Moers Der Weg zurück in den Beruf ist steinig

Moers · Für viele Mütter in Moers, die familienbedingt ihre Arbeitsstelle aufgeben, ist der Weg zurück in den Beruf eine hohe Hürde. Experten fordern ein Umdenken bei den Unternehmen und sehen bei den arbeitslosen Frauen große Potenziale.

 Astrid Minz will um jeden Preis zurück in den Beruf. Nach der Geburt ihres zweiten Sohnes machte sie eine Karrierepause. Bis heute hat sie trotz guter Qualifikationen noch keinen neuen Job gefunden.

Astrid Minz will um jeden Preis zurück in den Beruf. Nach der Geburt ihres zweiten Sohnes machte sie eine Karrierepause. Bis heute hat sie trotz guter Qualifikationen noch keinen neuen Job gefunden.

Foto: klaus dieker

Astrid Minz hat Karriere gemacht: Die 44-jährige gelernte Bürokauffrau hat es in ihrer beruflichen Karriere weit geschafft. So weit sogar, dass sie irgendwann beschloss, ihr eigener Chef zu werden. 2004 machte sie sich selbstständig, als Personalberaterin. Das Geschäft lief so gut, dass sie ihr größter Kunde, die Mongo's Gastro GmbH, aus dem eigenen Unternehmen abwarb. Die berufliche Karriere der zweifachen Mutter war lange Zeit eine Erfolgsgeschichte. Heute ist Minz arbeitslos.

Ihr Fall ist nur ein Beispiel für die Situation vieler Frauen. Für Arbeitnehmerinnen, die aus familiären Gründen eine Karrierepause einlegen, ist der Wiedereinstieg in den Beruf oft eine hohe Hürde. Allein im Bezirk Wesel der Bundesagentur für Arbeit seien knapp 400, teilweise hoch qualifizierte Frauen nach einer Familienpause vergeblich auf Jobsuche, im Bereich Moers seien es etwa 50, sagt Christiane Naß, die Beauftragte für Chancengleichheit der Bundesagentur.

"Und das sind nur die Frauen, die sich bei uns melden. Die wahre Zahl dürfte deutlich höher ausfallen", sagt Naß. Fachleute sprechen von der sogenannten "stillen Reserve." Wie hoch diese sein könnte zeigt ein Blick auf die Beschäftigungsquote. In NRW liegt sie bei 45,1 Prozent. Es arbeitet nicht einmal jede zweite Frau.

Den unbequemen Schritt zur Arbeitsagentur hat Astrid Minz schon hinter sich gebracht. Das Dilemma begann, so sagt sie, mit der Elternzeit. "Das zweite Kind war der Karrierebruch." 2002 kam ihr erster Sohn zur Welt, neun Jahre später der zweite. Zu dieser Zeit war Minz bereits bei Mongo's beschäftigt. Anders als beim ersten Kind entschloss sie sich dazu, in Elternzeit zu gehen. Als diese vorüber war, war sie gezwungen, zu kündigen, weil Kind und Arbeit nicht unter einen Hut zu bekommen waren.

"Meine Mutter war inzwischen acht Jahre älter geworden und konnte sich nicht mehr so mit einbringen wie beim ersten Kind", sagt Minz. Heute bewirbt sich Minz "auf fast alles, was irgendwie passt". Zuletzt auf eine Stelle als stellvertretende Filialleiterin in einem Einzelhandelsunternehmen. Auf viele der 40 Bewerbungen, die sie bislang verschickt hat, kam nicht mal eine Reaktion.

Die Bedürfnisse von Frauen, die neben der Arbeit mit dem Familienmanagement beschäftigt sind, und die Wünsche von Unternehmen passen noch nicht zusammen. Familienfreundliche Strukturen gibt es bislang in den wenigsten Unternehmen. Naß hält das aus unternehmerischer Sicht für fatal. Sie fordert mit Blick auf den zunehmenden Fachkräftemangel ein Umdenken: "Bei den arbeitslosen Frauen liegen große Potenziale brach." Für diesen Ansatz müsse man Unternehmen sensibilisieren. Außerdem sagt Naß: Es gibt gute Gründe für Unternehmen, Mütter einzustellen. "Mütter sind Organisationstalente, teamfähig und stresserprobt", sagt Naß. "Das sind genau die Eigenschaften, die viele Unternehmen in ihren Ausschreibungen abfragen." Damit aus der Theorie Praxis wird, gelte es aber, die Betreuungssituation zu verbessern. "Noch immer ist es schwierig, Kind und Beruf unter einen Hut zu kriegen", sagt Naß.

Für Astrid Minz ist diese Situation unerträglich. "Es ist einfach nur frustrierend, wenn man 27 Jahre erfolgreich im Berufsleben gestanden hat." Sie will um jeden Preis dorthin zurück.

(RP)
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