Moers Der Tag, an dem Franz Ferdinand starb

Moers · Was hat sechs junge Männer dazu gebracht, für ihre politische Gesinnung töten zu wollen? Mit dieser Frage beschäftigt sich das neueste Stück des Jungen Schlosstheaters Moers mit dem Titel "Dieses Grab ist mir zu klein".

 Eine Szene aus "Dieses Grab ist mir zu klein". Das neueste Stück des Jungen Schlosstheaters beschäftigt sich mit dem Attentat von Sarajevo.

Eine Szene aus "Dieses Grab ist mir zu klein". Das neueste Stück des Jungen Schlosstheaters beschäftigt sich mit dem Attentat von Sarajevo.

Foto: Klaus Dieker

28. Juni 1914: Mehrere tausend Schaulustige erwarten in Sarajevo am Straßenrand den Besuch des österreichischen Erzherzogs Franz Ferdinand und seiner Frau Sophie. Unter ihnen auch sechs junge Serben. Sie sind allerdings nicht zum Jubeln gekommen. Sie wollen Serbien von der Herrschaft der Österreicher befreien und planen an diesem Tag ein Attentat auf Franz Ferdinand.

Vier von ihnen versagen im entscheidenden Moment die Nerven. Einer, der 19-jährige Nedeljko Cabrinovic, zündet eine Bombe, die aber keinen Schaden anrichtet, und versucht sich anschließend erfolglos mit einer Giftkapsel das Leben zu nehmen. Seinem ebenfalls 19-jährigen Freund Gavrilo Princip gelingt es als Einzigem, den Attentatsplan umzusetzen. Schon als niemand mehr damit rechnet, erschießt er den Erzherzog und seine Frau, ohne dabei zu ahnen, dass seine Tat wenige Wochen später zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges beitragen wird.

Das ist Geschichte. Doch wie kam es dazu? Was hat diese sechs jungen Männer dazu gebracht, für ihre politische Gesinnung meinen, töten zu müssen? Mit genau dieser Frage beschäftigt sich das neueste Stück des Jungen Schlosstheaters Moers "Dieses Grab ist mir zu klein", das unter der Regie von Holger Runge im Studio am Kastellplatz Premiere feierte. Eine trotz ihres geschichtlichen Kontextes heute noch immer hoch aktuelle Frage, für die es nach wie vor keine wirklich befriedigende Antwort gibt.

Die beiden jungen Männer, die in dem Stück gleich zu Beginn in die mit einer Liege, zahlreichen Hirschgeweihen, einer Bank, sowie einem Tisch gewohnt spärlich ausgestattete Studiokulisse stürmten, waren nämlich zumindest anfangs alles andere als radikal. Das sollte erst später kommen. Noch hatten Gavrilo und sein Freund Nedeljko mehr Angst davor, nach der Teilnahme an einer Studentendemonstration von der Polizei verfolgt zu werden. Beschämende Angst, die ihnen besonders vor der 15-jährigen Tochter ihrer Vermieterin äußerst peinlich war.

Der 24-jährige Danilo Ilic war dagegen schon ein gefährlicheres Kaliber. Von dem angeblich im letzten Feldzug gegen die Türken hoch dekorierten Dragutin Dimitrijevic Apis in den serbischen Geheimbund "Schwarze Hand" eingeführt, machte er wenig später die beiden anfangs noch eher harmlosen beiden Studenten mit gezielt patriotischen Parolen zu willfährigen Attentätern.

Er selber bleibt dabei im Hintergrund, wird aber dennoch im späteren Holocaustgefängnis von Theresienstadt erhängt und erlebt in dem Stück daran anschließend zunächst den Foltertod von Nedeljko, die Hinrichtung des angeblichen Türkenkriegshelden Dragutin und schließlich das durch Entzündungen und Hunger verursachte Ableben des verurteilten Attentäters Gavrilo Princip.

Die Rolle des Gavrilo Princip in dem neuen Stück des Jungen Schlosstheaters Moers "Dieses Grab ist mir zu klein" spielte Benjamin Redmers, die des Nedeljko, des Danilo und seiner 15-jährigen Schwester Ljubica, sowie des angeblichen Türkenkriegshelden Dragutin spielten - in gleicher Reihenfolge genannt - Fabrice Sell, Noel Telizin, Lina Jarofka und Wolfgang Närdemann.

Weitere Aufführungen des Stückes finden am 17. Dezember dieses, sowie am 18., 22. und 27. Januar des nächsten Jahres statt. Nähere Informationen zum Stück und den Aufführungen gibt es im Netz unter der Adresse www.schlosstheater-moers.de

(RP)
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