Freiwilliges Soziales Jahr Für elf Monate nach Südafrika

Moers · Der Moerser Philipp Koch macht nach dem Abitur ein Freiwilliges Soziales Jahr in einem Kinderdorf. Für einen Teil der Kosten muss er selbst aufkommen. Unterstützt wird der 17-Jährige von der Kirchengemeinde in Hochstraß und seiner Familie.

 Melanie Koch, Philipp Koch (Mitte) und Thorsten Koch haben in ihrer Kirchengemeinde in Hochstraß eine Suppenküche mitorganisiert. Die Einnahmen daraus tragen dazu bei, das Freiwillige Soziale Jahr von Philipp im Süden Afrikas zu finanzieren.

Melanie Koch, Philipp Koch (Mitte) und Thorsten Koch haben in ihrer Kirchengemeinde in Hochstraß eine Suppenküche mitorganisiert. Die Einnahmen daraus tragen dazu bei, das Freiwillige Soziale Jahr von Philipp im Süden Afrikas zu finanzieren.

Foto: Michelle Abts

Mit dem Abitur in der Tasche stellt sich für viele Jugendliche die Frage: Was kommt nach der Schule? Die einen studieren, andere entscheiden sich für eine Ausbildung, und bei wieder anderen gibt es eine dritte Möglichkeit, die für sie ganz oben auf dem Zettel steht: ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ). Genau dafür hat sich der Moerser Philipp Koch entschieden: „Ab Anfang August werde ich für elf Monate nach Südafrika gehen.“ Kochs Wunschziel ist das Kinderdorf iKhethelo. Dort kümmern sich die Menschen um verwahrloste und verwaiste Kinder und verhelfen ihnen so zu einem besseren Leben. „Bis jetzt steht das Reiseziel noch nicht zu 100 Prozent fest, aber ich denke positiv“, sagt Philipp.

Die Reiselust des 17-Jährigen begann schon in der Kindheit. „In den Ferien habe ich an Sprachreisen teilgenommen und habe an einem Schüleraustausch nach Kanada teilgenommen“, sagt Philipp. Dort habe er auch seinen Berufswunsch, später mal etwas mit Holztechnik zu tun haben zu wollen, entdeckt, verrät Mutter Melanie. „Ich habe eher Fern- als Heimweh“, sagt Philipp mit einem Lächeln.

Seit seiner Konfirmation engagiert sich der Moerser in der evangelischen Kirchengemeinde Hochstraß und lernte dort auch Piet George kennen. „Piet hat auch sein FSJ in dem Kinderdorf gemacht und die Stiftung ‚1000 Hills’ für dieses Dorf gegründet. Er hat mich angesteckt“, gibt Philipp zu. Seitdem unterstützt auch die Gemeinde die Stiftung. „Außerdem durfte ich Siphiwe kennenlernen. Er kommt aus dem Dorf und war als Austauschschüler einige Zeit in Deutschland. Zudem stehe ich mit dem Leiter des Kinderdorfs in Kontakt“, sagt Philipp. Finanziell unterstützt wird der Moerser von dem gemeinnützigen Verein „AFS interkulturelle Begegnung“, der eng mit dem Entwicklungshilfeministerium in Berlin zusammenarbeitet. Dazu kommen Seminare, in denen ehemalige Teilnehmer die zukünftigen FSJler über das Land ihrer Wahl aufklären. „Uns wird gesagt, wie wir Fehler vermeiden können und wie die Integration am besten verläuft“, sagt Philipp.

Für einen Teil der Kosten muss er selbst aufkommen. „Dabei bin ich auf Spenden angewiesen“, sagt Philipp. Von der Kirchengemeinde wird der Schüler auch durch Pfarrer Tobias von Böhn unterstützt. In Gottesdiensten werden Kollekten für das FSJ gesammelt. Des Weiteren wurde in der Kirchengemeinde eine Suppenküche auf die Beine gestellt, deren Einnahmen dann als Spenden mit in das FSJ einfließen. Das Essen würde so gut ankommen, dass die Leute davon noch etwas mit nach Hause nehmen, berichtet Vater Thorsten.

Auch mit eigenen Ideen versucht die Familie Koch Spenden zu sammeln. Mutter Melanie Koch hat beispielsweise eine Walking-Gruppe gegründet: „Mit sogenannten Smoveys sind wir sonntags oder freitags unterwegs. Für die Teilnahme nehme ich kein Kursgeld, sondern stelle stattdessen eine Spendenbox auf.“ Auch Philipps jüngerer Bruder Timo ist mit von der Partie, wenn es darum geht, Geld zu sammeln. „Er unterhält die Anwesenden bei der Suppenküche auf seinem Akkordeon oder zeigt einige seiner Zaubertricks“, sagt die Mutter. „Wir sind über jede Spende dankbar. Leider fällt einem nichts in den Schoß“, sagt Vater Thorsten, und Philipp ergänzt, dass es durch die Spenden möglich ist, auch zukünftig jungen Menschen die Teilnahme an einem Projekt zu ermöglichen. „Am Ende bekommt jeder Spender außerdem eine Spendenbescheinigung.“

Nach der Rückkehr aus Südafrika möchte sich Philipp im sozialen Bereich engagieren. Doch der 17-Jährige will nicht nur anderen helfen, sondern dadurch auch selbst wachsen. So wie er das in Südafrika auch vorhat. „Ich will den Kindern helfen und Spuren hinterlassen. Daneben interessiert mich die Kultur, und wie ich lernen kann, mit solchen schwierigen Situationen umzugehen.“

Seine Eltern sind stolz auf ihren Sohn und dessen Vorhaben, besonders deshalb, weil sie iKhethelo schon vorher durch die Gemeinde unterstützt haben. „Philipp ist selbst sehr aktiv in einem Fußballverein, und die Kinder im Dorf lieben den Sport anscheinend auch“, sieht Vater Thorsten seinen Sohn in Südafrika sehr gut aufgehoben. Mutter Melanie hofft überdies, dass durch das Engagement ihres Sohnes auch andere Jugendliche auf die Idee kommen, sich für dieses oder vergleichbare Projekte einzusetzen, und das mit viel Leidenschaft in die Welt hinaus tragen.

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