Serie: Die Schätze Im Moerser Schloss Der Moerser Ritter vom Goldenen Vlies

Moers · Der Aufstieg der Grafen von Moers erreichte im 15. Jahrhundert seinen Höhepunkt. Graf Friedrich III. von Moers unterhielt gute Beziehungen zum Herzog von Burgund. Auf dem Moerser Schloss/der Burg wurden viele hohe Gäste empfangen.

 Das heraldische Reiterporträt des Grafen Friedrich III. Der Holzstich aus dem 19. Jahrhundert ist relativ klein. An den Ausstellungswänden im Museum ist er aber groß abgebildet, wenn auch farblich verfremdet.

Das heraldische Reiterporträt des Grafen Friedrich III. Der Holzstich aus dem 19. Jahrhundert ist relativ klein. An den Ausstellungswänden im Museum ist er aber groß abgebildet, wenn auch farblich verfremdet.

Foto: Grafschafter Museum

Moers Graf Friedrich III. von Moers stand sich gut mit dem Herzog von Burgund, Philipp dem Guten. Der hatte im 15. Jahrhundert einen europaweit mächtigen Staat aufgebaut, zu dem neben Burgund auch die Herzogtümer Luxemburg und Brabant, die Grafschaften Holland und Flandern gehörten. 1421 beteiligte sich der Moerser Graf an den Kämpfen um Brabant. Sie standen im Zusammenhang mit der damaligen Entwicklung der burgundisch- niederländischen Großmacht.

Keine zehn Jahre später, am 4. Dezember 1431, wurde Graf Friedrich von Moers in Lille in den Ritterorden vom Goldenen Vlies aufgenommen. Philipp, Herzog von Burgund, hatte den Hausritterorden anlässlich seiner Heirat mit Prinzessin Isabella von Portugal am 10. Januar 1430 gestiftet. Er nahm die angesehensten Adligen seiner Länder als Ritter auf. Im Grafschafter Museum ist heute ein Trinkgefäß ausgestellt, das in drei Reliefs Geschichte erzählt. Das dritte Feld zeigt das Wappen Kaiser Maximilians vor dem Doppeladler des Reiches und die Jahreszahl 1572. Die unterhalb des Reichsadlers dargestellte Ordenskette mit dem goldenen Widderfell ist das Zeichen des gestifteten Ritterordens vom Goldenen Vlies.

Das Schicksal meinte es gut mit Graf Friedrich III. von Moers (1418 bis 1448). Mitte des 15. Jahrhunderts befanden sich die Moerser Herren auf dem Höhepunkt ihrer Macht. Sie waren reich und einflussreich. Die Brüder Friedrichs bekleideten wichtige geistliche Ämter. Heinrich von Moers war Bischof von Münster und Verweser des Bistums Osnabrück und Walram Elekt von Utrecht. Bruder Dietrich wurde 1414 zum Erzbischof von Köln gewählt. Ein heraldisches Reiterporträt Friedrichs - die Abbildung ist ebenfalls im Moerser Museum ausgestellt - zeigt deutlich, wie selbstbewusst die Grafen im 15. Jahrhundert waren. Das Porträt befindet sich ursprünglich im Wappenbuch des Herolds Toison d'Or. Der Holzstich entstand im 19. Jahrhundert nach einer Handschrift von 1431.

Bereits 1411 hatte Erzbischof Friedrich von Saarwerden mit seinem Schiedsspruch den immer wieder aufkeimenden Streit beendet, ob Moers ein klevisches Lehen sei. Die Grafen sahen sich danach nicht mehr als deren Gefolgsleute und erkannten die Lehenshoheit der Klever nicht mehr an. Graf Friedrich III. erwies sich als talentierter Vermittler in politischen Krisen, zum Beispiel zwischen Geldern und Jülich, nachdem in Geldern erneut ein Erbfolgestreit entbrannt war. Friedrich erreichte 1429 einen vierjährigen Waffenstillstand. Im Rahmen der Soester Fehde (1444 bis 1449), an der sein Bruder, der Erzbischof von Köln, maßgeblich beteiligt war, setzte sich der Moerser Graf für die Beilegung des Streits ein. Vertreter der verfeindeten Parteien sollen in Moers zu Verhandlungen zusammen gekommen sein.

Überhaupt war das Moerser Schloss (beziehungsweise die Burg) zu Zeiten Friedrichs Treffpunkt ziemlich wichtiger Menschen: 1437 bestimmte Philipp von Burgund Moers zum Beispiel zum Ort für einen Fürstentag. Als er 1440 zu einer "Heiltumsfahrt" nach Aachen, Köln und Neuss reiste, begleiteten Friedrich III. und Erzbischof Dietrich den Herzog von Burgund nicht nur. Er soll sogar während der Reise fast ausschließlich auf den Schlössern der Herren von Moers in der Grafenstadt und in Krefeld übernachtet haben. Sieben Jahre zuvor, im Jahr 1433, hatte man in Moers ein großes Fest gefeiert: die Hochzeit des Junggrafen Vinzenz mit Anna, Tochter des Pfalzgrafen Stephan von Bayern. Der Ausbau der Burg setzte sich im 15. Jahrhundert ebenfalls fort. Die Herren ließen ihre Ringmauerburg mit einer Schutzmauer umgeben - mit einer Zwingermauer, die später westlich mit einem Gebäude überbaut wurde. So entstand das Palasgebäude der heutigen Burg. Zu Zeiten Friedrichs entstand auch das neue Haus des Grafen am Altmarkt, heute Löwen-Apotheke. Friedrich starb 1448. Er wurde in der Benediktiner-Abtei St. Pantaleon in Köln begraben. Seine Grabfigur trägt die Insignien des Ordens vom Goldenen Vlies.

(RP)
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