in den 68er Hochburgen Frankfurt, Berlin und Hamburg liefen die Protestbewegungen in der „Provinz Moers“ aber friedlich und gesittet ab. Zwar gab es auch in Moers einige kleine Scharmützel mit den hiesigen Exekutiven, aber militante Steinewerfer oder mit Schlagstöcken prügelnde Polizisten suchte man in der „Provinz“ vergeblich.

Betreut wurden die beiden „Nachwuchs-Historiker“ von ihrem Geschichtslehrer Helmut Kellershohn, der sich selbst als 68er bezeichnet. „Ich studierte damals in Bonn und mischte ordentlich mit“, erinnert sich der Geschichtslehrer gern an sein damaliges Studileben zurück.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort